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Autor:in

Antoinette Blume
Alles, immer, gleichzeitig und umgekehrt-nacheinander: Autorin, Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Podcasterin.

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Afterhour #7 – Tsorn

01. Juli 2017 / Kommentare (0)

Tsorn steht im Mittelpunkt der neuen Afterhour-Kolumne. Und musikalischer Zorn, der aber nicht nur einfache Ballerei ist. Aber lest und hört selbst.

In medias res: Geschlechtslos
Ob ich kategorielos schreiben könnte, fragt mich Tsorn. Was das genau heißt? Auf Pronomen und die Einkategorisierung von Mann/Frau verzichten, einfach immer nur Tsorn schreiben. Ja, klar, kann ich machen – finde ich spannend.

Aber Tsorn einfach nur immer Tsorn nennen, das sieht erstmal ungewohnt für die werten Leser aus. Man sollte es kurz erklären, damit es sinnig ist – was ich hiermit getan habe. Tsorn, kein er, kein sie, keine Gendergap, einfach Tsorn. Ok, wird gemacht und ihr wisst Bescheid. Und jetzt: Lest bestenfalls weiter und klickt alle Links durch.

Steckbrief
Lieblingsclub?Zoro
Zuhausemusik?Punk
Credo?Hauptsache ballern

„Hauptsache ballern“
Das Credo Tsorns könnte man auch falsch verstehen – ist aber eher ein Kokett-Spiel mit der eigenen Lifestyle-Feier-Vergangenheit und der Besessenheit, die eben dieses früher umgab. Heute eher weniger Ballerei, was auch immer das heißen mag, wenn dann nur produktiv als Künstler_in. Denn das ist Tsorn: produzierender Liveact, seit etwa vier Jahren. Tsorn spielte in dieser Zeit schon mehr als einmal im Zoro und im Institut fuer Zukunft in Leipzig, beim Reich x Schön Festival oder im About Blank in Berlin.

Auf Electro-Partys sah man Tsorn schon mit 16, damals in der Gast- und Konsumentenrolle. Mit heute 26 hat Tsorn doch eine ganz ansehnlich-lange-gute Feierexpertise. Vor ein paar Jahren nahm Tsorn sich hiervon dann eine einjährige Pause. Weg vom Feiern, hin zum Künstlersein. Die Feiererfahrung als Lebensinhalt ist vergangen; aus guten Gründen. Ein Besuch oder Auftritt im Nachtleben hat Seltenheitswert, auch wenn Tsorn öfter ausgehen und live spielen könnte, wenn eben genannter Charakter denn wollen würde.

Was ist dann die Motivation hinter der Musik, wenn es nicht das Teilnehmen und Feiern ist? „Es geht mir weniger um Auftritte, als um meine persönliche musikalische Weiterentwicklung. Auch ohne Publikum.“

“Ich will mich eher mal wieder selbst überraschen“

So sagt es Tsorn. Überraschend schön ist es, T. dann doch ab und zu im Nachtleben zu begegnen und gemeinsam die restlichen Entwicklungen des Technos in Leipzig zu erörtern.

Die Männerdominanz im Techno
„Och echt, schon wieder? Hat die eigentlich auch noch andere Themen?“, höre ich es jetzt schon durch die Gänge zischen. Ja, tatsächlich, schon wieder das leidige Thema Umstrukturierung … Nein, ernsthaft. Künstler_innen, Booker_innen, Liveacts, Kollektivisten und DJs werden so lange „schon wieder“ damit anfangen, bis sich nachhaltig (und damit sind auch die großen, internationalen Festivals und Clubs gemeint) eine gleichberechtigte Struktur darstellt, vollzieht und sich „etwas ändert“.

So auch Tsorn, die das Thema offen und oft anspricht. Die Männerdominanz im Techno nervt. Ärgert uns, wir sind uns einig. Tsorn mag daher die Partys der No Show-Crew, bei denen T. auch schon als Liveact gebucht wurde, sehr.

So wie ich. Weil hiermit subtil eine Message und Haltung vertreten wird, ohne die obligatorische Einkategorisierung „Female Line-up“. Wir verstehen uns also auf Anhieb richtig und vor allem gut. Schöner Schluss eines sonst eher tristen Vormittags.
Merci, Tsorn.

Ts = Z
Zum Abschluss verrate ich euch noch die Bedeutung des Künstlernamens, der sich gezwungenermaßen-überdiemaßen oft im Text liest. Eine der sieben Todsünden – Zorn. Voilà.

Übrigens: Tsorn am Bass bei The Heroine Whores.

Foto von Henry W. Laurisch
Artwork von Manuel Schmieder

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