Seit zwei Jahren machen Good Guy Mikesh und Filburt gemeinsame Sache. Dass dies durchaus viel versprechend ist, zeigen die drei EPs allein in diesem Jahr. Im großen frohfroh-Interview erzählen sie von der gegenseitigen Horizonterweiterung, den Kontakten zu guten Labels und von ihren ersten Live-Erfahrungen.
Als im Herbst 2008 „Hypopoint“, der erste Track von Good Guy Mikesh und Filburt erschien, war dies schon eine kleine Überraschung. Mikesh trat bisher als Ein-Mann-Pop-Elektro-Soul-Band auf, Filburt alias Steffen Friedrich ist als DJ in den Leipziger Clubs in ganz verschiedenen Genres unterwegs. Nebenbei betreibt er seit ein paar Jahren den Freezone Plattenladen. Vor gut zwei Jahren trafen sie aufeinander und beschlossen ab und an gemeinsam Tracks zu produzieren. Und es scheint aufzugehen: allein in diesem Jahr erschienen drei EPs auf bekannten Labels. Wie alles dazu kam, erzählen sie selbst.
Wie habt ihr euch gefunden?
Filburt: Das ging schon über die Musik. Das erste Mal hatte ich Mikesh bei einem Konzert im Ilses Erika wahrgenommen. Das war die Record Release Party zu seiner ersten EP. Und darüber sind wir ins Gespräch gekommen.
Mikesh: Obwohl du vorher schon einmal in meiner Wohnung warst, um einen Stuhl zu holen.
Filburt: Ich hatte später auch eine Veranstaltung in Dessau organisiert. Ich hatte damals noch mit Smooth Pilots aufgelegt und Micha hat live gespielt. Naja, und da hatten wir überlegt mal was zusammen zu machen.
Mikesh: Wobei Filburt am Anfang eher die Vision dafür hatte. Ich habe das so aus Neugier gemacht.
Ihr kommt musikalisch beide aus eher konträren Richtungen. Wo habt ihr den gemeinsamen Nenner gesehen?
Filburt: Ich fand die Stimme einfach interessant und auch diese Musikalität. Ich war damals von dieser ganzen Minimal-Ära abgenervt und habe nach etwas anderem gesucht. Deswegen fand ich das erstmal interessant.
Michael, wie war das für dich, plötzlich in die Club-Musik einzutauchen. Musstest du dich erst überzeugen lassen?
Mikesh: Auf jeden Fall. Ich kam erst überhaupt nicht klar mit Stücken, die länger als dreieinhalb Minuten sind. Allein dieser Mix-Vorlauf, den man eigentlich mit einplant, war für mich überflüssiger Anhang. Am Anfang habe ich das auch immer nicht so richtig glauben wollen. Wenn wir Stücke gemacht hatten, Filburt sie aufgelegt hat und meinte, dass es voll abging, dann hieß es von mir eher: garantiert nicht.
Einmal gab es dann aber den Moment, in dem wir eines unserer Stücke im Conne Island getestet hatten und genau dieses Stück war es dann, was die Party umgerissen hat. Da habe ich plötzlich gemerkt, dass es ja funktioniert. Ich wusste eigentlich schon vorher, dass Filburt weiß wovon er redet, aber dies hatte für mich einen echten Überzeugungseffekt.
Clubmusik hatte dich privat bisher auch nicht allzu sehr interessiert, oder?
Mikesh: Ich bin eigentlich ein Poppertyp. Und ich hab auch meine Musik so ausgerichtet. Das war ein typisches Pop-Format mit Strophe und Refrain. Manchmal war vielleicht auch mal was Ausgefallenes dabei, aber sonst war das einfach schon durch die Songlänge auf drei bis vier Minuten begrenzt. Und jetzt ist es so, dass sich die Sachen, die ich mit Filburt mache, auch auf meine aktuellen Solo-Stücke auswirken. Ich nehme mir jetzt viel mehr Zeit, um die Sachen auszufüllen. Das sehe wirklich als Bereicherung an, weil ich viele Sachen erkenne, die ich vorher nicht gesehen habe, wo ich wahrscheinlich zu borniert war, weil ich unbedingt Popsongs machen wollte. Das eigentliche Wesen habe ich da beiseite geschoben, um ein bestimmtes Format zu bedienen.
Filburt, und wie kommst du mit dem Pop-Einfluss von Mikesh klar?
