Okay, da wäre sie beinahe ins Vergessen geraten, unsere Reihe für lokale Newcomer, die noch ohne Label sind, aber bereits auf Soundcloud überzeugen – doch wir haben eine Neuentdeckung.
Mit Alex Kaminski lief es anders ab als sonst. Sind wir bisher meist durch Zufall oder Querverweise auf Newcomer bei Soundcloud gestoßen, so schickte uns Alex Kaminski bereits vor über einem Jahr selbst erste Tracks zu. Nur fehlte uns da noch der dramaturgische und klangliche Feinschliff.
In Abständen ließ er uns aber an seiner Entwicklung teilhaben. Bis neben dem anfangs aufgepumpten Tech-Deep-House-Grundtenor auch ruhigere und experimentellere Stücke dabei waren. Allen voran das wunderbare „Nesabudka Remake“ oder das leicht folkloristische Slow House-Stück „Periskop“.
Es schien Zeit für eine „Neues aus der Wolke“-Ausgabe mit Alex Kaminski. Um ihn näher kennenzulernen und vorzustellen. Und endlich erfahren wir auch, woher die abstrakten Bilder für seine Track-Cover stammen.
Woher kommst du – lokal und künstlerisch?
Gute Frage, geografisch kann ich das nicht so richtig beantworten. Kasachstan, wo ich meine ersten Lebensjahre verbracht habe oder vielleicht Wolfsburg, wo ich aufgewachsen bin oder dann doch Leipzig, wo ich gerade lebe und mich am wohlsten fühle?
Musikalisch komme ich aus der Welt der tiefen, derben Gitarren – also Metal und Hardcore. Damit habe ich vor 12 Jahren als Gitarrist und Schreihals/Sänger angefangen – zusammen mit Freunden aus dem Dorf. Wir sind recht schnell im In- und Ausland unterwegs gewesen und ich habe da schon einige elektronische Interludes gebastelt. Das hat immer mehr zugenommen und mittlerweile experimentiere ich nur noch auf dem Gebiet.
Was flasht dich musikalisch – von bestimmten Sounds oder Artists her?
Es sind nicht unbedingt Sounds, die mich flashen, sondern das Gesamtbild eines Tracks. Wenn ich das Gefühl habe, dass der Künstler das tatsächlich so empfindet, was er da im Song verpackt hat, dann flasht mich das. Vom Gesamtsound her finde ich die Jungs von Modeselektor eindrucksvoll. Die Musik ist mitunter ziemlich weird, komplex und trotzdem so eingängig, dass man sie gleichzeitig aus Genuss und Nerdigkeit hören kann.
Generell flashen mich aber eher Artists, die ich beim Musikmachen erleben durfte und die in dem, was sie tun authentisch sind. Mein alter Mitbewohner beispielsweise macht ziemlich abgefahrene Sachen und das nicht, um irgendwie hip zu sein oder zur Avantgarde der elektronischen Musik zu gehören, sondern einfach weil er verrückt ist. Ein Künstler eben, der das mit seinem ganzen Dasein lebt. Bei großen Artists kann ich das nicht einschätzen und halte auch von Personenkult nicht viel.
Kannst du irgendwas aus deiner Hardcore-/Metal-Zeit mit in deine neuen Stücke nehmen?
Ja, definitiv. Die düsteren, tiefen Klänge haben immer noch eine Wirkung auf mich. Auch das ganze Arrangement baue ich noch ziemlich Metal-/Hardcore-orientiert auf – so seltsam das auch klingen mag. Ab und zu kommt auch mal die Kritik, dass ich ja eigentlich keine elektronische Musik mache, da zu viel Auf-und-Ab in den Songs vorhanden ist. Aber ist ja auch Geschmackssache.
Wo willst du mit deiner Musik hin – Lieblingshobby oder Stadion?
Einen Fünf-Jahres-Plan habe ich jetzt nicht in petto. Für mich ist das Musikmachen in erster Linie emotionaler Ausdruck. Daher freue ich mich über die Freiheit, nicht dem Druck von Plattenfirmen oder Fangemeinde ausgesetzt zu sein, sondern die Musik so frei zu gestalten, wie es sich richtig anfühlt. Andererseits wäre es schön, die Zeit und finanzielle Freiheit zu haben, sich wirklich intensiv mit der Musik zu beschäftigen und alles drumherum erledigen zu können. So Social Media und Promotion-Stuff.
Dein größter eigener Soundcloud/Youtube-Hit?
Bei meinen Plays von Hit zu sprechen, ist vielleicht ein bisschen großzügig, aber schaut man sich die Klick- und Like-Zahlen an, dann war das der Track „Dyshat, den ich für „Musik? Das kann ich“ produziert habe. Vom Gefühl her würde ich aber sagen, dass der Track „Krull“ der erfolgreichste ist. Für den bekomme ich sehr gutes Feedback und eine überraschend große Menge Anfragen von DJs, die den Song gerne zum Auflegen hätten.
Dein persönlich größter eigener Hit – und warum?
Mein persönlich größter Hit war „Bosja“. Für mich ist der Track eigentlich hässlich, da er eine Situation der Ohnmacht widerspiegelt. Dadurch ist er aber auch der authentischste und ehrlichste Track, den ich bis jetzt produziert habe. Mittlerweile gibt’s den Track auch bei Beatport, was ich schön finde.
Du hast sehr schöne Cover für deine Tracks. Wo kommen die her?
Vielen Dank. Die Cover sind alles Gemälde von Paul Kaminski, meinem Papa. In echt sind die noch schöner, weil Kameras die Kontraste irgendwie nicht so gut erfassen können. Ich finde es passend, seine Bilder zu verwenden, da vor allem die abstrakten Werke für ihn Produkte seiner Philosophie und Ausdruck seiner Emotionen sind. Das ist bei mir und der Musik ähnlich.