Unglaublich, wieder ein neues Label. Wieder mit Tapes. Wieder mit analoger Euphorie.
Sie ebbt nicht ab, die aktuell weit verbreitete Freude am Roughen, Analogen, Nichtperfekten. Auch bei Sweet Nectar Tapes scheint sie stark ausgeprägt zu sein – inklusive rotziger Street-Attitüde. Nicht nur, dass das junge Label mit einem Tape startet, auch das erste Album „High School Lovers“ von Achilles kultiviert die schlingernde, auf das Wesentliche runtergestrippte Klangästhetik weiter.
Die sieben Tracks entstanden ausschließlich am Drumcomputer und ein paar Synthesizern, aufgenommen wurde alles mit einem Fostex 380S Tape Recorder. Im Overkill der Musiksoftware-Optionen wahrscheinlich ein überaus befreiendes Set-up. Die Reduktion der Mittel hat oftmals spannendere Dinge hervorgebracht als ein Zuviel der Möglichkeiten. Ohne die richtig dosierte Opulenz schmälern zu wollen.
„High School Lovers“ besticht genau durch jene unbeirrte Einfachheit und Ungeschliffenheit, die unter anderen bei Kassem Mosse und Leibniz ohne Ermüdungserscheinungen fasziniert. Noch – denn natürlich sind die Grenzen des angezerrten, übersteuerten und matschigen House nicht weniger eng gesetzt als bei anderen Nuancen des Genres. Doch zu der unendlichen Ableton-Glattheit von Minimal, Tech House und dem jüngeren Deep House ist dieser Sound ein schlüssiger Gegenpart.
Sweet Nectar Tapes ist das Label von Achilles. Auch als Delve produziert er Tracks und Remixe – einige davon sind vor kurzem auf dem Berliner Label Freund der Familie erscheinen. Nach einer Station in Magdeburg kam der gebürtige Oberfranke vor vier Jahren nach Leipzig. Nach Leibniz und Perm also die zweite Bereicherung der hiesigen House- und-Szene aus Bayern.
Das Tape bleibt keine einmalige Sache. Demnächst erscheint eine Vinyl-EP mit ausgewählten Tracks von „High School Lovers“. Und da scheinen noch einige weitere Tracks zu schlummern. Ein Glück.
Snippets aus dem Album können auf der Label-Website oder im Kann-Webshop angehört werden.