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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Moon Harbour Herbst – Pt. I

16. November 2010 / Kommentare (5)

10 Jahre Moon Harbour Recordings – dieser Label-Herbst steht ganz im Zeichen dieses Jubiläums. Mit zwei Platten wird Vergangenes mit dem Gegenwärtigen verknüpft.

Den Beginn markierte die Remix-EP „Ten Years Of Moon Harbour Remixes“ – eine schöne Idee. Vier Klassiker des Labels werden von den aktuellen Künstlern geremixt. Wie es sich wohl für Matthias Tanzmann anfühlte noch einmal mit seinem Gamat 3000-Track „Photone“ aus dem Jahr 2000 auf Tuchfühlung zu gehen? Dieser Track zeigt ganz prototypisch wie sich der Label-Sound innerhalb der letzten zehn Jahre verändert hat.

Im Original ist die Deepness viel verträumter und sanfter. 2010 geht es um rhythmische Verdichtung. Die Deepness wird lediglich anskizziert, im Vordergrund steht eindeutig der Spannungsbogen aus verschiedenen rhythmischen Elementen. Im Prinzip gibt es hier keine klassischen Harmonien mehr. Und trotzdem: 2010 klingt einfach besser.

Diese Reduktion ist auch bei Dan Drastic zu hören. In seinem Remix von Simon Flowers House-Track „Seyyes sind die schwelgerischen und epischen Momente runter gedimmt. Nur zum Schluss tauchen sie noch einmal für eine kurze Phase auf.

Martinez lässt die tollen Chords von Luna City Express „Fresh“ da noch stärker zu. Darunter liegt jedoch seine charakteristische rhythmische Hektik, die dem Track nicht ganz so gut tut. „Fresh“ macht es mit seinem Alltime-Classic-Status aber auch nicht leicht. Denn damals stimmte einfach alles.

Marlow und Luna City Express sind sich vom Sound her wahrscheinlich am nächsten. Da ist House weiterhin eher deep und angedockt an Jazz, Soul und Chicago. Insofern fällt der Remix von Marlows „So Mellow, So Sweet“ auch relativ behutsam aus.

Insgesamt fällt diese Remix-EP doch spannender aus als erwartet, eben weil sie solch einen subtilen Einblick in den musikalischen Werdegang von Moon Harbour gewährt.

Various-Artists-Ten-Years-Moon-HarbourBei dem großen Bruder dieser Remix-EP liegt der Fokus dagegen mehr auf dem Status Quo von Moon Harbour. Wobei mit Michael Melchner und Ekkohaus auch zwei Cargo Edition-Producer auf der „Ten Years Of Moon Harbour“-Compilation enthalten sind. Generell ist neben der oben erwähnten Entwicklung hin zum Reduzierten auf dieser Werkschau auch wieder erstaunlich viel klassischer House zu hören. Chris Lattner, Marlow, Simon Flower, Ekkohaus und Luna City Express – all deren Tracks fallen durch eine wärmende Deepness und Harmonie-Freude auf.

Selbst Dan Drastic ist mit „Gun Slinger“ überraschend smooth unterwegs. Dreht sich da der Spieß wieder um und der Kreis zu den Anfängen schließt sich? Bestimmt nicht, denn die Tracks sind weiterhin vom Deep House-Standard der späten Neunziger und frühen Nuller entfernt. Dennoch erstaunt es schon, dass auf „Ten Years“ nur Matthias Tanzmann und Martinez mit ihren Tracks den Label-Sound der die letzten drei bis vier Jahre repräsentieren. Aber hey: Alles ist in Bewegung. Und dass Moon Harbour sich ebenso bewegt und Einflüsse aus der Gegenwart aufsaugt ist mehr als positiv zu bewerten.

Moon Harbour Recordings Website
Mehr zu Moon Harbour bei frohfroh

CommentComment

  • rosalinde / 19. November 2010 / um 09:12
    WORD!!!
  • basti / 18. November 2010 / um 13:14
    beliebige musik von selbstgefälligen langweilern.
  • add.ition / 16. November 2010 / um 18:05
    ja, um die sache korrekt dazustellen ist diese info überzeugend, aber wenn ich mich nicht irre hat mr. danceman immer zu weihnachten gespielt (zitat auch der tille: hat er mittlerweile leider nicht oft die Gelegenheit, in seiner Heimatstadt Leipzig zu spielen aber zur Weihnachtszeit schafft er es immer – fast schon traditionell)...angekündeigt ist es auch nicht als 10 years of am 25.12. - aber wie gesagt: es spricht für die label-entwicklung und andere nehmen sicher und zu recht den frei gewordenen platz der "neuen" leipziger lieblinge ein
  • Jens / 16. November 2010 / um 17:10
    Hey, ich gebe zu, dass ich auch etwas irritiert war, dass Matthias Tanzmann bei der Leipziger Jubiläums-Label-Nacht nicht dabei war. Aber ich habe gesehen, dass es quasi eine zweite solche Nacht geben wird. Am 25.12. Und da ist der Chef mit dabei.
  • add.ition / 16. November 2010 / um 14:47
    mein kommentar: think about the roots...10 years of moon harbour in der distillery waren es wohl leider nicht wert den labelchef persönlich spielen zu lassen...getrieben vom think bigger gedanken rutscht mir da so "fahrlässig" aus dem munde...trotzdem schön zu sehen, dass es auch noch so lange gut gehen kann, auf welche weise auch immer...congratulations MHR

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