Filburt: Ja, ganz gut. Die ursprüngliche House-Musik hat ja immer auch so eine Pop-Ebene drin gehabt, deswegen bin ich da wohl auch darauf angesprungen. Sonst wäre das ja von vornherein gar nicht interessant gewesen.
Mikesh: Es gibt aber immer noch Sachen, bei denen er nicht mitgeht.
Filburt: Aber das ist ja ganz normal. Ich glaube, es sind eingängige Melodien, die sich immer wieder finden, das macht es dann auch aus. Wir sind jetzt vielleicht nicht die Masters in den perfektesten Grooves, denen es um einen Beat geht, der wirklich alle umhaut. Wenn du jetzt aber einen Track machst, bei dem du etwas immer wieder findest, dann ist man schnell wieder beim Pop-Format. Und das gibt es in der Clubmusik immer wieder.
Ihr steht mit eurem Sound ja schon sehr für euch innerhalb von dem, was gerade in Leipzig passiert. Disco ist hier kein so großes Thema, oder?
Filburt: Na, es gibt schon ein paar Leute, die Interesse daran haben. New World zum Beispiel von der letzten Ortloff-Platte. Überhaupt, das ganze Ortloff-Umfeld ist da ziemlich offen. Aber es stimmt schon, gerade ist das wohl ein bisschen outstanding.
Was begeistert euch an dieser Art von Sound?
Mikesh: Die Stimmung, das Lebensgefühl, was darin steckt ist einfach positiv. Mancher könnte auch sagen, es sei oberflächlich, aber auf der anderen Seite denke ich, dass ganz grundlegende Bedürfnisse nach einer gewissen Leichtigkeit in dieser Musik liegen. Genauso kann man damit aber auch andere Facetten abdecken, auch mal was Melancholisches oder sogar Provozierendes. Ich denke auch, dass die Ausdrucksformen dieser Musik größer sind, als wenn ich mich jetzt auf einen Techno- oder Minimal-Trip begebe – zumindest aus meinem Background heraus. Ich persönlich kann mich mit solcher Musik besser ausdrücken als mit einem monotoneren Stil.
Und wie schätzt ihr ganz generell das ein, was gerade mit Disco passiert?
Filburt: Es gibt auf alle Fälle noch spannende Sachen. Was gerade sehr bemerkbar ist, ist diese Edit-Flut. Also dass seit geraumer Zeit immer wieder Originale aufgegriffen und daraus Edits gemacht werden. Das zeigt ja auch den Stand dieser Musik, die nun auch schon über 30 Jahre existiert. Spannend an den Edits ist, dass sie oft zeitintensiv produziert werden und auch soundmäßig gut in die Zeit reinpassen.
Mikesh: Es zeigt aber auch, dass es eigentlich immer da war. Das ist vielleicht so eine Szene, die immer mal nach oben quillt und wieder vergessen wird. Es ist eigentlich ein Zeichen, dass es ein gewisses Bedürfnis gibt, diese Musik wieder zu haben. Es wird bestimmt wieder mehr Leute geben, die sich dafür begeistern können.
Ihr seid da jetzt also auch in einem günstigen Zeitfenster.
Filburt: Ich denke schon. Man muss halt gucken, wie weit sich das noch hoch spinnt oder ob es nicht irgendwann einen Overkill gibt, wo die Leute dann sagen: Oh, da habe ich jetzt keine Lust mehr drauf. Es gibt ja aber immer neue Strömungen, entwickelt sich weiter. Es gibt aber auch Acts, die wieder hochkommen. The Revenge, John Daly oder Mark E zum Beispiel, alles Leute, die für so einen Sound stehen. Ich würde aber auch nicht sagen, dass wir nur Disco machen.
Mikesh: Auf jeden Fall nicht. Die erste Platte „Hypnopoint“ war ein ganz anderer Stiefel, es war auch ein bisschen ein Experiment. Aber der Remix für Coma geht ja auch noch einmal in eine ganz andere Richtung.
Filburt: Die Liebe*Detail-Platte geht auch noch einmal in eine andere Richtung als die auf Mirau.
Der Disco-Fokus ist also gar nicht so stark?
Filburt: Ich denke er spiegelt sich immer wieder.
