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Kathi
Wenn Kathi nicht gerade versucht, mehr Techno in die MDR Sputnik-Playlist zu schmuggeln, reist sie gerne. Ob Ausflüge nach Brandenburg, Bali oder Bangkok, unterwegs zu sein reicht schon. Früher hat sie für bln.fm geschrieben und Podcasts produziert. Seit Kathi in Leipzig wohnt, unterstützt sie frohfroh und die hiesige Gastronomie durch ausgedehnte Nudelsuppen-, vegetarische Pizzen- oder Sushi-Abende.

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Leipziger Neuzugang: Schlepp Geist

20. Januar 2016 / Kommentare (1)

Vor drei Monaten ist Schlepp Geist nach Leipzig gezogen. Wir haben ihn auf ein Gespräch in der Fleischerei getroffen.

Vorher lebte Schleppp Geist in Berlin und Rostock. Sein Künstlername ist übrigens einfach ein Spitzname, auf den „Schleppi“ seit über zwanzig Jahren hört. „Einige denken auch, es kommt von ‚Abschleppen’ – aber es hat überhaupt keine Bedeutung“, sagte er uns im Interview.

Musikalisch ist Schlepp Geist hauptsächlich bei Katermukke, URSL und Heinz Music zuhause. Die Berliner wurden über seine Soundcloud-Seite auf ihn aufmerksam. Bei einem Geburtstag von Mira vor einigen Jahren hatte Schlepp Geist dann seinen ersten Live-Gig im Kater Holzig. Mittlerweile ist er weltweit unterwegs. Anfang 2016 spielt er unter anderem in Istanbul, Hamburg und Dubai.

Nur Leipziger Clubs sind erstmal nicht dabei. Warum, Schlepp Geist?

Schlepp Geist: In der Stadt, in der ich wohne, will ich generell nicht zu oft spielen. So habe ich es in Rostock auch schon gehandhabt. Letztes Jahr war ich vier mal als Schlepp Geist in Leipzig, auf dem Think Open Air, im Eli, in der Villa Hasenholz und im November in der Blauen Perle.

Hast du einen Song, der für dich für 2015 steht?

Ach da gibt es so viele und auch quer durch alle Genres. Wenn ich jetzt spontan was sagen soll, dann Adam Beyers „Stone Flower“ zum Beispiel. Der Track kam im Frühjahr 2015 auf Drumcode raus:

Oder was ganz anderes: Harro Triptrap „Grandfathers Clock“ auf Osmund Audio:

Und welchen deiner eigenen Releases fandest du am besten?

Wenn ich mich entscheiden muss, dann „Tura“. Der ist auf Connaisseur erschienen:

Und natürlich die aktuelle „New Home EP“ auf URSL:

Wie entsteht deine Musik?

Die besten Tracks entstehen ganz schnell. „Tura“ war in zwei, drei Stunden fertig. Ich produziere nicht zuhause, sondern in meinem Studio, weil ich gerne das Gefühl habe, zur Arbeit zu gehen und ich dort auch produktiver bin. Ich mag es von nine-to-five zu arbeiten und kann auch mal ein Käffchen trinken. Leider ist bei uns zur Zeit die Heizung ausgefallen und von daher ist es eher semi-gemütlich.

Was brauchst du zum Produzieren?

In meinem Studio gibt es das Übliche: Synthesizer, Drumcomputer, Kompressoren, Effektgeräte, etc. Die Vocals nehme ich selbst auf. Ich bin zwar kein besonders guter Sänger, aber es darf auch mal ein bisschen schief klingen. Und klar, ich kann Noten lesen und ein bisschen Klavier und Gitarre spielen.

Bei meinen Gigs will ich den Rechner zukünftig soweit es geht abschaffen und größtenteils Hardware benutzen. Dann klingen die Sets nicht mehr so statisch und ich kann einfach losjammen. Auf der Fusion 2015 hab ich mit Krink ein b2b-Live-Set gespielt, das hat echt gefetzt und war mehr oder weniger eine Improvisations-Session. Das werden wir sicher wiederholen.

Was war neben der Fusion dein Lieblings-Gig 2015?

Die Nation of Gondwana war für mich eins der besten Festivals im letzten Jahr. Es war heiß, die Leute waren super und das Line Up auch. Und die Anlage war echt der Kracher, die hat ordentlich Druck gemacht:

Kriegst du eigentlich mit, was vor dem Pult los ist?

