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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Neues aus der Wolke – Saepteg

03. September 2014 / Kommentare (0)

Die Neues aus der Wolke-Reihe ist etwas ins Stocken geraten. Vielleicht weil die Zeit fehlt. Oder die großen Flashs ausbleiben. Saepteg fiel aber auf.

Und zwar mit sehr entschlackten – fast schon simplen – Micro-House-Tracks, die aber in der Reduktion ein tief sitzendes Gefühl für stille Harmonien aufdecken. Mit Bands ist der gebürtige Wolfener musikalisch sozialisiert worden. Es folgten Ausflüge allein und eine im Mai via Bandcamp veröffentlichte EP mit drei zurückhaltenden Stücken. Es geht wohl mehr um das Hören als um den Dancefloor. Mit den angeteasten Mitteln des Dancefloors. Wie Wie es zu all dem kam, erklärt er selbst im Wolke-Interview.

Woher kommst du – lokal und künstlerisch?

Lokale mit der künstlerische Herkunft stehen bei mir durchaus in einem engen Zusammenhang. Noch bevor ich ein Instrument spielen konnte, habe ich mir mit rund 14 Jahren zwei Plattenspieler und einen Mixer gekauft. Ein solches Hobby war aber in der sachsen-anhaltinischen Einöde, aus der ich komme, doch sehr speziell.

An Platten war relativ schwer zu kommen, da man zu der Zeit noch sehr auf einen regionalen Laden angewiesen war. Es fehlten dann auch die finanziellen Möglichkeiten, so dass ich mich nach einer Weile einem Instrument „nach klassischer Ansicht“ zuwandte. Erst der Gitarre, dann dem Bass. Auch im Freundeskreis wurde eher gitarrenlastige Musik gehört und es war wohl auch „cooler“ in einer Band zu spielen.

Mit meiner ersten Band folgten dann Auftritte zu Keipennächten – mit mir als Bassisten. Alles relativ ahnungslos, aber mit viel Spaß und autodidaktischen Anspruch. Zum Zivildienst zog ich nach Leipzig und es folgten neue Bandprojekte – meine heutige Band heißt Trouble In Mind. Uns geht es um einen neuen Sound, ganz frei von typischen Liedstrukturen. In Leipzig spielte das Instrument nicht mehr die größte Rolle, sondern die Suche nach einem neuen Sound. Ich entdeckte den Synthesizer und begann wieder mit relativer Ahnungslosigkeit.

Mein erster Synthie war ein Microkorg. Irgendwann vor vier Jahren gründete ich dann mein eigenes Projekt. Die Band hatte nicht immer so Zeit wie ich mir das wünschte und Synthesizer haben einfach immer Bock Musik zu machen, wenn man es selber auch hat. Wie ein kleines Orchester, das man bedient. Der Schaffensprozess ist in dem eigenen Projekt ein ganz anderer als mit der Band.

Man ist für jeden Ton selbst verantwortlich und muss oder versucht die Kreativität einer ganzen Gruppe abzubilden im Vergleich zu einer Band. Ich mag beide Arten und beide haben Vor- und Nachteile. Darum möchte ich einmal für die nötige Abwechslung und dann wieder wegen der menschlichen Zusammenarbeit in der Band nicht auf eine der beiden Arten des Schaffensprozesses verzichten.

Was flasht dich musikalisch?

Das sind auf jeden Fall Live-Acts. Ich mag es zu sehen was passiert und die Veränderungen eines Klanges auch visuell verfolgen zu können. Das gleiche gilt ja für das Auflegen mit Vinyl. Die Musik muss dann nicht zwingend zum Tanzen animieren damit sie gut ist.

Momentan bin ich schon ein Fan von elektronischen Acts mit einem hohen Live-Anteil in ihren Sets. In Leipzig machen das Webermichelson oder Mix Mup sehr gut. Auf das Live-Spielen bezogen mag ich aber auch Brandt Brauer Frick, Burnt Friedman & Jaki Liebezeit, Hauschka und Sven Kacirek.Wo willst du mit deiner Musik hin?

Wo die Musik dann am Ende gehört wird, kann man nur zum Teil selbst beeinflussen. Das müssen dann wahrscheinlich auch andere beurteilen. Ich will jetzt keinen Track machen, wo ich schon daran denken muss, das er sich an jenem oder diesen Ort gut anhören soll. Am Ende könnte ich ihn dann nicht so machen, wie ich wollte und würde mir selbst Restriktionen auferlegen.

Dass man möglicherweise einen Ort vor dem inneren Auge hat, ist was anderes und sehe ich eher als Leitfaden. Dieser Ort in der Vorstellung entsteht meist auch beim Erschaffen des Songs beiläufig. Um sich die größtmögliche Freiheit zu bewahren, ist die Bezeichnung „intensives Hobby“ wohl zunächst die Beste.

Wenn die Musik dann an den unterschiedlichsten Orten gehört wird, ist das natürlich schön. Wenn man sich nach seinen Vorstellungen verwirklicht, sehe ich aber nicht, wo der Begriff Hobby endet oder anfängt – man macht es dann einfach. In Richtung Live-Act würde ich langfristig gern gehen.

Dein größter Soundcloud Hit?

Das ist bisher „Auf Vier Pfoten“, was ich eigentlich verwunderlich finde, da es das erste Lied war, das ich veröffentlicht habe. Da war mein technischer Erfahrungsschatz und meine Fertigkeiten noch nicht so weit entwickelt.

Dein persönlich größter Hit?

Eigentlich ist es schwierig, das so festzulegen, weil es von den Maßstäben abhängt, die man anlegt. Und die anderen Lieder aus verschiedenen Perspektiven gesehen auch ihre schönen Stellen haben und aus der Reihe fallen. Müsste ich mich festlegen, würde ich sagen, dass es „Leipzig“ ist.

Ich selbst finde es relativ bombastisch, vielschichtig, raumeinnehmend, tiefgründig, harmonisch und melodiös. Vielleicht habe ich es auch deswegen „Leipzig“ genannt, weil es mir von den Orten am meisten bedeutet. Ich finde jedoch nicht, dass jedes Lied so oder so ähnlich klingen sollte, eigentlich möchte ich noch woanders hin.

Was kommt demnächst von dir?

Zunächst soll am Ende des Jahres noch eine EP meiner eigenen Band kommen und vorher sicher nichts neues von meinem Soloprojekt, obwohl ich auch parallel schon wieder am Produzieren neuer Tracks bin. Vor kurzem kam ja auch erst die „Places EP“. Bis jetzt war es so, das noch jedes neu entstandene Lied eine Weiterentwicklung war in der Arbeitsweise oder den Produktionsmitteln. So gesehen befinde ich mich auf einer Entdeckungsreise und sehe noch viele Möglichkeiten und spannende Richtungen zur Weiterentwicklung.

Saepteg Soundcloud
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