In den letzten Monaten gab es aus Leipzig neue Musik im Bass-Bereich. Hier unser Überblick.
Während hier und da Jungle wiederentdeckt wird und in dem ein oder anderen Techno-Track durchschimmert, wird sich andernorts darüber kurz gewundert und einfach weiter kontinuierlich bassige Musik produziert. Auch in Leipzig, denn hier gab es in den letzten Monaten so einiges neues im Bereich Dub, Jungle, Drum & Bass und allen möglichen Kombinationen daraus. Ein kleiner Überblick:
FLeCK & Blue Hill „Aphreka EP“ (Ulan Bator)
Eine neue Platte auf Ulan Bator gibt es seit November letzten Jahres. Nach all den Junglelivity-Releases ein schönes Lebenszeichen der vorrangig als Party-Crew wahrgenommenen Reggae-, Dub- und Jungle-Institution aus Leipzig. Diesmal ist mit von Fleck & Blue Hill aus Griechenland der Fokus stark auf Dub der klassischen Variante gerichtet.
Vier Tracks gibt es auf der 12″ zu hören, allesamt mit Instrumenten eingespielt und durch allerlei Effekte gejagt. Zum Teil schrammt das aufgrund der Instrumenten-Auswahl, der Vocals und der Ernsthaftigkeit leider nah am Weltmusik-Kitsch entlang.
Lee „Scratch“ Perry „The Upsetter Meets Jahtari In The Secret Laboratory“ (On-U Sound)
Irgendwie gab’s wohl zum Record Store Day 2016 eine superrare 7″ mit zwei Jahtari-Versionen zu von Adrian Sherwood produzierten Lee Perry-Tracks auf Sherwoods Label On-U Sound. „Scientific Dancehall“ und „Scientific Dub“ sind dann auch zwei Soundclash-Bomben voller 8bit-Jahtari-Wahnsinn.
Einmal von Rootah, einmal von Disrupt, die sich vermutlich sehr über die Möglichkeit gefreut haben dürften, eine Dub-Legende zu remixen. Neulich gab es noch einige Platten davon im Jahtari-Shop, die aber seit dem ersten Relaunch der Website seit zwölf Jahren nun wieder vergriffen zu sein scheinen.
Various Artists „Bass & Breaksfest“-EP (Alphacut Records)
„Bass & Breaksfest“ heißt die neue EP auf Alphacut. Ich frage mich ja immer, wie LXC auf die Titel kommt und ob es irgendwo ein Kreativ-Büro gibt, das sich den ganzen Tag neue Namen für Drum & Bass-Tracks, -EPs und -DJs ausdenkt. Jedenfalls gibt es hier einen dunklen Stomper von Coleco und ein Drum-Funk-Scratch-Monster von Phuture-T auf der A-Seite, beides ziemlich ruffe und trockene Tracks.
Auf der B-Seite browst dann Hidden Element einmal geschickt durch seine Sample-Library und setzt mit atmosphärischen Sounds einen Kontrast zum Breakbeat-Massaker.
Dissident hinterlässt zum Schluss den stärksten Eindruck. Obwohl die Drums genauso peitschend nach vorne gehen wie bei seinen Kollegen, setzt er sie weniger krachig ein und überrascht außerdem mit einem astreinen Übergang zu einer Art Uptempo-Broken-Techno-Beat. Damit lässt sich so einiges anstellen.
Dissident „Glowworm“-EP (Alpha Cutauri)
Mit der „Glowworm“-EP von Dissident kehrt auch das Alpha Cutauri-Imprint zurück. Schon die ersten Sekunden ziehen mich in den Bann. Verrückt, was passiert, wenn die Drum & Bass-Leute sich Zeit für die Entfaltung ihrer Tracks nehmen und gleichzeitig das produktionstechnische Level ihres Genres beibehalten.
Auch bei Dissident entstehen da fantastisch verträumte Sound-Galaxien, die in EP-Form erst recht ihre Wirkung entfalten. Irgendwann, zwischen den all den Soundscapes und den vertrackten Beats, schleicht sich bei „Bricolage“ eine simple Melodie ein, die den Hörer behutsam aus dem Kopfkino weckt. Ein Gänsehaut-Moment.
Rainforest „Jungle Is Our Dub / Dub To Jungle“ (45 Seven)
Ok, worum es hier geht, ist nicht schwer zu erraten, schon gar nicht bei 45 Seven. Aber auch anhand der Vocal-Samples gibt uns Rainforest hier Nachhilfe in Sachen Soundsystem-Kultur.
Das Fazit: Egal, ob Dub oder Jungle, Hauptsache Bass und am besten gleich die Kombination aus beiden Genres. Rainforest schafft vor allem mit „Dub To Jungle“ den Übergang sehr charmant.