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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Rundumblick 10-2016

25. Oktober 2016 / Kommentare (0)

Einige neue EPs sind in den letzten Tagen herausgekommen – hier sind sie auf einem Blick.

Various Artists „Lou“ (O*RS)

O*RS kommt mit einer neuen Mini-Compilation, neuem Artwork und einem neuen internationalen Schub. Denn neben Niccolò Cupo aus Düsseldorf featuret „Lou“ Tracks von Musikern aus Kanada, Griechenland und den USA. House bildet wieder den roten Faden, aber wie immer ist O*RS offen für verschiedene Abzweige.

Und so gibt es einen Schuss Electro-Funk mit Esette, balearisch-perkussive Deepness mit Niccolò Cupo sowie eine melancholisch-poppige Classic-Welle von Savvas. Mein Held ist aber Kareem Ali mit seinem „EVA“. Er lässt sich unglaublich viel Zeit, erzeugt mit dem rasenden Ticken am Anfang erst eine große Spannung, die später in eine stille Slow-House-Hymne mündet – mit fern stampfender Bassdrum und schwelgerischen Streichern.

Wosto / Kilian Krings „SBZ002“ (Sign Bit Zero)

Sign Bit Zero ist für mich mit eine der interessantesten Neuentdeckungen in diesem Jahr. Kilian Krings bringt mit dem Label düstere und kühle Post-Punk-Industrial-Vibes auf den Dancefloor – wir hatten ihn damit bereits im Interview. Auf der zweiten EP gibt es nun Edits von Kilian selbst und dem Hamburger Wosto. Sie haben sich verschiedene Originale aus dem Underground der 1980er genommen, darunter auch von Suicide Commando, und sie dramaturgisch so gestreckt und gerader gerückt, dass daraus höchst eigenwillige Dancefloor-Tracks geworden sind.

Die kargen und teils extrem ruppigen Atmosphären bleiben aber erhalten, auch die Beats scheinen sich aus der selben dreckigen Substanz herauszukristallisieren. Alles klingt sehr DIY und rough, irgendwie auch neurotisch und dystopisch. Aber eben auch sehr sehr anziehend. Top-EP.

Zacharias „Rule Remixes“ (Esoulate Music)

Zacharias hat im letzten Dezember ja sein Debüt-Album veröffentlicht, das mir durch seine klassische House-Deepness durchaus gefiel. Jetzt folgten auf Esoulate Music die Remixe dazu. Außer für den Berliner Mario Aureo blieben die Remix-Aufträge in Leipzig: Jimmi Hendrik, Mathias Ache & Mule sowie Ron Deacon. Das klingt bei Mario Aureo und Mathias Ache & Mule eher aufgeräumt, sauber und geglättet.

Jimmi Hendrik pusht sein Interpretation dagegen mit mehr Druck und staubiger Bassline, Ron Deacon holt am vielschichtigsten aus – mit hypnotisch-reduzierten Sequenzen, aus denen es später ins Hymnische übergeht. Ron Deacon ist einfach der King.

Zacharias „Airport Mornings“ (A Friend In Need)

Neben den Remixen zu seinem „Rule“-Album kommen, erschien im Oktober eine weitere Zacharias-EP. Sein einerseits gut breakiges, andererseits etwas synth-überladenes und angekitschtes Stück „Airport Mornings“ wurde von drei A Friend In Need-Buddys geremixt.

Und erstmals kann ich mit einem Iami-Track nicht viel anfangen. Seine Version gerät ebenfalls auf einen arg pathetischen, ravig aufgeladenen und eingedunkelten Pfad. Kumquat und Roberta wählen den sicheren, klassischen Deep House-Weg – was hier in beiden Fällen aber bestens aufgeht.

Schlepp Geist & Douglas Greed „Hub Twenty“ (Hive Audio)

Schon etwas länger ist die gemeinsame EP von Schlepp Geist & Douglas Greed draußen. Mit „Hub Twenty“ sind sie ordentlich auf Rave-Kurs: erst langsam, dark, ja fast krautig startend, dann eine gefühlte Ewigkeit runterfahrend und schließlich synth-knarzend abziehen. Am Ende wird daraus ein Tech House-Track, bei dem nicht ganz klar ist, ob er subtil ironisch oder todernst wirken möchte.

Mit „Immortal“ wird es breakiger und teils dissonanter, zugleich aber auch latent poppiger durch die Vocals der Sängerin Kristina Sheli. Das ist mir alles zu ravig.

Natalie Luengo „Crave EP“ (BRB Digital)

Neues auch von Natalie Luengo – auf dem Digital-Label der Brandenburg Allstars. Ihre drei Tracks darauf transportieren die klassische Detroit Techno-Sehnsucht. Auch in den Bassdrums und HiHats steckt einiges an guter Patina, mit viel Power in den Sounds und in schlüssig aufgeräumter Weise.

„Upset“ ist atmosphärisch und dramaturgisch mein Favorit. Bei den Remixen sticht Knut S. heftig heraus, der mit einem aufpeitschenden Mitklatsch-Vocal-Sample das Original direkt aufs Dorffest katapultiert. Häh?

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