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Christoph
Christoph mag es, wenn es breakig und verspielt klingt. Nicht zu gerade. Als Kid Kozmoe legt er auch auf. Und heimlich produziert er eigene Tracks. Aber pssst.

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Altes Medium, frische Beats – Das Tape-Label Pattern // Select im Interview

11. Februar 2016 / Kommentare (0)

Es gibt frischen Label-Zuwachs: Mit Pattern // Select erweitern die Macher der gleichnamigen Veranstaltungsreihe diese um ein Tape-Label, dessen erste Veröffentlichung demnächst gefeiert wird. Wie, Kassette? Bedeutet das nicht leiernde, verrauschte Aufnahmen und Bandsalat? Offensichtlich scheinen die Tücken der Technik vergessen, so dass das Medium derzeit ein Comeback feiert und mit dem Cassette Store Day auch dem schwarzen Plastik etwas Aufmerksamkeit klaut.

Siebenundzwanzig kurze Stücke sind auf der Compilation „Pattern//Select[ion] #1“ vereint, die allesamt in der international gut vernetzten Instrumental-HipHop-Beatmaker-Szene verwurzelt sind. Aus Leipzig sind mehrere alte Bekannte aus dem OverDubClub-Umfeld wie Ranko, Duktus, Schmeichel und Crssspace dabei.

Einen sehr entspannten, Jazz-beeinflussten Vibe haben die Beats allesamt gemein, womit das Tape als drittes Utensil neben Sofa und Jogginghose perfekt für einen ruhigen Sonntag geeignet ist. Sicher, es klingt nach einem billigen Klischee, aber die Beats konservieren in nur wenigen Minuten Momente sommerlicher Harmonie, die in diesen trüben Tagen so weit entfernt scheinen. Wer also neues Futter für das Küchenkassettenradio benötigt, ist hier bestens bedient.

Aber bei Pattern // Select soll es nicht nur um Musik gehen. Geplant ist vielmehr, Verknüpfungen zwischen Musik und Kunst aufzuzeigen. Neben Ausstellungen soll es 2016 auch das DIY-Magazin Lettern // Eklekt an den Start gehen. Weshalb und warum – wir haben nachgehakt bei Max und Moritz und Max und Stefan.Wer steckt hinter Pattern // Select? Aus welchem Umfeld stammen die Künstler?

Moritz: Zum Kern von P // S gehören außer uns beiden, Max M. und Moritz, noch zwei andere gutaussehende Buben, Max H. und Stefan. Wir leben alle seit etlichen Jahren in dieser wunderbaren Stadt und sind uns in den letzten Jahren bei verschiedenen Anlässen immer wieder über den Weg gelaufen – im Studium, beim Feiern und vor allem Konzerten oder Veranstaltungen, etwa denen des Overdubclubs. Daraus entstand außer einer Freundschaft dann irgendwann die Idee mit dem DIY-Tape-Label.

Max M.: Max und ich haben im Übrigen als Säuglinge in der Krabbelgruppe am gleichen Beißring gekaut – machen wir aber heutzutage nicht mehr so oft.

Moritz: Und bei einem Großteil der Künstler, die wir für unser Release, „Pattern // Select[ion] #1“, gewinnen konnten, war es ganz ähnlich: Man läuft sich eben immer wieder über den Weg. Mal beim Beatmakerstammtisch, mal auf den Partys, die wir in Leipzig seit dem letzten Jahr in wechselnden Venues veranstalten, oder im Netto. Die Szene ist trotz ihrer wachsenden Größe recht familiär.

Wir waren erstaunt, wie groß der Rücklauf war, als wir befreundete Künstler gefragt haben, ob Sie Lust hätten, etwas beizusteuern. Dass schließlich Künstler wie FRI$ aus Belgien oder Arbour aus den Staaten auf dem Tape gelandet sind und dem ganzen Familiending ein bisschen internationales Flair verleihen, finden wir selbst ein bisschen fett.