Mikesh: Es ist kein Dogma. Ich glaube wir treffen uns und fangen an etwas zu machen und erkennen dann, ob es gut ist – unabhängig davon, was für einen Stil es bedient. Am Anfang dachten wir, was machen wir nur. Die Sachen sind alle so unterschiedlich. Aber dann haben wir aber festgestellt, dass genau das uns eigentlich ausmacht. Dass wir zwar unterschiedliche Stile bedienen, eine Handschrift aber immer erkennbar ist. Ich sehe da auch kein Problem, dass so beizubehalten. Wenn vielleicht noch einmal ein größeres Projekt käme, ein Album eventuell, dann wäre es auch interessant genau diese Bandbreite zu zeigen und trotzdem einen Zusammenhalt zu haben.
Gerade bei den „Cleaning Up“-Tracks habe ich ganz oft so eine Oldschool- und Krautrock-Ästhetik herausgehört – mit so einem Improvisationsgeist. Entstehen viele Stücke aus der Improvisation heraus?
Filburt: Das liegt wohl an dem neuen Synthesizer – leider nur ein Software-Plug-in – der extrem viel Space gibt und mit dem man sich wahrscheinlich auch monatelang im Soundforschen verlieren kann, der aber verschiedene Facetten sehr schnell verändern kann.
Mikesh: Der hat schon eine Ästhetik, die uns anspricht. Man findet sehr leicht Klänge und es macht einfach Spaß damit umzugehen. Aber das ist wirklich nur ein Aspekt, was das angeht. Es ist schon eine Art Jamming was wir machen. Wir haben auch festgestellt, dass immer dann es verkrampft geworden ist, wenn wir angefangen hatten etwas zu konzipieren. Und seitdem arbeiten wir konsequent im Jamming.
Ich denke, man hört den Stücken auch an, dass sie roh wirken. Das hat aber nichts damit zu tun, dass wir es nicht anders könnten, sondern dass wir es nicht anders wollen. Es macht wenig Sinn noch drei Wochen an Stücken zu arbeiten, bis sie einen gewissen Perfektionsgrad erreicht haben, weil sie dann eben ihren Charme verlieren. Wie das vielleicht in ein zwei Jahren aussieht, ist noch eine andere Frage, aber momentan ist dieses Rohe und Kantige genau das, was wir haben wollen.
Und wo ist dann der Punkt, an dem ihr sagt, jetzt ist ein Stück fertig?
Filburt: Meist spielen wir es erstmal. Die Wirkung, die es beim Produzieren hat ist ja eine ganz andere als im Club und man die direkte Reaktion sieht. Man hat da auch ein anderes Soundgefühl und merkt, dass hier und da noch was geändert werden kann. Aber meist dreht es sich nur um Kleinigkeiten. Wir versuchen schon, uns nicht ewig daran aufzuhalten.
Gibt es denn eine klare Rollenverteilung bei euch?
Mikesh: Filburt ist derjenige, der das Gefühl für den Club und für die Sounds mitbringt. Ich bringe mich hauptsächlich mit den musikalischen Skills ein, also den Erfahrungen, die ich aus den vielen Jahren des Musikmachens und in Bands spielen gesammelt habe. Ich weiß halt bei bestimmten Dingen, wie man sie anpacken muss, um ein musikalisches Ziel zu erreichen oder was für Soundgefüge mit bestimmten Klangeinstellungen zu realisieren ist.
Aber man kann das schon gleichberechtigt betrachten, weil das sind jeweils Felder, die der andere mit seinem Know-How abdecken kann. Ein Zeichen dafür, dass es so funktionieren muss ist, dass sich erst nachdem wir uns auf all unseren Gebieten gefunden haben, die wir uns vorgenommen haben, eine gewisse Art von Erfolg eingestellt hat. Ich glaube, erst die Ergänzung von uns beiden hat dazu geführt, dass sich unser beider Horizont erweitert hat, und gleichzeitig aber auch das Produkt, was durch uns beide geformt wird, auch eine Qualität erreicht hat, die es erfolgreich machen könnte.
Filburt: Das klingt vielleicht etwas komisch, aber in den heutigen Tagen der Musikdepression finde ich es schon erstaunlich, dass wir es geschafft haben innerhalb von einem Jahr vier Releases auf vier guten Labels platzieren zu können. Also Leute zu finden, die Bock darauf haben und sagen: Wir machen das jetzt, wir nehmen das Risiko auf und das Geld in die Hand, weil wir die Sachen gut finden. Das finde ich gar nicht mehr so selbstverständlich, weil mittlerweile fast nur versucht wird auf Sicherheit zu gehen. Zum Beispiel Permanent Vacation haben: Ok, ihr macht eine eigene EP, wir bringen jetzt keinen XY für einen Remix.
