Mit dem heutigen Beitrag endet unsere Nachlese zu liegengebliebenen Releases des vergangenen Jahres. Im Fokus: drei Remix-EPs.
Johannes Beck „Beyond Pleasure And Pain – Versions“ (Mutual Musik)
Denn da gab es tatsächlich gleich mehrere Neuinterpretationen von Alben und einem Label-Backkatalog. Am größten zwischen Original und Remix fällt die Spanne bei Johannes Beck aus. Der Berliner hatte im Mai 2014 sein Album „Beyond Pleasure And Pain“ bei Kann Records herausgebracht. Eines jener Alben, die mehr auf Charakter als auf Funktion setzen und die mit ruhig-melancholischem Unterton zu den subtileren House-Alben gehören.
Anderthalb Jahre später brachte Johannes Beck nun die Remixe auf seinem eigenen Label Mutual Musik heraus. Mit Tristen von Aim, Stanley Schmidt von Rivulet Records und Of.Vincent’s von Dürerstuben wählte er drei Producer aus, die ebenfalls sehr einem feinstofflichen House-Sound verbunden sind.
Umrühren im gleichen Brei also? Ja und nein: Klanglich bleiben die drei in einer ähnlich nach nächtlicher Innerlichkeit klingenden Atmosphäre. Sie lenken die Sounds der Originale aber behutsam auf eine geradlinigere und aufgeräumtere Bahn. Mehr Dancefloor als Home Listening. Das gelingt allen dreien gleichermaßen gut, macht aber zugleich den sehr eigenen Charakter der originalen Albums deutlich. Unbedingt mal wieder hervorholen.
Zuletzt kommt auch Johannes Beck noch einmal zum Zug mit einem Bonus-Track. „Schwarzer Zucker“ bewegt sich zwischen Electronica, Breaks und Avant-Pop, mit unterkühltem Gesang von Stella Eleven, begleitet von einem schwer drückendem Bass und sich immer wieder neu ausjustierenden Beats. Ein stiller Hit, der mit der Zeit wächst.
Various Artists „Cap d’ O*RS“ (O*RS)
Kurz vor dem Ende eines eigentlich schon sehr ereignisreichen Label-Jahres tischte O*RS noch einmal groß auf: Neun Remixer nahmen sich ausgewählten Stücken des Label-Katalogs an und betonten sie mehr oder weniger offensiv neu. Darunter neben einigen Leipzigern auch Henry L & Ingo Sänger, Matt Flores, Johannes Albert und Perel.
Am besten gefallen mir dabei die Neubearbeitungen von Lootbeg und Duktus, weil sie sich aus der hier dominierenden klassischen House-Deepness herauswinden – hin in Richtung trockenen Acid und breakiger Beatmaker-Leichtigkeit. Ansonsten wagen sich die anderen sieben Remixe entweder nicht allzu weit weg von den Originalen oder sie glätten die angenehm ungewohnten Ansätze für den Dancefloor. Abgesehen davon, dass „Cap d’ O*RS“ das hohe House-Niveau von O*RS beibehält, fehlt mir da insgesamt ein wenig die Spannung.
Erhältlich digital oder als limitiertes Tape.
Lake People „Purposely Uncertain Field Remixes“ (Permanent Vacation)
Zuletzt noch ein verspäteter Blick auf drei Remixe zum Lake Peoples Debüt-Album aus dem letzten Frühjahr. Die Auswahl sehr hochkarätig: Redshape, Lawrence und Map.ache. Das ergibt eine weit ausholende Range, die mit dem düster-neurotischen Redshape-Sound ihren Höhepunkt findet. Sein „Illuminated“ beginnt harsch, steigert sich später ins Epische und zerfasert nach hinten raus wieder – ohne die wehmütig-treibende Essenz des Originals aus dem Blick zu verlieren.
Lawrence überträgt das kantig-breakige „Drifting Red“ in ein federleichtes House-Bett mit kaum spürbaren Bassdrums und kilometerweit emporragenden Ambient-Flächen. Sehr glatt, aber nach einer längeren Abstinenz vom Lawrence-Sound auch wieder sehr anziehend.
Map.ache pusht das träumerisch schlendernde „Cooping“ schließlich auf ungewohnt rastlose und zugleich erfrischend lebensbejahende Weise, inklusive eines neues Vocal-Samples und eines gleißend hell aufleuchtenden Finales. Hier wird wirklich in drei Remixen der Rahmen der Originale erweitert. Daher die spannendste Remix-EP in diesem Remix-Trio.
O*RS Facebook
Lake People Facebook
Mehr zu O*RS / Lake People bei frohfroh