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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Orange Dot „Hi John, By John“ (Spunky Monkey Records)

19. Oktober 2010 / Kommentare (0)

Es gehen hier ja durchaus Platten durch die Lappen. Bei der letzten Orange Dot-EP plagt mich jedoch am meisten ein schlechtes Gewissen. Seit Wochen schon möchte ich die hier vorstellen. Jetzt endlich geschieht es.

Ganze vier Monate ist es her, dass „Hi John, By John“ herauskam. Im kreuzer gab es damals auch einen Artikel dazu. Denn für Orange Dot alias Alexander Hessel ist diese Platte schon eine Überraschung – zumindest für Außenstehende. Denn bislang kannte man den frequenzcamping- und Alula Ton Serien-Kurator eher für seine im weitesten Sinne Electronica-verwurzelten Tracks.

Auf Spunky Monkey fand er sich erstmals auf dem Dancefloor wieder. Natürlich nicht so direkt und keineswegs Peak Time-kompatibel. Dafür ist „Hi John, By John“ eine dieser Platten, die lange nachhallen, die ein Zuhören reklamieren und bei dem die Hände getrost im Schoss liegen bleiben können. Es ist eine Platte, der man den Electronica-Background deutlich anhört.

Dass ich sie jetzt erst richtig in den Fokus nehme, hängt vielleicht mit der Jahreszeit zusammen. Die fünf Stücke eint nämlich eine gewisse Melancholie, die irgendwie erst in der Herbst-Tristesse richtig nachempfunden werden kann. Im Frühling sind die Gedanken und Gefühle meist woanders.

„Wendungen“, „Streifen“ und „Hund“ sind die Stücke, die tatsächlich relativ geradlinig und straight ausfallen – jedes für sich mit einer eigenen Prägnanz. „Hund“ baut sich beispielsweise zu einem episch abhebenden Slow-Raver auf, inklusive verschleiert dunklem Gesang. Überhaupt sind Stimmen bei Orange Dot hier ein wichtiges Element. Allerdings nicht um sich den Pop-Appeal reinzuholen, sondern um eine bestimmte Stimmung noch stärker zu verfestigen.

„Die Geschichte – erst recht die eigene – ist nie abgeschlossen. Sie wächst mit, sie macht Wendungen, sie bäumt sich auf, wenn man sie schon tot glaubt“, heißt es etwa bei „Wendungen“. Dabei ist der Track insgesamt aber wesentlich reduzierter und verrauschter. In manchen Sounds schimmert sogar die digitale Raster Noton-Kühle hervor.

„Streifen“ ist hingegen der Track, in dem die Kontraste von Orange Dot am besten zur Geltung kommen. Zu Anfang fegt die gerade Bassdrum los. Später wird sie gebrochen und das Tempo rausgenommen. Am Ende sind die Intervalle zwischen diesen beiden Seiten noch fließender ausformuliert.

„Selten“ und „Kristalle“ sind schließlich der Link auf Orange Dots musikalische Herkunft: Vertrackte, detailreiche und zugleich überaus harmonische Electronica-Stücke mit einem Klavier im Zentrum.

„Hi John, By John“ strahlt insgesamt eine klangliche und melodiöse Reife aus, die einfach umwerfend ist. Im frohfroh-Leserpoll – der bald ausgerufen werden soll – hoffe ich, dass diese Platte weit oben auftauchen wird!

Spunky Monkey Records Website
Orange Dot Myspace
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