Leipzig schmückt sich ja nach wie vor gern mit Goethes Ode an das Klein-Paris. Das Institut français hält die französische Flagge in der Stadt auch hoch. Jetzt gibt es auch einen Leipzig-House-Export auf einem Pariser Label.
Es ist schon erstaunlich, wie antiquiert Musik klingen kann, die erst vor wenigen Jahren ihren euphorischen Höhepunkt erlebte. Der French House-Zenit ist längst überschritten, keine Frage. Und doch frönt ein Szene-Kern beharrlich diesem Sound mit den aufgeladenen Synthies und leichtfüßigen Bassdrums.
Ein wenig half dabei vielleicht auch die New Rave-Welle um Ed Banger oder das Disco-Aufflackern der letzten Jahre. Der Maximalismus bleibt anziehend. Nicht nur auf den Mainfloors der großen Diskotheken. In Leipzig ist der Sound scheinbar nicht allzu verbreitet, aber es gibt ihn.
Mitte Oktober veröffentlichte ein Producer namens Pwndtiac seine Debüt-EP „The Horsepower EP“ auf dem Pariser Label Work It Baby. Moonbootica hatten einmal eine EP. Die anderen Künstler sagen mir sonst nichts. Auf jeden Fall ist das Engagement groß. Eigener Video-Trailer, sieben Tracks für den Start.
Viel ist nicht bekannt von Pwndtiac. Selbst Work It Baby hält sich auf der Website noch zurück und gibt sich überraschend ehrlich: „Nothing new so far, yet there is something special about it…“, heißt es da. Wie so oft also wird hier kein Neuland betreten. Aber die tief ausgelatschten Pfade werden um ein paar Spuren ergänzt.
Die „Horsepower EP“ strotzt nur so vor Knight Rider-Lässigkeit. Kitsch und Allüren, Funk-Basslines und filmreife Hooklines – auf hohem Niveau. Für eine tendenziell eher humorarme House- und Techno-Szene wahrscheinlich die Hölle. Aber gerade im Kontrast dazu strahlen Pwndtiacs Tracks ein angenehmes, sehr entwaffnendes Selbstvertrauen aus.
Hier geht es nicht um Ausdauer und die echte Deepness. Hier stehen Pop-Attitüden und große Gesten im Raum. In der Eigensinnigkeit erinnert Pwndtiac damit an Gregor, auch wenn der viel mehr im Boys Noize-Kosmos umherstreift.
Ich gebe zu, dass das nicht unbedingt Musik ist, zu der es mich sonderlich zieht. Aber die Versiertheit, die aus den sieben Stücken der „Horsepower EP“ herauszuhören ist und die latent mitschwingende Ironie – egal ob bewusst oder unbewusst – ergeben doch ein „special“-Faszination, von dem Work It Baby eingangs spricht.