Die beiden Crews Plug Dub und Bassmæssage testen am kommenden Freitag im freundschaftlichen Duell ihre selbstgebauten Anlagen im Conne Island.
Für alle Liebhaber tieffrequenter Sounds gibt es am Freitag eine besondere Party: Zum zweiten Mal findet der Soundsystem Clash statt. Die zwei Crews Plug Dub und Bassmæssage bauen ihre selbstgebauten Soundsysteme im Conne Island auf und kitzeln – moderiert von Doc Dressla – abwechselnd den tiefsten Bass aus ihren Boxen.
Doch halt. Wer bisher nur Bahnhof versteht, bekommt eine kurze Erklärung: Mit der Bassmæssage und Plug Dub gibt es in Leipzig zwei Veranstalter-Crews, die mit regelmäßigen Partys die Fahne für basslastige Musik hochhalten – von Dub und Reggae über Jungle und Drum & Bass hin zu Dubstep und manchmal auch völlig anderen Genres.
Plug Dub baut und verfeinert für diesen Zweck schon seit etwa fünf Jahren eine eigene Anlage, die das Herzstück der eigenen Veranstaltungen bildet und manchmal auch zu anderen Zwecken eingesetzt wird. Bei Bassmæssage wird die eigene Anlage dagegen zum Soundsystem Clash eingeweiht. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass ihr Soundsystem dabei eher ein unabhängiges Projekt mit eigenen Namen darstellt – dazu aber später mehr.Im Conne Island stehen sich also die beiden Soundsysteme gegenüber. Nicht nur mit rein technischen Maßstäben, sondern auch mit der Track-Auswahl versuchen die zugehörigen Crews sich gegenseitig anzuspornen und das Publikum für sich zu gewinnen.
Dieses Prinzip des Soundsystem Clash wie auch die Soundsystem-Kultur allgemein entstand ursprünglich in Jamaika und verbreitete sich in den letzten Jahrzehnten in der ganzen Welt. Auch in Leipzig fand vor zwei Jahren im Conne Island die – meines Wissens – erste Party nach diesem Prinzip statt, bei der das Publikum abwechselnd den Bass des Plug Dub-Soundsystems und der Conne Island-PA zu spüren bekam. Das hörte sich zum Beispiel folgendermaßen an:
Was unterscheidet eigentlich ein Soundsystem von einer fest installierten Club-Anlage? Fragen wir Toni von Plug Dub:
„Es gibt ja typische Veranstaltungsbeschallungsanlagen, eine PA. Das ist so ein Fertigprodukt. Und ein Soundsystem wächst halt. Es ist meistens selbst gebaut. Das ist sowas wie ein Garten, den man sich anlegt. Nicht wie ein fertiger Blumenstrauß, den man sich ins Fenster stellt, sondern wie ein eigener Garten: Da kümmert man sich drum, da muss man immer hingehen, da geht mal was ein. Da freut man sich, wenn mal wieder was aufblüht. Und so ist es eigentlich auch mit dem Soundsystem. Man muss sich drum kümmern, man muss ein bisschen was machen. Das ist halt nichts, was es nochmal so gibt.“
„Jedes Soundsystem ist eigentlich ein Unikat.“
Ein Soundsystem fördert außerdem die Idee der dahinterstehenden Crew, wie eine Party musikalisch und auch räumlich zu gestalten ist. Zumeist ist das System modular aufgebaut und kann flexibel an die räumlichen Gegebenheiten angepasst werden. Weiterhin kann die Anlage speziell auf den Sound der Crew ausgerichtet werden: Für Dub- und Reggae-Platten sind Sub-Bässe eben wichtiger als für Disco- und House-Tracks. Nicht zuletzt ist eine Crew mit eigenem Soundsystem natürlich auch viel unabhängiger.
Musikalisch muss das auch gar nicht direkt der jamaikanischen Tradition entspringen:
„Soundsystem-Culture – das beginnt bei Jamaika und hat eigentlich kein wirkliches Ende oder Regeln, da es in verschiedenen Formen auf der Welt verstanden und dargestellt wird. Es ist ein universelles Instrument, das global den verschiedensten Musik-Kulturen eine Plattform gibt“, meint Toke von der Bassmæssage dazu. Auch die derzeit auf Arte laufenden Kurz-Dokumentationen verweisen auf die verschiedenen Ausprägungen der Soundsystem-Kultur in aller Welt. Dennoch spürt man auch die Qualitäten klassischer Reggae-Stücke auf einem Soundsystem im wahrsten Sinne des Wortes, selbst wenn die Stücke älter sind als man selbst. Gerade die Plug Dub-Partys beweisen das.Für Heiko vom Conne Island, Veranstalter des damaligen und auch des kommenden Soundsystem Clash, ging die erste Party 2015 auch auf den Wunsch zurück, die Plug Dub-Crew einzuladen. Vielleicht war dies überhaupt das erste Mal, dass eine Location-fremde Anlage im Eiskeller aufgebaut wurde. [NACHTRAG: Bei der Dub The Island Veranstaltung 2006 war vermutlich bereits ein anderes Soundsystem zu Gast. Vielleicht gab es auch in den 90ern schon andere Anlage, die nicht zum Conne Island gehören.] Am Freitag bleibt die Conne Island-PA diesmal komplett außen vor. Und wer weiß, vielleicht wird es in absehbarer Zeit weitere Soundsysteme geben, die im Conne Island Leib und Ohren massieren?
Logistisch gesehen sind laut Heiko die Voraussetzungen dafür da, auch wenn normalerweise nur eine Anlage bei einer Veranstaltung aufgebaut werden muss: „Der Aufwand ist eigentlich nicht größer. Man hat zwei Crews, die mit dem Soundsystem angefahren kommen. Wir vom Conne Island müssen Soundsystem-mäßig da nichts machen, sondern bieten eigentlich nur den Strom an. Was ein bisschen aufwändig ist: Wir müssen die ganze Lichttechnik im Saal umbauen. Aber auch das ist nicht der Mega-Aufriss.“
Also, liebe geheime Soundsystem-Schrauber da draußen, womöglich ist eure Anlage reif für einen Soundsystem Clash! Bis dahin stellen wir euch demnächst Plug Dub und das noch namenlose Soundsystem aus dem Bassmæssage-Umfeld mit eigenen Interviews vor.
Die Fotos stammen von Toke und LXC und zeigen den Soundsystem Clash 2015.