Nein, ich bin ein absoluter Blindfisch. Die Leute kommen dann hinterher und fragen, ob ich sie gesehen hätte. Das ist aber fast nie der Fall. Ich bin immer schon froh, wenn ich meine Freundin in der Masse entdecke. Als ich zum Beispiel in der Panorama Bar gespielt habe, hat es mich beruhigt, dass ich sie in der Masse entdeckt habe.

Wieso ist man als Musiker eigentlich gerade in Berghain und Panorama Bar so aufgeregt?

Ich bin sehr gern als Gast dort, deswegen war das wirklich special. Zum Glück hat alles gut funktioniert.

Hast du dich vorbereitet?

Nein, denn ich kam direkt von einem anderen Gig aus Schweden. Ich war nach Rebekah und vor Ellen Alien dran und habe versucht, mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Wir haben aber auch nicht groß geschnackt.Für wen würdest du dich in eine Clubschlange stellen?

Puh, da gibt es wirklich viele, die mich inspirieren. Aber wenn ich nicht gerade spiele, dann gehe ich eher selten aus. Spannender finde ich momentan Kollaborationen. Ich arbeite zum Beispiel gerade mit Douglas Greed und der Berliner Sängerin Kristina Sheli zusammen.

Wie kommst du durch eine lange Clubnacht?

Die Klassiker: Vorschlafen, Kaffee trinken oder einfach wach bleiben. Chemische Drogen habe ich nie genommen, obwohl mein Umfeld da ziemlich liberal ist und ich natürlich auch. Klar, manchmal trinke ich was. Es gibt Abende, an denen macht es einfach Spaß, ein bisschen verschallert zu sein. Gerade wenn ich ein DJ-Set spiele – das finde ich nämlich relativ langweilig. Generell spiele ich deswegen lieber live, da habe ich die ganze Zeit etwas zu tun.

Seit drei Monaten bist du Leipziger. Aus welchen Gründen bist du hierher gezogen?

Der Hauptgrund ist, dass meine Freundin hier einen neuen Job hat. Ich bin ja zum Glück relativ flexibel, von daher passte das gut. Mein Bruder wohnt auch hier und dadurch kannte ich die Stadt schon ein wenig. Es gibt in Deutschland für mich auch nicht so viele Alternativen.

Hast du hier schon einen Lieblingsplatz?

Mein Studio, wenn die Heizung denn endlich mal funktioniert. Ich mag unsere Wohnung, die ist gegenüber vom Gewandhaus. Der einzige Nachteil ist, dass es dort keinen wirklichen Kiez gibt. Die Südvorstadt z.B. ist schön, aber für mich auch kein richtiges Szeneviertel, sondern eher ein gutes Beispiel für die Gentrifizierung. Dann bevorzuge ich eher Plagwitz und Lindenau, weil die Viertel runtergekommener und alternativer sind.Fehlt dir was in Leipzig?

Wir brauchen ein Musikfachgeschäft mit dem neuesten Technik-Kram, so einen Nerd-Laden, in dem man in Ruhe alles ausprobieren kann. Das ist doch voll die Lücke bei der großen elektronischen Szene hier in Leipzig. Oder habe ich den einfach noch nicht gefunden?! Hinweise bitte an mich! Derzeit muss ich nämlich extra nach Berlin fahren, um z.B. in Schneidersladen den neuesten Technik-Kram auszuprobieren. Unter vier Stunden kommt man da selten wieder raus.

Findest du, die Leipziger feiern anders als in Berlin?

Nein, ich finde die Leipziger Feierkultur super. Mittlerweile kannst du sogar in der Tille auch sonntags tanzen und der Sonntag ist mein Lieblingstag, um privat feiern zu gehen.

Und die Leipziger an sich?

Die sind super freundlich und generell ein aufgeschlossenes Völkchen. Bis auf einen Pegida-Taxifahrer, der sein verschrobenes Weltbild verbreitet hat, habe ich noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Aber so was würde mir in meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern leider auch passieren.

Danke Dir, Schlepp Geist!

Schlepp Geist Website / Facebook / Soundcloud

CommentComment

  • randaley / 21. Januar 2016 / um 18:55
    jetz noch s.e.t.i und s.kr8, slimcase darf auch, dann gibs keinen grund mehr in rostock wegzugehen...:D willkommen!

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