Zugegeben: Wir sind etwas ratlos, was Chris Manura da geritten hat. Als Lupo verirrt er sich in den House-Pop.
Es kommt nicht oft vor, dass wir innerhalb der frohfroh-Redaktion so lange darüber nachdenken, ob wir eine EP besprechen sollten oder nicht. Meist ist es klar, wenn es nicht passt, weil es musikalisch zu weit entfernt ist von dem, was uns hier bewegt. Über die „Farbenfroh & Hell“-EP von Lupo reden wir jedoch seit Wochen. Immer mal wieder, dann aber durchweg mit großer Verwunderung und einer gewissen Fremdscham.
Was ist passiert: Zusammen mit dem Sänger Alexander Boedewig von den Bands Boe Van Berg und Westbalkonia hat Chris Manura scheinbar ein Pop-House-Projekt namens Lupo gestartet. Mit deutschen Texten und eindeutiger Hit-Eingängigkeit. Nun ist die Mischung von deutschen Texten mit House und Techno eh schon ein Wagnis mit immens großer Fallhöhe – ganz unten lauern entweder Schlager- oder Befindlichkeits-House.
Doch warum es neben Westbalkonia ein nahezu identisch klingendes Projekt gibt, das sehr offensichtlich mit dem betont lasziv-schluffigen Durchi-Appeal von Boedewigs Gesang so etwas wie „Seele“ und „Emotion“ auf den Dancefloor bringen will, ist für uns wenig nachvollziehbar. Alexander Boedewigs Stimme hält nicht allzu viele Nuancen bereit, um Lupo eindeutig von Westbalkonia abzugrenzen. Und auch Chris Manuras Feel Good-House nicht, obwohl er im Vergleich zum von Marc DePulse effizient konstruierten Westbalkonia-Tech House das geringere Übel ist.
Warum wir noch heiß über Lupo diskutieren? Weil der Track nach großem Kalkül klingt. „Farbenfroh & Hell“ schlägt musikalisch in eine Kerbe, die ziemlich unangenehm nach größtmöglichem Konsens riecht. Einmal die Pop- und Open Air-House-Baukästen aufgemacht, verschiedene Elemente rausgeholt, alles für das unkomplizierte Hören zusammengefügt und fertig ist der Dancefloor-Filler – eben wie bei Westbalkonia, Alle Farben, Klangkarussell etc.. Deren Tracks sind ähnlich glattgebügelt, erzwungen tanzbar und schön zum Mitsingen einladend. Lupo klingen, als möchten sie mit der ersten EP diesen einen Hit landen, der im Radio läuft. Oder wenigstens auf Open Airs als leichtgängiger Floorfiller laufen. Doch: „Farbenfroh & Hell“ fehlt der Tiefgang.