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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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2015er Nachlese #2 – MM/KM & Molto

05. Januar 2016 / Kommentare (0)

Teil 2 unserer Nachlese über die spannenden Ausläufer von 2015 – heute mit drei Platten von Mix Mup und Kassem Mosse.

Der November und Dezember waren gute Monate für Fans der beiden. Erst kam eine neue MM/KM-EP, ein paar Wochen später dann ein Album von Mix Mup, das als Molto bei Ominira veröffentlicht wurde. Und schließlich eine weitere 7″ der Paid Reach-Reihe von Kassem Mosse.

MM/KM „Have You Seen Them“ (The Trilogy Tapes / Palace)

Doch zuerst ein Blick auf MM/KM und einer EP mit fast schon programmatischem Titel: „Have You Seen Them“ Eher nicht, so scheu wie sich die beiden abseits ihrer Live-Auftritte der Öffentlichkeit entziehen.

Fast kann der Titel als erweiterte Persiflage der „Track ID?“-Fragerei in den Kommentarspalten der DJ-Mixe gesehen werden, gehört die Celebrity-Inszenierung des künstlerischen und privaten Schaffens über alle Social Media-Kanäle längst zum Tagesgeschäft vieler Artists. Sich da rauszunehmen, kann natürlich auch schnell als Kalkül gewertet werden, um das Interesse zu steigern und einen Mythos heraufzubeschwören.

Es kann aber auch schlicht eine Lustlosigkeit gegenüber den gängigen Promo-Mechanismen oder ein Selbstschutz vor einen Hype-Moment sein. Am Ende ist es bei Kassem Mosse und Mix Mup einfach ein sehr selektiver und bewusster Ansatz, wo und in welcher Art etwas kommuniziert wird und stattfinden soll. Und darin sind sie trotz aller Verschlossenheit höchst effektiv.

„Have You Seen Them“ kommt wieder bei Will Bankheads Label The Trilogy Tapes heraus – wie schon das Debüt-Mini-Album der beiden vor knapp vier Jahren. Dieses Mal ist es allerdings eine Kooperation mit dem britischen Mode-Label Palace. Besonders toll die Artikelbeschreibung im Online-Shop:Die drei Stücke bewegen sich im abgesteckten Rahmen der beiden – zwischen rauen House-Arrangements und kleinteiliger bis ausladender Melodiösität. „Tane“ lotst sich abseits der Tanzfläche, als unberechenbare Spielerei, als Anti-These zur klassischen A-Seite.

Auf der anderen Seite sind dann mit „Chorus Beach“ und „Watching Gischt“ zwei Stücke, die trotz Rumpeln, Rauschen und Rasseln für MM/KM-Verhältnisse erstaunlich klar und eingängig strukturiert klingen, inklusive Folk-Gitarren-Touch. I don’t understand / What is KM/MM?

Molto „Versatile Service Internation“ (Ominira)

Eine andere Art der Kooperation der beiden gab es mit dem Molto-Album „Versatile Service International“, das Mix Mup auf Ominira, dem Label von Kassem Mosse im Dezember rausbrachte. Hier vermischt sich der Kunst-Kontext aus dem Lorenz Lindner alias Mix Mup ebenfalls kommt mit dem offenporigen Analog-Sound von Mix Mup zu einer neuen Form.

Wohl deshalb ist es eben kein Mix Mup-Album. Auch musikalisch ist es weit entfernt von dem, was sonst unter dem Pseudonym bekannt ist. Die 18 Stücke sind Fragmente aus losen Sounds, Field Recordings und Effekten, zwischen einer und vier Minuten lang. Irgendwo zwischen Ambient, Soundtrack und Avantgarde entlang gleitend. Von 2010 bis 2015 entstanden diese Aufnahmen in Deutschland und Frankreich. Claire Potter begleitet das Album mit Liner Notes, die vage Spannungsmomente zwischen Party- und Galerie-Erwartungen anreißen.

„Versatile Service International“ ist ein intensives Sammelsurium ohne feste Struktur, mehr Bildende Kunst und Performance als klassisches Musikalbum. Aber genau an der Schnittstelle bricht es sehr gut den mittlerweile durchaus festgefahrenen Sound von Kassem Mosse und Mix Mup auf und bringt eine neue Spannung herein.

Zum Vorhören sei der Boomkat-Player empfohlen.

Paid Reach „I Ping / Experience Change“ 

Aber auch Kassem Mosse bricht seinen Sound mit der Paid Reach-Reihe, die auf 7″-Vinyls höchst spartanische Techno-Skizzen featuren. „I Ping“ und „Experience Change“ heißen zwei neue Stücke. Rhythmisch verzogen klingen sie, als Loops hingejammt und roh belassen. Sounds für Zwischenräume oder organisch-abstrakte Kunstwerke, mit schräger Spannung beladen.

Vorhören geht auch hier gut bei Boomkat.

Und nicht verpassen: Kassem Mosse hat am Neujahrstag den Start ins neue Jahr mit einem unglaublich guten Mixtape versüßt. Erhältlich via WeTransfer.

Bild-Credits MM/KM: Palace
Bild-Credits Paid Reach & Molto: Airbag Craftworks

Mix Mup Website
Kassem Mosse Facebook
Ominira Website
Mehr zu Kassem Mosse / Mix Mup / Ominira bei frohfroh

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