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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Neues aus der Wolke – Drunkenstein

11. August 2016 / Kommentare (1)

Drunkenstein fiel uns in letzter Zeit immer wieder durch seine Partys auf. Doch er produziert auch Tracks – er ist unser „Neuer aus der Wolke“.

Zwei selbst veröffentlichte EPs lassen sich aktuell auf Drunkensteins Soundcloud-Profil finden. Und beide sprühen über vor analog klingender House-Spielfreude, bei der Acid und Disco eine ähnlich große Rolle spielen. Das hat einerseits etwas offenherziges, unbeschwertes, leicht naives. Andererseits schwingt immer auch die Wehmut des klassischen Oldschool-Electro-Futurismus mit. Wir mögen die Stücke sehr und wollten wissen, wer hinter Drunkenstein steckt. Unser Interview klärt auf:

Woher kommst du – lokal und künstlerisch?

Ich wurde 1984 in Leipzig geboren. Mit 14 waren in meiner Parallelklasse Graffiti-Sprüher, die mir gezeigt haben, wie das geht. Von da an habe ich gesprüht, Hip Hop gehört und angefangen, Platten zu sammeln. Meine Vorliebe galt vor allem den Eastcoast-Rappern. Mich hat der Sound damals so geflasht und ich habe praktisch jeden Euro in Vinyl oder Sprühdosen investiert. Als ich 20 war habe ich angefangen auch die „Originale“, also die gesampleten Tracks zu hören – nachdem ich gemerkt habe, dass die manchmal noch viel cooler waren, als die HipHop-Tracks davon.

Seitdem wuchs die Bandbreite: Funk, Soul, Jazz, Disco. Da sich das HipHop-Publikum stark vom Electronic-Publikum unterscheidet und ich es liebe, wenn sich Menschen zu Musik bewegen – was bei HipHop leider oft nicht der Fall ist – habe ich angefangen, auch Disco Sets zu spielen. Der wirkliche Sprung zu House kam durch Baltimore Club Music. Das ist praktisch ein Mix aus HipHop, House und Electro und geht echt ziemlich nach vorne. Ich habe gemerkt, wie mich diese Art von Musik auf eine ganz andere Art und Weise verzaubert. Seitdem möchte ich mich musikalisch nicht mehr einschränken.

Was flasht dich musikalisch – von bestimmten Sounds oder Artists her?

Momentan arbeite ich die ganze US House-Geschichte auf. Die alten Acid-House Trax sind echt der Hammer. Leider sind die aber in unseren Breitengraden, abgesehen vom Internet, schwer zu bekommen. Mein Lieblingsartist im elektronischen Bereich ist Mr. Oizo. Viele wissen gar nicht, dass er nach „Flat Beat“ immer weiter Musik gemacht hat. Und dass, wie ich finde, so einzigartig wie ein Aphex Twin. Außerdem ist er Regisseur und seine Filme sind der totale Brainfuck. Im Rap-Bereich bin ich gerade auf Cult Mountain aus London hängen geblieben.

Prägen deine HipHop-Roots deine heutigen Tracks noch irgendwie?

Nach wie vor sample ich gerne in meinen Tracks. Ich glaube außerdem, dass die Drums oft eine hiphop-ähnliche Struktur besitzen. Aber ich versuche natürlich auch zum Teil so zu klingen, wie House-Musik klingen muss oder soll.

Wo willst du mit deiner Musik hin – Lieblingshobby oder Stadion?

Ich mache in erster Linie Musik für mich selbst und Freunde, die auch Musik machen und lieben. Wenn ich damit Erfolg haben sollte, wäre das super. Aber da ich das jetzt seit 17 Jahren mache, weiß ich, dass Geldverdienen mit auflegen und produzieren nicht gerade der einfache Weg ist.

Dein größter Soundcloud/Youtube-Hit?

Ich hab mich lange Target genannt. Auf Soundcloud habe ich einen Erick Sermon-Remix, der knappe 3500mal gespielt wurde. Der Track ist okay. Aber wie das so mit alten Produktionen ist – einem selber gefallen im Grunde nur die letzten zehn produzierten Lieder.

Dein persönlich größter Hit – und warum?

Einen einzelnen Track kann ich leider nicht nennen. Allerdings zählt das Album „Back On Plastic“, welches ich mit meinem jetzt in der USA lebenden Kollegen Roksn aufgenommen habe, zu den besten Produktionen meiner HipHop-Zeit. Von meiner EP ist „Path To Phusion“ mein Lieblings-Track. Er hat, wie ich finde, diese perfekte Symbiose aus analogem und digitalem Sound. Vielleicht erkennt man an diesem Track auch am meisten meine HipHop-Roots.

Du bist auch als Party-Veranstalter sehr aktiv gerade – ein Spaß nebenbei oder ist da mehr geplant?

Nächstes Jahr möchte ich unbedingt eine neue Art von Outdoor-Partys veranstalten. Dazu brauche ich allerdings noch etwas Zeit für eine gute Planung und ein festes Team von Leuten, die mit mir an einem Strang ziehen wollen. Die „Discolution“-Party im Schnellbuffet Süd war echt der Hammer und wird im Winter wiederholt.
Trotzdem werde ich mehr Zeit ins Auflegen, Produzieren und in meinen Job als Grafiker investieren, da dies meine Standbeine sind.

Du hast mit 6Step auch ein eigenes Mode-Label – was hat es damit auf sich?

Ende 2010 hatte ich Lust, einer Handvoll Kumpels ein schönes Siebdruck-Shirt zu Weihnachten zu schenken. Mein Kollege Tonie107 und ich haben uns damals gedacht, dass das auch professioneller geht. 2011 wurde dann 6Step geboren. Unter diesem Namen habe ich außer Kleidung aber auch Plattencover designt und Grafiken für Plakate und Flyer gestaltet. Vor zwei Wochen habe ich seit längerer Zeit wieder eine Mini-Kollektion mit neuen T-Shirts veröffentlicht.

Leider hat mir im letzten Jahr etwas die Zeit gefehlt. Momentan habe ich aber wieder Lust, etwas mehr ins „Klamottengeschäft“ einzusteigen. Hoffentlich bekomme ich das mit den vielen anderen Sachen an denen ich arbeite unter einen Hut.

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  • 2 September 2016: 2 + mysterious + things on in Leipzig – doobiesundboobies / 02. September 2016 / um 21:27
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