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Rebecca
Rebecca aka Rapinsky aka die kleine Frau hat in ihrer Stammdisko in der niedersächsischen Provinz den legendären Christian Schranz an der Bar kennengelernt. Er eröffnete ihr die Welt der elektronischen Tanzmusik und wurde ihr Mentor. 2015 Preisträgerin des „Goldenen Ravehearts“ in den Kategorien „1st Row Appereance“ und „Stabilität“.

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The Kann Backstock

30. Januar 2018 / Kommentare (0)

Nach Manamana im letzten Jahr folgt Kann Records 2018 mit seinem 10. Jubiläumsjahr. Keine Ahnung, was dazu geplant ist, wir haben uns erstmal durch die letzten Platten des Labels gehört.

Falke „O.N.G. Versions“

Im Februar 2017 releaste Falke sein Album „O.N.G“ bei Kann. Einige Monate später haute das Label eine Remix-Platte raus, die mich wundern lässt. Ich kenne mich bei Remixen nicht so aus. Was ist der Anspruch, gibt es überhaupt einen, was soll das Ganze überhaupt?

Gleich zwei Künstler nahmen sich Falkes „Live In A Bubble“ an: Ergin Erteber (aka Things From The Basement) machte daraus eine Engtanz-Vokalschnipsel-Brummi-Nummer, die absolut nichts mit dem Original gemein hat. Ebenso Perm, der das andere Extrem der Skala anvisiert mit seiner Version des Stücks. Pumpender Deep House mit Techno-Schlagseite, jedoch ohne irgendeinen erkennbaren Zusammenhang zum Ursprung.

Warum nicht gleich eine stinknormale Various-EP releasen bzw. – aus Musikersicht – sich die Produktionen für Soloplatten sichern? Unter dem Gesichtspunkt des Remixens betrachte ich die beiden Stücke als disqualifiziert. Davon abgesehen geht mir beides aber gut in den Helm.

Der Ukrainer Vakula lässt „Partical World“ in seinem Genre und Tempo. Er zaubert lediglich ein paar verträumte Synthie-Chords dazu. Beendet wird die Platte mit einem Remix des Schweden Samo. „Stream“ bekommt von ihm gegen die Kühle des Tracks einen Wave-Mantel umgelegt. Funktioniert!

Polo „Leisure Time“

Die zweite EP von Polo auf Kann beschreibt einen modernen sphärisch-treibenden Dub-Techno. Ein großes Plus gibt es für das Arrangement. Die Tracks haben einen sehr schönen Aufbau und die jeweiligen Parts wirken sehr stimmig und stark.

Leider ist das abrupte Enden jedes Tracks nicht nur ein unbeliebtes Stilmittel unter DJs, sondern lässt die Stücke auch noch unfertig wirken. „Ticket“ hat eine coole subtile Trance-Attitüde, ansonsten bleibt leider nicht viel hängen. Trotzdem eine starke Platte

Sevensol & Bender „Das ideale Geschenk“

Ganz frisch kommt nach langer Pause gerade eine neue Sevensol & Bender-EP heraus. Die A-Seite klingt so dermaßen schön wattig-weich und sollte meinetwegen niemals aufhören. Mit ihren gut acht Minuten Länge ist dieses Kriterium auch beinahe erfüllt und hüllt den Hörer in vollste Zufriedenheit. Der Beat stampft zwar munter vor sich hin, schafft es dabei aber, die vielen organischen und opulenten Melodien nicht zu unterdrücken. „Mythen Center Korfu“ ist außerdem ein Top-Name. Dreamy House im besten Sinne.

Die B-Seite beginnt mit „Driftwood“, einem Downtempo-Electrostück. Anfangs sehr seicht, dann ein Versuch von düsterer Acid-Note, die sich in meinen Ohren nicht ganz an den zunächst vorherrschenden Sonnenaufgangs-Chor anpassen möchte. Gegen Ende fällt der Chor weg und bevor das Stück zu einem langweiligen Gedudel wird, dreht die Acid-Line noch einmal eine Ehrenrunde. Der Versuch, zwei gegensätzliche Stimmungen unter einen Hut zu bringen, scheitert hier leider am Aufbau.
B 2 ist das, was der Name vorausahnen lässt. Ein „Rhythmus Tool“, das alleine noch keine Geschichte erzählt, aber als Gerüst ziemlich hilfreich sein kann. Eine ambivalente Scheibe mit Ecken und Kanten.

Various Artists „All Nite Bangers #01“

Schließlich noch etwas Neues vom Kann-Sublabel Mana All Nite. Dies servierte bei Bandcamp eine Art Best-of der ersten vier Vinyl-EPs. Rausgepickt wurden fünf Tracks von Spirituals, Perm, Steppin’ Wolf, Jascha Hagen und U.S. Coin Map. Als Bonus gibt es einen Edit vom aus Köln stammenden und zur Cómeme Crew gehörenden Christian S.

Herausgekommen ist so eine wilde Mixtur sehr guter Musik. Christian S überzeugt mit seinem Opener, einem Edit des 1983er Discotracks „Do I Do“ von Maurice McGee. Sprituals feiert das Leben mit einer melancholisch-frickeligen, aber herzerwärmenden Tech House-Nummer.

Darauf folgt Tribal-Acid-House vom immerguten Perm (jeder Gag ‘n Lacher!) sowie ein sehr mutiges Ding von Steppin’ Wolf. Wahnsinn, was er da gemacht hat: ein Mädchen namens Monique beschreibt ihre Sozialphobie, begleitet von einem Ambient-Pianostück. Jascha Hagen läutet mit seinem lässigen Nu-Disco-Slow-House-Hybriden das Finale ein, das Duo U.S. Coin Map beschließt das Gesamtkunstwerk mit verträumtem, synthiegeschwängertem House.

Insgesamt eine wirklich gelungene Mischung aus sowohl aktuell relevanten Künstlern als auch zeitgenössischen Hörgewohnheiten und ein Bekenntnis zur musikalischen Diversität.

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