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Friederike
Friederike beschreibt sich ungern kompakt in einem Dreizeiler. Dazu ist das Leben zu vielfältig und das Wort zu groß. Ein paar Konstanten gibt es doch – die elektronische Musik und das Schreiben, beides facettenreich.

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Wie die erste Platte entsteht – Napoleon Dynamite „Start over“

22. April 2017 / Kommentare (0)

Es muss sich anfühlen, wie das erste Mal Fahrrad zu fahren, das erste Mal zu fliegen oder den ersten Zungenkuss zu erleben – ein Gefühl zwischen zehnfachem Rückwärtssalto und geschwollener Brust. Napoleon Dynamite veröffentlicht seine erste Platte und wir durften ihn dabei begleiten.

Eigentlich tritt Martin im Doppelpack mit Hendrik Kaden unter Dynamite Kadinski auf, organisiert Partys in seiner Fäncy-Crew oder sitzt am Schlagzeug von Mekong Airlines. Doch gibt es ihn sehr wohl allein. Seit vier Jahren produziert er und schiebt gute Lieder in den einen und weniger gute in den anderen Ordner. Bis der Moment eintrat, indem ein digitaler Ordner dem Track nicht mehr gerecht wurde und „Start over“ auch taktil wahrgenommen werden sollte, ja veröffentlicht werden musste. Doch wie geht es eigentlich dann weiter? Dazu durften wir Martin befragen.

„Das erste Release ist super schwer.“

Alles beginnt mit der Suche nach dem richtigen Label und der Frage, welches Label überhaupt zum Track und natürlich zum Künstler selbst passt. Seiner Kunst eine Bühne zu geben, bedeutet harte Arbeit. Davon bleibt auch ein Produzent und DJ nicht verschont: bekannte Kontakte ansprechen, hinterher telefonieren, Absagen akzeptieren. Martins erste Wahl und durch vorherige Zusammenarbeit vertrauter Kontakt Filburt hatte für O*RS in diesem Jahr bereits zu viele Veröffentlichungen geplant, so kam er zu Filburts und Ron Deacons Label RDF Music.

„Es ist wirtschaftlich immer schwierig, eine Platte zu veröffentlichen – vor allem bei kleinen Labels.“

Doch bietet ein kleineres Label auch größeren Raum für eigene Ideen, sei es im Marketing oder gar gesamtheitlich. So geht es schon lang auch um das Gesamtkunstwerk Platte und beim ersten Release im Speziellen ebenso um den Prozess, der im Herbst 2016 mit zwei Remixen von „Start over“ begann. Dabei entstand ein verträumter Remix von Tristen und ein beatlastiger von Label-Owner Ron Deacon. Beide decken für Martin die gesamte Breite seines Stücks ab.

Anschließend gingen die Tracks zum unabhängigen Mastering. Das um Eigenheiten ausgeglichene, für alle Wiedergabegeräte optimierte Master kam ebenfalls ohne Veto aus. Eines wurde allerdings eingelegt, als die erste Testpressung im Januar mit einem Rauschen eintraf. Ein weiterer Monat verging bis nach der zweiten, nun erfolgreichen Testpressung, endlich vervielfältigt werden konnte und die 500 Platten von Ron sehnsüchtig entgegengenommen wurden.Der „heilige Moment“ des Stempelns konnte beginnen. Mit Support von Mauro Caracho wurden 100 Platten per Hand nummeriert. 100 individuelle, unterschiedlich bunt marmorierte Platten, die ausschließlich über Bandcamp bestellbar sind. Für den konventionellen Vertrieb der weiteren 400 übernimmt Diamonds and Pearls die Distribution. Das Artwork wurde von Stephanie Winkler entworfen, den Siebdruck hat Stek Streetart übernommen. So ganz gibt es Martin eben doch nicht allein und so entsteht aus vielen kleinen Ideen und Puzzleteilen ein Masterpiece. Was nützen auch derartige besondere, einmalige Momente voller Zauber, wenn sie nicht teilbar sind. Das Gefühl der Wertschätzung kann er dann doch ganz allein genießen, verdienterweise.

Es entstand ein eindringlicher, breiter Track mit einem Spiel aus Nähe und Distanz. Die dramatische, gegensätzliche Stimmung setzt Ron in seinem Remix fort und verstärkt das Ungleichgewicht – sphärisch, aber konsequent beatlastig. Eher spielerisch, verträumt und intuitiv wirkt der Remix von Tristen hingegen.

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