Und es hat funktioniert.
Mikesh: Ja. Das war bei Mirau eigentlich genauso erstaunlich, dass die gleich drei Stücke, die in einer Woche entstanden sind, geholt haben und das als ein Werk aus einer Feder gebracht haben.
Filburt: Da hieß es nicht: Das lassen wir jetzt weg. Oder dass sie sich die vermeintliche Perle herausgepickt haben.
Michael, bei deinen Solo-Stücken ist deine Präsenz – sowohl auf Platte als auch auf der Bühne – ja sehr stark. Wie ist es nun für dich, einmal im Hintergrund zu bleiben?
Mikesh: Das ist natürlich eine ganz andere Präsentationsform. Für mich ist das aber kein Problem, weil ich weiß, was ich für diese Musik abliefere. Live ist es eben ein anderes Konzept: Zwei Akteure, die einfach die Musik vortragen. Jeder in dem, was er am besten kann. Das Solo-Projekt bekommt auch gerade mehr einen Band-Charakter, weil es auch dort Leute gibt, die live mit performen. Das wird vielleicht nicht die klassische Band repräsentieren, aber es wird so ein Band-Gefühl dabei geben. Ich finde es aber gut, dass es genau diesen Ausgleich gibt.
Ich habe auch festgestellt, dass es mir seitdem wir zusammenarbeiten viel leichter fällt einen viel spezielleren Stil für das Solo-Projekt auszuarbeiten, weil ich gar nicht mehr gezwungen bin bestimmte Facetten aufzuzeigen. Ich arbeite jetzt an einem Solo-Album und habe konsequent ein relativ ruhiges, spaciges Album gemacht, was in eine krasse Achtziger-Richtung geht. Früher hätte ich gedacht, ich muss jetzt noch bestimmte Aspekte reinbringen, um da ein rundes Album daraus zu machen, um zu beweisen, dass ich es kann. Jetzt ist es aber okay: Mit Filburt mache ich hier die Club-Tracks, die Party machen und bei den anderen Projekten kann ich mir einen viel konkreteren roten Faden spannen durch das, was mir gerade durch den Kopf geht, was ich in mir habe.
Noch einmal zu „Someone Told Me“. Das Stück hat ja schon ziemliche Wellen geschlagen. Gab es da direkt Dinge, die sich daraus ergeben haben?
Filburt: Ich glaube, es arbeitet noch.
Mikesh: Wahrnehmung, also die ist jetzt nicht riesig, aber wir merken eben, dass wenn eine neue Platte kommt, dass die in verschiedenen Radiosendungen läuft, dass die in DJ-Playlists auftaucht oder in Blogs angepriesen wird. Das wird auch immer mehr. Je mehr Veröffentlichungen wir machen, umso mehr stolpern die Leute darüber und fügen das Puzzle zusammen. Das drückt sich dann für uns in einer gewissen Vereinheitlichung der Wahrnehmung aus.
Bisher sind alle Platten auf verschiedenen Labels herausgekommen. Ist das so, wie ihr euch das wünscht, oder würdet ihr lieber exklusiv mit einem Label zusammenarbeiten?
Filburt: Manchmal wäre es vielleicht schon gut, mit einem Label exklusiv zu arbeiten, aber da kann es eben passieren, dass man lange Wartezeiten bei der Veröffentlichung in Kauf nehmen muss.
Mikesh: Ich finde auch die Verteilung besser. Das hat einen gewissen Charme, weil man weiß, dass man genau in verschiedenen Szenen aufgenommen wird. Wenn wir uns auf ein Label festlegen würden, dann könnte man davon ausgehen, dass das eine bestimmte Crowd von Leuten gibt, die die Musik von diesem Label hören und für das, was nebenbei noch läuft, interessieren sie sich vielleicht gar nicht mehr, oder sie bekommen es nicht mit.
Filburt: Die Liebe*Detail Spezial-Platte wird für das Label auch herausfallen von den bisherigen Releases.
Mikesh: Das ist auch die Nummer 13, ist das nicht super?
