← ZurückPeoplePeople

Autor:in

Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

Links

Tags

Teilen

Neues aus der Wolke – Nyppy

28. Februar 2017 / Kommentare (0)

Wir haben jemand Neuen im Soundcloud-Stream entdeckt – Nyppy heißt er. Und sein Electronica-Ambient-Mix gefällt uns sehr.

Es könnte durchaus mehr experimentellere elektronische Musik in Leipzig geben. Musik, die sich nicht von Dancefloor-Anforderungen einengen lässt, die freier und forschender mit Sounds und Strukturen umgeht. Musik wie die von Nyppy. Kürzlich haben wir ihn bei Soundcloud entdeckt und sind darüber auf seine zwei selbst veröffentlichten Bandcamp-EPs gestoßen.

Durchaus unterkühlt klingen dies Tracks darauf, nach analog mäandernden Sessions, die auf den Moment und weniger auf eine nachvollziehbare Struktur aus sind. Und es sind Stücke voller cineastischer Assoziationsebenen. Wer dahinter wollten wir wissen und haben Nyppy unsere „Neues aus der Wolke“-Fragen geschickt. Hier sind seine Antworten:

Woher kommst du – lokal und künstlerisch?

Ich komme aus der Leipziger Gegend und bin nach einigen Jahren im westdeutschen Exil wieder voller Reue zurückgekehrt. Als Kind habe ich eine klassische Gitarrenausbildung genossen, danach habe ich mich aber für ein paar Jahre von der Musik abgewandt. Später brachte ich mir noch Bass und Klavier autodidaktisch bei und habe eine Zeit lang in verschiedenen Bands gespielt, zuletzt mit akustischem Psychedelic Mathrock, wenn man das so nennen möchte.

Die elektronische Musik hat mich aber stets begleitet. Mit 16 habe ich auf illegalen Parties in alten Industriebaracken aufgelegt und als Kontrast dazu gelegentlich auch Sonntagabends im Schwimmbad. 2015 habe ich ein Projekt ins Leben gerufen, in dem unfreiwillige Filmmusik entsteht – 2016 entstand dann Nyppy als Outlet für experimentelle elektronische Sounds.

Was flasht dich musikalisch – von bestimmten Sounds oder Artists her?

Da gibt es so unglaublich viel. Kaum etwas flasht mich so sehr wie richtig gute Musik. Ich liebe die Virtuosen, die, bei denen einfach alles perfekt ist – von Brad Mehldau über Wilhelm Kempff bis hin zu Buckethead. Als Kontrast dazu reizt mich das Dreckige, Unvollkommene. Hier könnte ich Neutral Milk Hotel nennen oder World’s End Girlfriend. Im elektronischen Bereich laufen bei mir momentan die Fuck Buttons und Oxygene 3.

Wo willst du mit deiner Musik hin – Lieblingshobby oder Stadion?

Es ist und bleibt ein Hobby, aber ich freue mich natürlich sehr darüber, dass das Projekt auf so viel Resonanz stößt. Ich möchte mehr Kollaborationen und Remixes machen und in 2017 wird es einige Live-Auftritte geben – auch in der Region.

Vier Geräte hast du bei Soundcloud aufgelistet – entstehen alle Stücke analog in einem limitierten Set-up?

Für die Live-Sessions nutze ich tatsächlich hauptsächlich diese Synthies, aber das Ganze läuft dann noch durch einige digitale Effekte und ich spiele auch Samples ein, zum Beispiel Aufnahmen aus einer Werkshalle, Interviews von 1949 oder die Geräusche, die meine kaputte Waschmaschine von sich gibt. Ich liebe den analogen Klang, bin aber kein Purist, sondern Pragmatiker.

„Digitale Oszillatoren haben eine Daseinsberechtigung“

– das darf doch im 21. Jahrhundert mal gesagt werden. Meine Remixes entstehen rein digital.

Sind deine beiden Bandcamp-EPs wirklich einerseits im Keller, andererseits auf dem Dach entstanden? Hatten die unterschiedlichen Umgebungen einen Einfluss auf die Sessions?

Ja, das wäre schön, entspricht aber nicht ganz der Wahrheit. Mein Studio ist tatsächlich unter dem Dach und ich habe einen großartigen Blick über Leipzig, der mich sicherlich inspiriert und dadurch einen indirekten Einfluss auf den Sound hat. Das Cover der Rooftop Sessions zeugt jedenfalls davon. Und dass der Basement Sessions ist auch wirklich die von Salpeter zerfressene Wand meines Kellers.

Dein größter Soundcloud/Youtube-Hit?

Das wäre ein Remix der Live-Improvisation „Air“ von Mischulze. Ich mag den Track, aber dass er so gut ankommt, hat mich ehrlich gesagt überrascht.

Dein persönlich größter Hit – und warum?

Das ist mein Remix von EVAs „Le brouillard de l’alcool“. Der Original-Track ist so roh, so derb. Und obwohl meine Reinterpretation ein ganz anderes Genre darstellt, gelang es mir, dieses Ursprüngliche einzufangen. Und die Hall-Effekte tun ihr Übriges, um die Vocals noch verlorener wirken zu lassen als im Original. Von meinen ureigenen Tracks wäre wohl „Rime“ mein Favorit. Einfach deshalb, weil er recht neu ist – am Neujahrsmorgen entstand er – und ich immer besser werde.

CommentComment

    RelatedRelated

    zum Seitenanfang scrollen