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Christoph
Christoph mag es, wenn es breakig und verspielt klingt. Nicht zu gerade. Als Kid Kozmoe legt er auch auf. Und heimlich produziert er eigene Tracks. Aber pssst.

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Bernhard Y. Riemann „Wesen“ (Yuyay Records)

17. Oktober 2015 / Kommentare (0)

Ein neues Release auf Yuyay, wieder eingebettet in die rätselhafte Mythologie rund um nach Erleuchtung strebender Mathematiker. Hört man die Forschungsergebnisse von Bernhard Y. Riemann (alias Robyrt Hecht), so scheint er dieser recht nah zu kommen. Fünf Stücke lang entfalten sich Welten, die Raum und Zeit vergessen lassen. Wie auch bei den vorherigen Yuyay-Veröffentlichungen fungiert wieder ein bekannter Mathematiker als Ausgangspunkt für das Konzept der EP.

Sehr gemächlich beginnt „Polyfoil Planes Are Withering“. Flirrende Synthesizer-Melodien durchziehen den Opener. Verrückt: Obwohl dieser bereits sieben Minuten lang ist, kommt er mir viel kürzer vor. Zeit ist halt relativ. Regelrecht erhaben wirkt das Stück zum Ende hin.

In „Conjuring Zeta Function“ schnattern die Synths schon viel offensiver. Dazu kommen Vocals zum Einsatz, die dem Track eine völlig unerwartete Komponente geben, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen. In besseren Zeiten würde davon ein kurzer Edit in der Radio-Landschaft hoch und runter gespielt werden.

Ein hakeliger, gebrochener Groove fordert uns in „Les 859 Quartos de Legendre“ heraus. Bestimmt steckt eine gewisse Mathematiker-Freude dahinter, abseits vom Viervierteltakt zu experimentieren. Gleichzeitig erinnert es sehr deutlich daran, wie selten dies in elektronischer Musik passiert. Der Titel ist womöglich ein Hinweis auf die Kürze des Tracks: Innerhalb einer Woche hat Bernhard Riemann das auf 859 Quartformat-Seiten erschiene Werk „Théorie des Nombres“ von Legendere gelesen und verstanden – als Schüler, wohlgemerkt.

Gleich mal gegoogelt, was das „Jacobisches Umkehrproblem“ ist, dann aber doch festgestellt, dass die freiwillige Beschäftigung mit Mathematik nicht zu meinen bevorzugten Freizeitaktivitäten gehört. Vielleicht beschreibt das Stück aber gut das Gefühl, sich in eine Zone der Konzentration zu versenken – jene, die man für komplexe Gedankengänge benötigt.

Zum Ende gibt es wieder Vocals bei „No Pole Has Been Lifted“. Und diesmal ist es tatsächlich ein Song, der an dunkleren Synth-Pop anknüpft, aber doch mit einem Bein ins All abhebt. Eine neue Facette, die Yuyay Records hier zeigt und von der wir hoffentlich noch mehr zu hören bekommen.

Yuyay Records Website
Mehr zu Yuyay Records bei frohfroh

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