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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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House News 11/2016

18. November 2016 / Kommentare (0)

Da sind einige neue und gute House-Platten in den letzten Wochen herausgekommen. Hier gibt es sie alle auf einmal.

Arsy „Rollator House Classics Vol. 2“ (Laubenpiepers Finest)

Da ist zum Beispiel die Katalognummer 5 von Laubenpiepers Finest. Wir hatten das Label von Oliver Bernstein erst kürzlich im Kurzporträt. Damals schon fiel mir auf, dass bei frohfroh über diesen Arsy, der auf Laubenpiepers veröffentlicht, schon vor langer Zeit etwas geschrieben haben. Nur hieß er da noch Arsen1Computerklub und produzierte mikroskopisch dichten und kantigen Minimal.

Danach habe ich den Berliner aus dem Blick verloren und damit zugleich seinen Wandel hin zu sehr speziellem House. Denn die vier Tracks der „Rollator House Classics Vol. 2“-EP sind von einer eigenwilligen Intimität und Vielschichtigkeit geprägt. Vielleicht hat sich an der Arbeitsweise von Arsy gar nicht viel geändert, nur die Ästhetik ist softer, organischer und poetischer geworden. Auf jeden Fall sind seine Tracks hier filigran geschichtet und mit einer entspannten, jazzig freigeistigen Attitüde unterwegs. Keine offensichtlichen Hits, dafür zurückhaltende subtile Listening-Perlen.

Panthera Krause „Solar System“ (Lobster Theremin)

Nach seinem überraschenden Debüt beim Londoner In-Label Lobster Theremin vor zwei Jahren, konnte Panthera Krause vor Kurzem eine weitere EP dort platzieren. Und auch Panthera Krauses Zugang zu House ist eher aus einer tiefsinnigen, wenig funktionalen Sicht geprägt. Mit organischer Wärme und großer spielerisch-musikalischer Reife. Zwar gibt es mit „John Doe“ einen ebenso angerauten wie euphorischen Floor-Hit, doch daneben tastet sich Panthera Krause eher in ruhigere Bereiche.

Besonders „Zombies“ gefällt mir mit seinem reduzierten Arrangement und dem sich später herausschälenden, verspulten Vocal-Bass-Gemenge. „Flourished“ taucht hingegen in einen nicht zu stoppenden Fluss aus sanft schiebenden HiHats, Synth-Chords und einer weit entfernten, unberechenbaren Bassline. Wahnsinn, wie feinsinnig die Tracks von Panthera Krause immer klingen.

Various Artists „Continue“ (Ourselves)

Beim O*RS-Sublabel Ourselves ging es neulich auch weiter mit der zweiten Mini-Compilation. Perel und Braunbeck aus Berlin sind wieder dabei. Und aus Leipzig ergänzen Filburt, Ranko und Lootbeg die Zusammenstellung. Am meisten strahlt für mich die druckvolle Oldschool-House-Reminiszenz von Perel heraus mit ihren derben Bassdrums. Super simpel, aber auch super einnehmend.

Bei Braunbeck schwingt ja oft dieses Tech House-Rave-Rauschen mit, bei „Holy“ ist das ebenfalls so, aber auch hier bewahren die tighteren Bassdrums den Track vor der cleanen Langeweile. Ranko & Lootbeg sind auf dieser Platte erstmals als Duo zu hören und tatsächlich verschmelzen hier die Classic-Skills von Lootbeg mit der melodiösen Beatmaker-Lässigkeit von Ranko. Inklusive eines rhythmischen Switches in der Mitte, der „Girl Vouchers“ extrem gut steht.

Filburt ist mit seinem „The Way“ dann mit fanfarischem Uplift unterwegs, der mir besonders gut in der zweiten Hälfte gefällt, wenn die verschiedenen Chords ineinanderfließen.

Polo „Tent Tracks“ (Holger Records)

Ganz frisch draußen ist die neue Holger-Platte. Und überraschenderweise kommt sie von Polo – überraschend, weil Holger sonst eher abseitiger und forschender unterwegs ist. Und Polo steht doch mehr für hypnotische, aufgeräumt-minimalistische Sets und Tracks. Obwohl als DJ seit vielen Jahren präsent, kam erst im Sommer 2015 seine Debüt-EP auf Kann Records heraus.

Reduziert und sphärisch sind auch die „Tent Tracks“ hier auf Holger. Ziemlich genau an der Schnittkante zwischen House und Techno entfaltet Polo mit seinen dichten, loopigen Sound einen ebenso treibenden wie kontemplativen Sound. Immer mit einer unglaublichen Schwerelosigkeit und fast schon strengen Stromlinienförmigkeit. Bei „Transformation“ bricht es kurzzeitig in neurotisches Flackern und Acid-Schrauben aus, sonst behält Polo seine pushend-deepe Linie bei. Eine sehr schöne Holger-Überraschung.

M.ono & Luvless „Rose Cutz Pt. 2“ (Razor-N-Tape Reserve)

Für M.ono & Luvless war es ja ein sehr erfreuliches Jahr – besonders durch den 5. Geburtstag ihres Labels Rose Records. Beim New Yorker Label Razor-N-Tape krönen sie ihr 2016 nochmals mit einer neuen EP, bei der jeder eine Seite mit losgelösten, disco- und soulbeeinflussten Deep House bespielt. Die Connection nach Brooklyn brachte für Luvless und Rose Records-Mitbetreiber schon zwei EPs in der Vergangenheit hervor.

M.ono und Luvless bleiben ihrem Weg weitgehend neu. Bei M.ono ist noch etwas mehr Glamour dabei und Luvless legt mit „File Save As“ mal einen Gang zurück. Inklusive breakiger Beats, die den hellen Strings und Chords einen ganz anderen Raum zugestehen, als bei den sonst durchrauschenden House-Bassdrums. Tatsächlich mein Hit hier, weil er aus dem Rose-Sound ausbricht.

Riva Starr „It Is True“ / Ninetoes „All Night Long“ (Moon Harbour Recordings)

Bei Moon Harbour kamen gleich zwei neue EPs nach dem Matthias Tanzmann-Album heraus. Von zwei großen Tech House-Acts, die ich bisher jedoch nicht auf dem Schirm hatte: Riva Starr und Ninetoes. Aber eigentlich sind die Namen auch egal. Genauso wie das EP-Artwork.

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