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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Blac Kolor „Wide Noise“ (Basic Unit Productions)

04. März 2014 / Kommentare (0)

Da hat Blac Kolor uns aber einiges vorenthalten mit seinen bisher veröffentlichten Tracks. Denn sein Debüt-Album ist ein verstörend gutes Bollwerk.

Ein klammer vernebelter Wald ist auf dem Cover und den Innenseiten des Digipaks von „Wide Noise“ zu sehen. Nichts exotisches, ein scheinbar mitteleuropäischer Wald. Doch zwischen den Bäumen laufen Pandabär, Elefant, Nashorn, Tiger und Giraffe umher, eine Löwin schläft. Optisch ist das so selbstverständlich arrangiert, dass die Utopie – oder Dystopie – erst auf dem zweiten Blick wirklich greift.

Da war ich schon mittendrin in dem ersten Album von Blac Kolor. Bei frohfroh war der Designer, DJ und Producer bislang ein musikalischer Außenseiter. Mächtig düster, mächtig aufgeladen blieb sein von Industrial beeinflusster Techno in Erinnerung.

Im Nachhinein deutete aber schon die letzte EP „Kold“ eine gewichtige Kehrtwende in dem Sound von Blac Kolor an. Weg vom über-maskulinen, pathetisch-zerstörerischen Techno, hin zu einem breakigen Hybriden. „Kold“ ist auch auf dem Album und wirkt in dem neuen Kontext geradezu eingängig.

Der neue Rest von „Wide Noise“ formuliert dagegen verstörend und vielschichtig die verschiedenen Facetten der bedrückend vertonten Dunkelheit. Scharfschneidig und ungerade, unmittelbar und vage, aufgeladen und kompromisslos – alles gleichermaßen.Rhythmisch gewinnt Blac Kolor einfach alle Punkte, indem er sich vom harten Techno löst und auf „Wide Noise“ mehr auf breakige Arrangements setzt. Das nimmt den Rave-Appeal heraus und verleiht der Düsterheit einen weitaus stärkeren Nachdruck.

Und da ist eine neue Langsamkeit mit denen sich Stücke wie „Blac Over Your Head“, „Breeding“, „Easy Viktory“, „Wide Element“ oder „Evil Freak“ tiefer entfalten.

Die Techno-Zerstörung ist übrigens nicht gänzlich verschwunden. In einigen Tracks tobt sie sich aus. Besonders eindrücklich bei „Hexen“ und „Krook“. Heimlicher Hit aber ist „Banging“, der in all seiner weirden, epileptischen Energie eine unglaubliche Leichtigkeit entwickelt. Ist das dann Industrial-Trap?

Etwas ist aber: an viele Vocals komme ich nach wie vor schwer heran. Aber hey, mit „Wide Noise“ komme ich erstmals überhaupt wirklich an Blac Kolor heran. Meine erste 2014-Überraschung.

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Basic Unit Productions Bandcamp
Mehr zu Blac Kolor bei frohfroh

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