Electro ist einfach nicht totzukriegen. Zumindest nicht, wenn es um Produzent*innen, Labels und DJs in Leipzig gibt. Die Clear Memory-Crew hat daran einen gewissen Anteil, sammelt sich hier doch ein beträchtlicher Kreis an eingeschworenen Enthusiast*innen, die Partys veranstalten, auflegen, Musik produzieren – und jetzt eine eigene 12″ herausgebracht haben.
Mysteriös, mysteriös: Fünf Tracks gibt es zu hören, die allesamt von Leuten aus der Crew stammen, welche aber wiederum anonym bleiben möchten und daher andere Artist-Namen verwenden. Kommen wir also ohne weitere Umwege zur Musik, die übrigens straighterweise nur Vinyl-only genossen werden kann.
Seite C beginnt mit „The Bill“ gleich sehr dark, irgendwie auch mit recht fies klingenden Sounds und Roboter-Stimmen – eine Ansage gegen jegliche TechHouse-Schluffigkeit sozusagen. Der Faden wird dann auch mit “Frozon” weitergesponnen, wobei sich die hier vorherrschende Kühle vor allem in den Vocals und Synthie-Flächen mehr an 80er-Einflüssen orientiert.
Einmal Platte umdrehen, Seite M: Bei “Weltzentralcomputer” verliert der Sound ein wenig seiner Düsternis. Hier schnattern die Sounds ein wenig unbedarfter durch die Gegend und die Melodien schielen mehr in Richtung Hymne. Vielleicht mein heimlicher Favorit der EP, war ja klar. Danach wecken die Vocals auf “My Name Is Harmony” komische Electroclash-Assoziationen bei mir, ohne dass der Rest des Tracks darauf hindeutet. Relativ roh und mit viel Freude an quirligen Roboter-Gepiepse beendet “Chelsea Cut” die EP.
Was ich sehr spannend finde, ist, dass die EP im Sound zwar konsistent ist, die Tracks im Detail aber genug Unterschiede aufweisen und sich eher ergänzen anstatt miteinander zu konkurrieren. Clever, denn damit finden sich viele Gelegenheiten für DJs, die Stücke einzusetzen. Und auch das Durchhören ist kurzweilig.