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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Micronaut „Friedfisch“ (Acker Records)

30. Januar 2012 / Kommentare (2)

Der Name Micronaut geisterte schon ab und an hier durch die Zeilen. Bislang nur als Remixer bei einigen Analogsoul-Veröffentlichungen. Auf Acker Records debütiert der gebürtige Rostocker mit einem raumgreifenden Album.

„Außerhalb der Norm tanzen“, ist als Motto von Micronaut immer wieder zu lesen. Das klingt vielleicht etwas hochgestochen, trifft es aber letztendlich doch. Denn so episch und angeschrägt kommen Electronica, Indie und der Dancefloor selten zusammen. Bei Talking To Turtles und A Forest legte er bereits Hand an. Jetzt also das Debüt-Album.

Dass Stefan Streck in Leipzig gelandet ist, ist dabei mehr Zufall als bewusste Entscheidung. Neubrandenburg sei auch toll, meint er. Auf jeden Fall weg von der Ostsee – das war das Fernweh-Gefühl nach einem Urlaub. Mit gebracht hat er seinen musikalischen Fuhrpark, der jene Mini-Sinfonien erst möglich macht. Der Heimat bleibt er mit Acker Records aber weiter verbunden.

„Friedfisch“ zeigt eine überaus positiv gestimmte Electronica-Variante auf.

Mit groß ausholenden Harmoniebögen, Gitarren, geraden und brüchigen Beats. Nicht mal vor einem dieser monströsen Goran Bregović-Chöre macht er bei „Karpfen“ Halt. Die sonst so präsente Introvertiertheit und ernste Miene der IDM-Nerdigkeit bleibt einfach außen vor – ohne dass es zur Wohlfühlmusik verkommt.

Allerdings kann es auch schon zu überladenen Momenten kommen – aber hey, hier beschreibt sich jemand nicht umsonst als Ein-Mann-Orchester. Teilweise wagen sich die Stücke dann auch offensiver auf den Dancefloor, etwa „Hasel“, „Rotfeder“ oder „Mairenke“. Überhaupt die Titel: tolle Fische allesamt.

Angeblich entstehen Micronaut-Stücke immer zuerst an der Gitarre – Streck hat auch eine Grindcore- und Emo-Vergangenheit. Danach fließen die wilden Ideen aus anderen Sounds zusammen, werden gebrochen, neu geordnet oder dem zufälligen Eigensinn überlassen. In jedem Fall hört man eindeutig heraus, dass Stefan Streck nicht die klassische Club-Sozialisation durchlebt hat. Auch wenn „Friedfisch“ sicherlich nicht in Leipzig entstanden ist – wir müssen diesen Typen hier halten!

CommentComment

  • dick / 04. Februar 2012 / um 13:04
    ... und die Wojczech-Vergangenheit nicht zu vergessen...
  • audite / 30. Januar 2012 / um 15:39
    guter mann, definitiv! ich hoffe, er bleibt der stadt erhalten.

    kleine ergänzung, die seine vielseitigkeit noch unterstreicht: micronaut ist schon seit vielen jahren als "sterngucker" im drum&bass unterwegs und hat sich, zumindest im norden, auch einen namen damit machen können. in leipzig ist er unter diesem pseudonym bisher weniger in aktion getreten:
    http://www.google.com/search?q=sterngucker&btnG=%C2%BB&domains=itsyours.info&sitesearch=itsyours.info

    die restlichen dnb-promoter sollten also mal ein ohr auf ihn werfen ;)

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