Was war denn bei A Friend In Need los? Lootbegs Label hat in diesem Sommer mächtig Gas gegeben und vier EPs herausgebracht. Wir haben uns durchgehört.
A Friend In Need hat sein Soundspektrum ja nach und nach erweitert – da gab es neben dem ultra deepen Deep House in seiner klassischen Form auch Acid und schroffen Techno, dazu ein Wiederhören mit Orange Dot. In diesem Sommer ging es sehr vielseitig weiter. Von Ambient über Lofi-Techno über Breakbeat-Deepness bis zurück zum Classic Deep House. Aber der Reihe nach:Afinss „RA01“
Im Juni ging es los mit „RA01“, einem Ambient-Track in zwei Versionen. Mit leichtem Südsee-Kitsch machen es sich die hellen und sanften Synth-Streicher und Chords in der Luft gemütlich. Herrlich langsam und getragen von einem warm und dezent schiebenden Bass.
Im „Rhythmical Mix“ mischen sich noch – wie der Name es andeutet – Bassdrum und HiHat-Geraschel dazwischen, beim „Ambient Mix“ ist völliger Frieden. So chillig ging der Sommer also los bei A Friend In Need.
Lootbeg & Goodbye Galaxy „Demo Request“
Es blieb nicht so still: Nur zwei Wochen später haute Lootbeg zwei staubige Acid-Techno-Stomper heraus. Super tighte Bassdrums mit einem Haufen Staub dazwischen, dazu das durchdringende Schnarren der Acid-Sounds. Von Null auf Peaktime. Sehr simpel, aber eben auch sehr packend.
Mit Goodbye Galaxy gibt es noch einen weiteren Act auf dieser EP. Soundcloud verrät, dass dahinter auch Lootbeg steckt. Allerdings mit Faktor.Ost. In diesen Sessions scheint der Electro-Vibe groß aufzuleben. Mit verspielt hüpfenden Beats natürlich, aber eher deep als dark. Ein paar Acid-Schlaufen sorgen für Kanten. Sehr lässig.
NMSS „Satori“
Der Belgier NMSS drosselte das Tempo dann wieder merklich. Seine „Satori“-EP gefällt mir von allen A Friend In Need-Releases dieses Sommer am besten. Denn er verbindet hier eingedunkelten, meditativen Downbeat mit beseelt tänzelndem Jungle.
Letzteren webt er sehr stilsicher mit entspannten Deep-House-Synths ein – der Titel-Track wird dadurch zu einem echten Hit. Auch bei „It Felt Strange“ sorgt das für ein schönes Schimmern. „Wudang“ vertont mit seinen Vocal-Mitschnitten und einem Ambient-Downbeat-Mix sehr minimalistisch ein Meditations-Plädoyer. Eine der besten AFIN-Releases.
Little Boy With Glasses „Sad Anthems“
Zuletzt besann sich A Friend In Need wieder auf seine Classic-House-Wurzeln. Der UK-Producer Little Boy With Glasses präsentierte fünf traurige Hymnen, die gar nicht so sad klingen. Eher süß melancholisch, also durchaus genießend.
Ansonsten: Zeitlose Streicher, analog-warme Basslines und Soul-Vocal-Samples. Immer mit einer wohlklingenden und sympathischen Patina überzogen. Doch wie so oft bei solchen Tracks: Die ultimative, immer wieder wiederholte Zeitlosigkeit bringt auch eine gewisse Langeweile mit sich.
Lootbeg „CCCUFO1“ (Luv*Jam)
Neben diesem A Friend In Need-Marathon hat Label-Head Lootbeg im Sommer auch noch woanders eine eigene EP veröffentlichen können. Quasi ein Mini-Album mit drei Tracks und drei Remixen beim britischen Label Luv*Jam. Nach interstellaren Ausflügen klingen die Stücke – wobei der „Luv Jam Re Nip“ von „The Presence Of The Time Travellers“ mit seiner nächtlichen, treibenden Atmosphäre direkt hängenbleibt.
„Abduction Reset“ flasht mich aber am meisten, wohl wegen des prägnanten hymnischen Synths und den dezent drückenden House-Bassdrums. Einen schönen Cosmic Disco-Einschlag hat dann noch „Close Encounter Type III“. Auf Vinyl sind diese Ufo-Cuts erschienen.