Seit mehr als einem Jahr verbindet ein Kollektiv Clubmusik mit anderen Kunstformen – nicht in Leipzig, sondern in Berlin. Doch eine Reise lohnt.
Like A Wild Beast’s Fur, kurz LAWBF heißt die Reihe und seit August 2014 bringt sie in unregelmäßigen Abständen verschiedene internationale Künstler zusammen, die sich einem Werk oder einem Thema gemeinsam widmen. Sie nähern dabei so an, dass daraus ein abendfüllendes Programm in der Kantine am Berghain entsteht. Eines, das jeweils nur einmal in dieser Konstellation zu erleben ist.
„Das Kollektiv arbeitet an einer hybriden Kunstform, welche an der Schnittstelle von Theater und Techno operiert“, heißt es auf der LAWBF-Website. Nicholas Mockridge, Gründer und Kurator der Reihe arbeitete bei den vergangenen fünf Showcases mit einem sehr weiten Theater-Begriff, der einen Text immer in Sound, Licht, Requisite und Video einbettet und der verschiedene Fragen aufwirft.Trotz des relativ kleinen Rahmens in der Berghain-Kantine findet die Zusammenarbeit meist mit überaus renommierten Autoren und Darstellern wie Alexander Scheer, Jasna Fritzi Bauer, Lars Rudolph, Eric Hansen, Volker Spengler oder Mark Ravenhill statt. Hohes Niveau für tatsächlich inspirierende Abende zwischen Club, Literatur, Performance und Theater.
Nach den exklusiven Aufführungen switcht der Abend später über in eine gedehnte Clubnacht. Doch auf für diesen Teil werden DJs mit spannenden Sidekicks gewählt. Im Mai leitete DJ Sprinkles sein Set mit einem Gender-Plädoyer ein, beim Debüt legte Hans Nieswandt anschließend auf.
Und es gibt auch eine direkte Leipzig-Verbindung: Friederike Bernhardt agiert quasi als Haus-Komponistin der Reihe und tritt dort immer wieder live in neuen Kontexten auf. Zuletzt mit dem britischen Autoren Mark Ravenhill, der im Mai 2015 mit einem bissigen Text die Geschlechter-Identitäten ins Schlingern brachte. Auf der Website wird auch eine LAWBF-Tour angekündigt – dann sind die interdisziplinären Exkursionen vielleicht auch in Leipzig zu erleben.
Zuvor gibt es aber am kommenden Sonntag, den 29. November 2015 die sechste Ausgabe von Like A Wild Beast’s Fur. Der Fokus liegt dieses Mal jedoch bei der Bildenden Kunst: In Kollaboration mit LAWBF kreiert der kanadische Filmkünstler Justin Wu zusammen mit den italienischen Sound-Artists Davide Luciani und Fabio Perletta eine interaktive Video-Installation, die sich mit der „Verleugnung der eigenen Identität zugunsten eines fiktiven Imagekonzepts“ auseinandersetzt, wie es in Sozialen Netzwerken und virtuellen Plattformen längst zur Realität gehört.
In der New Yorker Galerie Wallplay war die Installation bereits letzte Woche zu erleben. An diesem Wochenende reist sie nach Berlin, wo Kobosil und Bernhardt. den ersten Teil mit zwei Live-Sets vertonen werden. Später legt Demdike Stare-Mitglied Miles Whittaker auf.