Max M.: Also, obwohl sich viele Künstler aus der Leipziger Szene heraus eingefunden haben, ist es uns absolut wichtig, uns da keine Grenzen zu setzen. Sowohl was lokal oder international angeht als auch, wenn es um den Stil geht. Ich bewundere Labels wie Leaving Records oder Dirty Tapes, die zwar eine Art Beatcharakter beibehalten, die aber keinen bestimmten Stil kaputtbedienen und die Augen immer offen halten.

Das erste Release erscheint auf Kassette und digital. Warum gibt es eurer Meinung nach wieder einen Trend zum Tape?

Moritz: Gibt es den? Das ist gut.

Max M.: Immer diese Trends …

Moritz: Im Ernst: Für uns gehört neben der Mukke einfach ein physisches Ding, das man in der Hand halten oder sich ins Regal stellen kann, mit einem gedruckten Cover dazu.

Max M.: An der Stelle kann man dann auch ruhig mal Props an den Riso Club verteilen. Die Mädels sind echt top. Alle in den Riso Club zum Drucken! Sofort!

Moritz: Ja, und Kassetten sind da, bei verhältnismäßig kleinen Stückzahlen und gerade im Vergleich mit Vinyl, einfach eine finanzierbare Variante. Außerdem hat die Kassette für uns einen irgendwie nostalgischen Wert. Die ersten Mixtapes haben wir als kleine Stöpsel schließlich auch auf Tape aufgenommen.

Max M.: Dazu kommt natürlich, dass, besonders in der Beatszene, Tapes als Klangmedium durch die Bandkompression und das Leiern bei Uralt-Tapes bei vielen Produzenten zum Samplen und Produzieren benutzt werden. Ich recorde meine Beats regelmäßig auch auf einem alten Tapedeck.

Moritz: Und der Download ist für die Leute, die Ende der 90er vorschnell ihr Tapedeck verschrottet haben. Die können sich damit dann die Zeit versüßen, bis sie sich ein neues zugelegt haben.

Auf dem Tape gibt es Tracks mit song-ähnlichen Strukturen wie „Days Like These“, aber auch House-Einflüsse wie bei „DoDoDon’t“. Wohin steuert eurer Meinung nach die Beatmaker-Szene? Was ist dabei der gemeinsame Nenner bei Pattern // Select?

Moritz: Einige Künstler haben sicherlich einen HipHop-Background, andere kommen vom House, wieder andere sehen sich irgendwo in der experimentellen Grauzone. Uns geht es ausdrücklich nicht um irgendeine Schublade, uns geht es um knackige Beats und gute Musik, wir haben da weder Scheuklappen noch Berührungsängste.

Max M.: Gerade das finde ich ja so geil. Dass direkt auf unserem ersten Sampler so viele Styles vertreten sind. Wir wollen damit auch zeigen, dass wir uns bewusst keine Grenzen setzen. Wenn jemand Lust auf ein House-Tape hat, immer her mit dem Zeug. Gleichzeitig können wir uns aber auch verdreckte LoFi-Produzenten ranholen, ohne dabei unsere Linie zu verlassen.

Moritz W.: Wohin die Beatmakerszene steuert? In Richtung Fame vermutlich. Nein, keine Ahnung. Ich glaube nicht, dass man da global einen Trend definieren könnte und finde es auch gut so. Ist spannender so.

Max M.: Find ich auch. Sich im Fluss treiben lassen und schauen, was an den Ufern wächst! Way to go!

Welchen Stellenwert haben die verwendeten Samples bei Pattern // Select? Spielt Exklusivität eine Rolle?

Moritz W.: Das Sample als musikalisches Zitat oder Rohmaterial für neue Musik ist für uns absolut selbstverständlich und wichtig. In diese Sache sind wir tatsächlich ausnahmsweise mal auf der Seite von Moses Pelham und Sabrina Setlur, nicht der von Kraftwerk.

