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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Kassem Mosse / Diana Policapro „Staat Aus Glas“ (Sounds Of The Universe)

04. Dezember 2012 / Kommentare (0)

Diese Platte ist bereits ausverkauft. 300-mal gibt es sie nun irgendwo verteilt auf der Welt. Die Spekulationsblase der Schallplatte ist in vollem Gange.

Künstliche Verknappung ist längst ein probates Mittel, um Begehrlichkeiten zu wecken. Erst recht mit all den limitierten Vinyl-Auflagen – wenn gleich sie oft eher aus finanziellen Gründen klein gehalten werden. Bei Kassem Mosse wäre so etwas kaum notwendig. Und er selbst versuchte im letzten Jahr mit seinem Label gegen die großen Discogs-Blasen anzugehen, indem er die Ominira-Compilation einfach nachpresste, um dem Preiswahnsinn den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es half tatsächlich.

Letzte Woche startete das Überlabel Soul Jazz unter dem Banner seines Londoner Plattenladens Sounds Of The Universe das Komplettpaket mit hohem Spekulationsappeal. Im Rahmen einer neuen „Art + Sound“-12″-Serie veröffentlichte es die „Staat Aus Glas“-EP. 180g-Vinyl plus ein handgedrucktes Artwork der portugisischen Künstlerin Diana Policarpo. Auf 300 Stück limitiert und ausschließlich über den labeleigenen Shop zu kaufen, pro Käufer nur ein Exemplar für je 10 Pfund. „Sold out“, sofort.

Und bei Discogs? Da gibt es sie noch. Ab 50 Euro aufwärts. Mit ihr eine rege Diskussion voller Unmut. Fans, Sammler und Spekulanten stehen bei solchen Aktionen in derselben Schlange. Die Fetischisierung der limitierten Auflagen ist dabei gar nicht so sehr das Problem. Sie sind völlig nachvollziehbar die Perlen einer Sammlung, auch wenn hier der Grat zur blinden Heroisierung genauso schmal ist.

Mit Kassem Mosse kann dabei künstlerisch nicht viel schief gehen. Die drei Tracks der „Staat Aus Glas“-EP füttern die unbändige Faszination für seinen Sound weiter – obendrein ist es perfekt eingebunden in das kosmisch-schwarz-weiß-schillernde Artwork. Aber geht es darum noch? Oder sind solche EPs – so gelungen sie aus künstlerischer Sicht auch sind – ab einem bestimmten Punkt nur die Mikro-Version einer Eigentumswohnung in 1a-Lage? Kassem Mosse kontert via Facebook: „Save your money on the discogs antics, go invest in some weird outernational records instead.“

Es ist nichts neu an dieser Diskussion. Aber die „Staat Aus Glas“-EP beflügelt sie auf prototypische Weise. Dem Vinyl lag übrigens auch ein exklusiver Download-Code für die MP3-Versionen bei. Digital zu kaufen, gibt es sie offiziell nicht. Aber jenseits der virtuellen Vertriebsschranken sind bereits ebenso die gewohnten Mechanismen in Gang gesetzt worden.

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