Filburt: Aber die waren immer sehr funktional und wir bedienen ja ein ganz anderes Schema. Ich bin total gespannt, was da jetzt für Reaktionen kommen. Ob es da viele geben wird, die damit nichts anfangen können, weil sie es von dem Label nicht erwartet hätten. Der Streufaktor ist aber natürlich viel interessanter.
Wie kam eigentlich der Kontakt zu den Labels?
Filburt: Bei Permanent Vacation war es ein Traumzustand. Ich kenne diesen Benji schon seit einigen Jahren. Ich war für einen Auftritt von Ben Mono – ein Freund von ihm – Support-DJ und da hatte er gerade die erste Platte des Labels raus gebracht und darüber sind wir ins Gespräch gekommen. Und als das Label dann einen schönen Stock zusammengetragen hatte, habe ich ihn zur Midi eingeladen. Die hatten auch zugesagt, das sind nette Jungs und da habe ich „Someone Told Me“ auf CD gespielt und er fragte sofort, was das sei. Und er meinte dann: Ja, die CD hätte ich jetzt ganz gerne mitgenommen. Am nächsten Tag sagte er dann noch, dass er es seinem Kumpel vorspielen möchte. Dadurch ist der erste Kontakt entstanden.
Bei Liebe*Detail ist es über Myspace entstanden, was ich nie für möglich gehalten hätte, dass ein Myspace-Link überhaupt wahrgenommen wird.
Mikesh: Aber auch da war es ein richtiger Glückszufall. Denn die haben das erst nach Monaten zufällig wieder auf ihrem MP3-Player wieder gefunden.
Filburt: Bei Mirau war es so, dass wir ein richtiges Demo rausgeschickt haben. So wie wir es jetzt eigentlich immer machen, also richtig auf CD brennen und rausschicken.
Mikesh: Da haben sich ja dann gleich vier gute Labels gemeldet, die es haben wollten.
Filburt: Ja, aber Mirau waren eben die ersten.
Sind denn schon weitere Releases geplant über die Liebe*Detail hinaus?
Filburt: Es gibt Projekte, die anstehen, aber die sind noch nicht sicher.
Mikesh: Es gibt schon Abnehmer, die Stuff haben wollen. Aber wir haben uns so überlegt, dass es eigentlich toll wäre mal was Zusammenhängendes zu machen. EP oder Album, aber das ist noch nicht so richtig fest. Ich hätte schon Bock darauf, aber da muss man ja ein wenig Zeit mitbringen und ein bisschen konsequenter arbeiten, was die Sounds angeht. Ich denke aber, dass wäre ein guter Zeitpunkt, um das jetzt zu beginnen.
Wie oft trefft ihr euch eigentlich generell zusammen zum Produzieren?
Filburt: Zu wenig.
Mikesh: Nö, jetzt gerade vielleicht. Ich bin jetzt dabei mein Solo-Album vorzubereiten. Das steht vor der Produktion, da hat sich ein Label gefunden. Das will ich jetzt erstmal durchziehen. Deswegen passiert jetzt nicht so viel auf der Schiene.
Filburt: Wir treffen uns schon regelmäßig, aber es gibt keine festen Zeiten.
Mikesh: Aber es gab schon Zeiten, da haben wir uns jede Woche ein zweimal getroffen.
Filburt: Ja, aber dann haben wir eben auch mal zwei Monate nichts gemacht haben. Man hat ja trotzdem miteinander zu tun und es gibt auch drumherum viel zu tun. Das ist auch okay. Ich finde manchmal, dass es den Kreativprozess viel einfacher macht. Die Mirau-Tracks sind an zwei Tagen entstanden, davor war lange nichts passiert.
Mikesh: Man muss manchmal auch ein bisschen Gras über Sachen wachsen lassen, um nicht genau wieder das gleiche zu machen, was man vorher gemacht hat. Einfach, um wieder auf einen anderen Trichter zu kommen oder neue Einflüsse einzubringen. Ein paar Wochen haben wir uns dann eben nicht gesehen. Aber wenn wir uns dann getroffen hatten, dann waren gleich zwei Stücke fertig, die wir wahrscheinlich eine Woche später weggeschickt haben. Es besteht ja auch kein Lieferzwang. Wir müssen jetzt kein Soll erfüllen. Das gibt uns eine gewisse Freiheit und Leichtigkeit, mit der wir da ran gehen können.