Max M.: Ich bin der Meinung, dass man Exklusivität beim Samplen grundlegend nicht erreichen kann. Das, was man sampled, ist ja sowieso schon mal von jemandem geschrieben, gesungen, gespielt worden, der so viel Plan von Musik hatte und ein so bemerkenswertes Stück Musik produziert hat, dass man es selbst wiederverwerten möchte. Exklusiv ist damit allein derjenige, der das Ding damals tatsächlich hervorgebracht hat. Ich finde es viel wichtiger, kreativ zu samplen. Und das ist im Endeffekt das, was mich an Musik catcht: Wenn jemand ein Sample so absurd benutzt, dass es auf den ersten Blick „keinen Sinn“ ergibt, auf den zweiten Blick aber absolut visionär benutzt wurde. Beatmaker wie Knxwledge, Mndsgn, eets, Dil Withers oder Tenderlonious sind da richtungsweisend.

Moritz: Natürlich freut man sich, wenn man auf einer japanischen Disco-Platte aus den 80ern eine Sample-Perle entdeckt, die noch keiner kennt. Aber da geht es uns nie um Exklusivität, das ist einfach Neugierde und Spaß am Finden.

Max M.: Japanische Discoplatten sind der shit!

Wenn ihr eine Umfrage bei den beteiligten Künstlern machen würdet: Welcher Sampler ist bei euch am beliebtesten? Und welcher bringt euch am ehesten zur Verzweiflung?

Moritz: Allen voran sicherlich die SP 404 von Roland. Obwohl natürlich auch einiges am Rechner entsteht, ist das im Übrigen vielleicht eine weitere Gemeinsamkeit der Künstler auf „Pattern // Select[ion] #1“: Die Affinität zu klobigen Musikmaschinen mit dicken Knöpfen und Reglern. Bei Max kann man eigentlich auch nicht mehr von einer Affinität sprechen. Das ist eher ein Fetisch.

Max M.: Die 404 ist der einzig wahre Sampler. Obwohl ich immer mehr auf den Rechner verlagere, ist die SP immer noch absolutes Kernstück. Und ja, es ist absolut zum Fetisch geworden über die Jahre.

Moritz: Und zur Verzweiflung bringt einen immer die Maschine, die in der Sammlung noch fehlt.

Max M.: Ich fange besser gar nicht an, hier jetzt zu fachsimpeln. Das würde den Rahmen wahrscheinlich sprengen.

Im Pressetext ist von einer Verknüpfung von Musik und Kunst die Rede. Außerdem ist von einem DIY-Magazin namens Lettern // Eklekt die Rede. Was ist dabei 2016 geplant?

Moritz: Die Verknüpfung von Kunst und Musik sehen wir gar nicht als etwas besonders Originelles, sondern als logische Konsequenz unseres Ansatzes für alles offen zu sein, was kommt.

Max: Das ist gewissermaßen seit der ersten Veranstaltung im November 2014 Teil unserer Herangehensweise. Ausstellung und Release in einem zu haben, hatte bisher immer sehr schöne Synergien und wir wollen uns nicht immer nur auf den musikalischen Aspekt beschränken. Und dabei wollen wir den Raum, der uns zur Verfügung steht, möglichst komplett ausnutzen, ihn eben nicht nur mit Hörbarem füllen, sondern am liebsten gleich auch mit Sichtbarem, das im Idealfall mit der Musik interagiert. Und nebenbei hat auch ein weiterer Künstler die Möglichkeit, seine Arbeit zu zeigen.

Moritz: Das Magazin wird es voraussichtlich zum zweiten Release geben und soll ein Begleitheft zum Tape werden, eine Art Dokumentation dessen, was bei Pattern // Select und anderswo passiert. Das, was Pattern // Select für die Ohren ist, soll Lettern // Eklekt gewissermaßen für die Augen werden: Schön was zu lesen, schön was zu gucken. Man kann gespannt sein.

Am 12. Februar findet die Release-Party in Connewitz statt. Dabei werden auch einige Werke von Ahabzutun ausgestellt, der auch das Cover des Tapes gestaltet hat. Ein Teaser-Video dazu gibt es außerdem:

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