Kurz vorm Jahresende haben wir noch einmal einen schönen Tipp für unsere „Neues aus der Wolke“-Reihe bekommen, den wir euch nicht vorenthalten möchten: Matthias’ Soundworld.
Manchmal geht der Newcomer-Ansatz der „Neues aus der Wolke“-Reihe nicht ganz auf. BeiMatthias’ Soundworld beispielsweise. Denn Matthias ist schon seit über 15 Jahren musikalisch und organisatorisch aktiv. Der musikalische Output blieb mir jedoch bisher verborgen. Bisher kannte ich ihn als Teil der bis 2011 stattfindenden (Pop up-Messe sowie als Online-Redakteur.
Doch nebenbei entstand zu Hause immer mal wieder Musik. Anfangs verspielt-melancholischer Electro-Pop mit flockigen Melodien, verhuschtem Gesang und ein paar Edits. Zuletzt ging es mehr in Richtung House, wobei auch hier eher ein mehr melodiös-spielerischer als funktionaler Umgang mit den Sounds herauszuhören ist. Schwelgen statt ballern. Gedimmt statt effektvoll erleuchtet. „Schneemann“ und „Poch Poch“ gefallen mir dabei am besten.
Woher kommst du – lokal und künstlerisch?
Ich lebe seit 20 Jahren in Leipzig, habe bis Anfang der 2000er Jahre mit Freunden in einer Pop-Band intensiver Musik gemacht. Danach wurden andere Dinge in meinem Leben wichtiger und die Zeit fürs Musikmachen eher knapp. Inzwischen geht es wieder etwas besser – inklusive Umstieg von der alten Produktions-Technik auf Zeitgemäßeres.
Was flasht dich musikalisch – von bestimmten Sounds oder Artists her?
So platt das auch klingen mag: Das ist schwer einzugrenzen, ganz abhängig von Phasen und Stimmungen. Ich bin in den 1990ern mit No Wave und Post Hardcore sozialisiert worden. Gleichsam haben bzw. hatten Talking Heads, Pet Shop Boys und New Order immer einen großen Stellenwert.
Ich verehre Marvin Gaye und Stevie Wonder, stehe auf den roughen Disco-Sound der Mid-1970er und den Übergang zum HipHop mit Funky4+1, Sugarhill und Co. – 808 forever! Und natürlich höre ich viel elektronische Musik – je nach Stimmung mal hedonistischer, mal filigraner.
Die neuen Sachen klingen deutlich geradliniger, weniger poppig – wie kam es zu der Verschiebung?
Zwischen den einzelnen Stücken auf meinem Soundcloud-Account liegen ja zum Teil 15 Jahre. In der Band-Phase und auch noch kurz danach ging es um Popmusik mit elektronischem Anteil sowie um die Verbindung von herkömmlichen Instrumenten mit Loops und Beats. Was man eben so Ende der 1990er auch gemacht hat.
„Irgendwann hab ich dann den elektrischen Bass und die Gitarren in den Schrank gestellt und nur noch synthetische Sounds verwendet.“
Und weil ich selbst einfach Bock auf Techno und durchtanzte Nächte habe, ging irgendwann auch die Struktur der Stücke zunehmend in diese Richtung.
Wo willst du mit deiner Musik hin – Lieblingshobby oder Stadion?
Das ist absolut just for fun – vielleicht auch ein Ventil, um Dinge, die mir an Musik von Anderen fehlen, für mich prägnanter herauszuarbeiten. Ich freue mich, wenn meine Familie und Freunde dann meine Sachen mögen – oder sie zumindest nicht peinlich finden. Und natürlich freue ich mich, wenn auch außerhalb meines persönlichen Dunstkreises mal jemand dazu die Hüften schwingt.
Was genau fehlt dir an anderer Musik, was du prägnanter herausarbeiten möchtest?
Ach so konkret lässt sich das gar nicht herausstellen. Manchmal fehlt mir im Techno vielleicht ein wenig der Funk in den tiefen Frequenzen, quasi die dunkle, dreckige Seite der Disco-Ära. Andererseits stehe ich eben auch auf Harmonien, und die müssen nicht zwingend positiv sein. Mir ist klar, dass sich Melancholie und hedonistische Tanzmusik irgendwie ausschließen – aber das interessiert mich trotzdem.
Dein größter Soundcloud/Youtube-Hit?
Ich veröffentliche meine Sachen inzwischen nur noch auf Soundcloud – mit bisher bescheidener Resonanz. Bisher liefen die Neubearbeitungen von Morrisseys „Ouija Board“ und Michael Jacksons „Girlfriend“, die mit Lucis entstand, am besten, die ich vor zehn Jahren jeweils mal für Cover-Abende im Ilses Erika gebastelt hatte.
Entstehen heute auch noch Edits bei dir?
Nein, überhaupt nicht. Das Umdenken von The Smiths, Michael Jackson und Depeche Mode war den zugehörigen Cover-Abenden im Ilses Erika geschuldet. Ich habe dazu jeweils etwa ein halbes Jahr vorher angefangen, drei Songs der festgelegten Künstler irgendwie am Sampler dekonstruiert und mit eigenen Sounds wieder neu zusammengesetzt.
Weil das abgesehen von ein paar zum Teil sehr persönlichen Tracks für Freunde und zwei Remixen jahrelang die einzigen Sachen waren, die ich gemacht habe, stehen sie exemplarisch im Soundcloud-Stream.
Dein persönlich größter Hit – und warum?
Anfang der 2000er Jahre war „Love me Sophia“ von unserer zweiten Platte mal ein kleiner Pophit in Leipzig. Das passte wohl ganz gut in die damalige „best of both worlds“-Phase. Meine Bearbeitung von Jacksons „Girlfriend“ zusammen mit Lucis lief in den vergangenen Jahren ein paar Mal im freien Radio. Und ich persönlich denke, mein aktuellstes Stück „Schneemann“ ist ein kleiner Winterdisco-Hit.