Ihr tretet nur live auf, Filburt, das müsste für dich als DJ wiederum ja Neuland sein.
Filburt: Nee, das ist ja ein Hybrid. Wir haben einen fertigen Mix und bringen noch weitere Elemente mit ein. Das ist natürlich immer erweiterbar, wo man auch Live-Instrumente mit reinnehmen kann. Wir hatten auch schon einen Gig mit Bassisten und einem zusätzlichen Sänger. Es bleibt aber schon so, dass wir auch unabhängig von all dem arbeiten können, also auch in einer Zweier-Besetzung.
Mikesh: Filburt macht das, was er eh am liebsten macht: Er legt Platten auf und mixt die ineinander – nur mit unseren Stücken allerdings. Ich stehe mit dem Keyboard da und singe. Mein Lieblingsinstrument ist gerade das Tamburin.
Filburt: Wir haben lange überlegt, ob wir überhaupt live auftreten. Wir fanden es total unspektakulär nur mit Ableton und irgendwelchen Clips zu arbeiten. Am Ende sind es bei uns zwar auch viele Playbacks, aber schon in einer freieren Form.
Mikesh: Wir sagen auch nicht, dass die anderen schlechter sind als wir. Wir haben uns Weg eben so gefunden.
Michael für dich ist diese Club-Situation bestimmt neu für einen Live-Auftritt. Bisher bist du eher im herkömmlichen Konzert-Kontext aufgetreten.
Mikesh: Auf jeden Fall. Ich habe auch komplett meine Präsenz überdacht. Früher dachte ich, ständig liefern zu müssen, weiß aber mittlerweile, dass auch die Musik für sich stehen kann. Früher habe ich gedacht, ich müsste singen und singen und singen. So als müsste ich mich im Singen noch übertrumpfen. Aber mittlerweile ist mir klar, dass es das gar nicht braucht. Es kommt eher darauf an, im richtigen Moment das richtige zu tun und sich auch einmal zurück zu nehmen. Das hat sich auch auf das Solo-Projekt ausgewirkt.
Das Booking mach Riotvan. Wie kam das denn?
Mikesh: Wir haben gedacht, dass Riotvan das doch einmal tun sollte. Und Riotvan dachte dann, ja, das probieren wir mal.
Filburt: Ich fand die immer recht frisch. Die sind zwar auch ganz schön auf New Rave abgefahren – eine Musik mit der ich mich gar nicht identifizieren kann – aber trotzdem haben die einfach so eine Frische mitgebracht. In die anderen Booking-Agenturen hier haben wir mit unserem Sound auch gar nicht reingepasst. Riotvan waren diejenigen, die uns in Leipzig als erstes Aufmerksamkeit geschenkt haben und uns die Möglichkeit gaben den Live-Act auszuprobieren.
Das ist ja im Prinzip eine neue Generation an Party- und Clubkultur, die Riotvan da mitprägen.
Mikesh: Ja, das ist auch gut, weil man dadurch das Ganze eigentlich wieder zusammenführt. Man könnte sagen: Es gab die jungen Leute in Leipzig, die gefeiert haben und von den älteren ein wenig belächelt wurden und genauso andersherum. Jetzt wird da eine Brücke geschlagen. Und dadurch, dass wir mit Riotvan zu tun haben, ergeben sich auch noch einmal ganz andere Brücken aus anderen Bereichen.
Filburt: Das gibt uns ja auch neue Impulse. Es ist immer schwierig, wenn man merkt, dass man den Anschluss verpasst. Andererseits gibt es gewisse Sachen, auf die habe ich keine Lust mich einzulassen, weil icg das schon vor zehn Jahren scheiße fand. Ich finde es für die eigene musikalische Entwicklung aber wichtig, sich nicht immer zu versperren und seinen alten Idolen hinterherzuhängen.
Ihr seid ja aus deren Sicht wahrscheinlich die Rave-Opas, oder?
Mikesh: Wir denken, die wissen gar nicht, wie alt wir sind. Die fallen immer um, wenn sie hören, wie alt wir sind. Es sind ja aber nicht nur wir, die der Sache etwas entnehmen können. Ich denke, es geht auch andersherum so. Wir sagen zwar nicht, ihr müsst das jetzt so und so machen, aber wir merken eben doch, wie man sich treffen kann.
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