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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Kunst am Vinyl – NYT

26. Oktober 2015 / Kommentare (0)

Not Yet Titled – kurz NYT. So heißt das Label zweier Leipziger Künstler, die auf Vinyl genre-übergreifende Musik mit Bildender Kunst verbinden. Ein Interview dazu.

Dass Labels die Kunst als erweiterten Aktionsraum für sich entdecken – bzw. umgekehrt Bildende Kunst die Musik – ist nicht neu. Ortloff war in Leipzig bislang am konsequentesten in dieser Richtung. Aber auch O*RS verknüpfte bereits beide Welten mit einem limitierten Box-Set. Und nicht zuletzt laden auch die großen Vinyl-Cover immer wieder zu künstlerisch herausragenden Artworks ein.

NYT geht noch einen Schritt weiter. Im letzten Jahr veröffentlichte das Label das erste Webermichelson-Album nochmals auf Vinyl. Aber nicht einfach so, sondern mit einem Cover, dessen schwarze Beschichtung sich wie bei einem Rubbellos zu einem Unikat zerkratzen ließ. Darunter lagen Credits und Namen. Gestaltet wurde das Artwork damals von Grabowski Böll.In diesem Sommer folgten zwei weitere Vinyl-Editionen. Einmal der Original Soundtrack zum Kurzfilm „Entropie“ – produziert von Kreidler-Mitglied Andreas Reihse und Isaac Bigsby Trogdon sowie das 13-minütige Ambient-House-Stück „Rust“ von Map.ache. Auf der Rückseite: Statt Musik eine eingravierte Textur von David Schnell, einem der renommiertesten zeitgenössischen Maler von Leipzig.

Er ist es auch, der NYT zusammen mit Sebastian M. Kretzschmar vom Künstlerkollektiv Famed gegründet hat. Aus einer ähnlichen Begeisterung für Musik, wie beide unter anderem im frohfroh-Interview erläutern:

Wie kam die Idee zum Label?

Wir haben uns recht klassisch über das gemeinsame Interesse an Musik und die Affinität zum Vinyl kennengelernt. Die Leidenschaft für Musik und die Lust unsere künstlerische Arbeit irgendwie mit diesem Interesse zu verbinden, hat letztendlich zu der Label-Idee geführt. Wir haben uns dafür dann auch die nötige Zeit genommen – also vom Namen über das Logo bis hin zum ersten Release.

Aber der tatsächliche Auslöser waren wohl Webermichelson mit ihrer Idee, ihr Album, das bis dahin nur im Netz veröffentlicht wurde, auf Vinyl zu veröffentlichen. Auch sollte zu dem eigentlichen Album noch ein Rework von Timoka aka Benjamin Kilchhofer gegenübergestellt werden – als musikalische Erweiterung. Das lieferte dann auch eine gute Vorlage für die gestalterische bzw. grafische Idee. Und so erschien das erste Release von NYT gleich als Trible Vinyl.Was habt ihr musikalisch und künstlerisch mit dem Label im Sinn?

Musikalisch sind wir sehr offen und fühlen uns keinem Genre verpflichtet. Unser Musikgeschmack ist auch eher genre-übergreifend und sehr heterogen. Die letzten Releases waren zwar sehr elektronisch geprägt, bei den nächsten Vorhaben wird sich das jedoch in andere Bereiche öffnen – mehr möchten wir dazu aber noch nicht sagen. Uns geht es schon darum Musik und Kunst zu verknüpfen und Zusammenarbeiten auf den Weg zu bringen, die so sonst nicht so entstanden wären.

Soll es auch bewusst um einen Austausch zwischen Musikern und Künstlern geben oder agieren beide Seiten autark voneinander?

Der Austausch bzw. die Zusammenarbeit zwischen Musikern und Bildenden Künstlern ist sicher eines unserer Ziele. Aber auch da sind wir ziemlich offen und wollen uns keine Prinzipien setzen. Das Erscheinungsbild spielt eine sehr wichtige Rolle, allerdings eröffnen sich auch in diesem Bereich viele Nuancen und Möglichkeiten.

Bei der Kooperation mit Map.ache hat David Schnell zum Beispiel auf die musikalische Vorlage von Jan Barich reagiert. Bei „Entropie“, dem Soundtrack zu dem gleichnamigen Film der Künstler Nadim Vardag und Michael Franz, fand die Zusammenarbeit zwischen den Musikern Andreas Reihse und Isaac B. Trogdon und den beiden Künstlern in Form des Filmes statt. Der Soundtrack auf Vinyl ist nun eine neue und andere Form dieser Zusammenarbeit – also eigenständiger und irgendwie autarker. Die Gestaltung hat hier Nadim Vardag übernommen.Mapache-David-Schnell Um auch noch mal kurz auf das Erscheinungsbild generell einzugehen, hier arbeiten wir mit Anna Lena v. Helldorf zusammen. Sie hat das Erscheinungsbild von NYT sehr stark geprägt und war bisher verantwortlich für das grafische Konzept und die Umsetzung – also vom Logo über Plakate bis teilweise hin zu den Covern. Überhaupt ist die Liste der Mitwirkenden sehr lang und alle sind am Ende irgendwie miteinander verbunden – so wie Kunst und Musik eben.

Ihr seid beide als Künstler aktiv. Werden in der Kunstszene solche limitierten Vinyl-Editionen als eigenständige Werke wahrgenommen – quasi als erweiterter Kontext eines künstlerischen Schaffens?

Ja, irgendwie schon. Wir hätten das selber so nicht erwartet. Doch viele sind an unseren Platten interessiert, obwohl sie nicht mal einen Plattenspieler besitzen. Oft werden auch gleich zwei Exemplare gekauft – eines zum Hören und das andere, das dann als Kunstwerk verhandelt wird.

Das freut uns natürlich und verschiebt auch noch mal die gängige Handhabe von Vinyl – obwohl das Sammeln natürlich auch zum Vinyl gehört. Wir sind mit NYT auch in diversen Ausstellungen vertreten. Also ja, es ist eine Erweiterung unser beider Schaffen, allerdings ist die Urheberschaft schon ein ganzes Stück weit aufgehoben.

DATE FÜR HAMBURG

NYT ist mit eingeladen bei „Recordings“, einer Ausstellung des Kunstvereins Harburger Bahnhof in Hamburg im Rahmen der Reihe „One Hundred People Say Umbrella Auditives in der Bildenden Kunst“. Vom 28. Oktober 2015 bis 13. Dezember 2015 ist sie zu sehen.

NYT Bandcamp / Soundcloud
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