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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Summer-Backstock – Specials

21. August 2017 / Kommentare (0)

Auch wenn es hier in den letzten Wochen etwas stiller war – #summerleisure – ist einige neue spannende Musik aus Leipzig herausgekommen. Hier gibt es den ersten Teil unseres Überblicks.

Beginnen wir mit ein paar wirklichen Specials. Special, weil sich diese EPs von den gängigen Techno- und House-Strömungen abheben.

XVII „Nodrums“ (No Label)

Bisher tauchten nur vereinzelte Tracks von IfZ-Mitbetreiber und -Resident XVII auf diversen Compilations auf. Und jedes Mal klangen sie komplett anders. Auch die erste eigene EP „Nodrums“ schlägt eine neue Richtung ein. In den drei Stücken schwingt viel von dem Mash-up-Anspruch der Level-Party-Reihe mit.

Mit Grime als Ausgangspunkt mixt XVII bei „1991“ und „Ohra“ euphorische Rave-Sounds und schwere UK-Basslines dazwischen. Oder eine mächtige, breakige Gabber-Bassdrum, wie bei „Like Almond“, über die die Wahl-Berlinerin Lamb Kebab in expliziter Weise rappt. „Nodrums“ zelebriert die Auflösung der Genres – und zwar sehr anziehend und pushend.

Beate Furcht & Detlef Diamant „DUR004“ (Dur Records)

Mitten im Sommer ließ auch Dur Records wieder aufhorchen. Das Label von Talski und Perm hat sich bisher zwischen düsteren Ambient und Hypno-Techno bewegt. Die „DUR004“ betritt neues Terrain. Wer hinter Beate Furcht & Detlef Diamant steckt, weiß ich nicht genau. Aber irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass hier ein Teil der ITOE-Band eine Session zwischen Electronica und Avantgarde aufgenommen hat, Niklas Kraft alias Talski dürfte hier also auch seine Spuren hinterlassen haben.

Es ist eine besondere Listening-Platte, die sich nicht einfach so weghört. Kein Nebenher-Soundtrack, sondern mehr für einen bewussten Genuss am Wechselspiel von frei umher schwirrenden Harmonien und Dissonanzen. Die Stücke suchen keinen Punkt, sie mäandern. Mal äußerst hektisch und wirr, dann wieder gleitend und von einem warmen Bass getragen. Zum Schluss taucht noch ein beiläufig eingefangener Gesang auf, der „DUR004“ für ein paar Momente Mikro-Pop beschert. Die bisher mutigste Platte auf Dur.

Iku Sakan „Cepheidian“ (Planet Almanac)

Ein weiteres Special ist das zweite Release von Planet Almanac. Dieses Mal steht der japanische Musiker Iku Sakan im Mittelpunkt. Er lebt aktuell in Berlin und widmet sich der Minimal Music, bei der Polyrhythmen und wenige mehr oder weniger prägnante Loops zu einem hypnotischen Sound-Fluss bilden.

„Fibernation“ und „Sol Cry“ heißen die beiden Tracks auf der „Cepheidian“-EP. Und beide entfalten eine unglaubliche Sogwirkung. Auch hier wird nicht auf fixe Punkte hingearbeitet. Der Transit ist entscheidend und die kristallinen Sounds, in die man sich einfach fallen lassen kann. Da fällt es auch kaum auf, dass „Sol Cry“ über 20 Minuten durchläuft.

Natürlich ist das auch ein dankbares Remix-Material. Drei Acts haben sich den beiden Tracks angenommen sehr eigenwillige Interpretationen produziert. Konakov geht dabei als einziger auf den Dancefloor, wobei er in der Mitte ordentlich vom Weg abkommt. Jinge überträgt „Fibernation“ in einen kosmischen hektischen Strom. Es sollte mehr von Planet Almanac-EPs geben.

Blac Kolor „Violate EP“ (Basic Unit Productions)

Im August ist außerdem eine neue EP von Blac Kolor herausgekommen. Und die ist natürlich auch special, denn Blac Kolor passt stilistisch nirgendwo exakt rein. Weder in darken Industrial, noch in Techno im engeren Sinne. Auch die „Violate EP“ ist von martialischen und kraftvollen Hybriden geprägt.

„Concrete Soul“ hat mit seinen schlingernden Sounds und den breakig-tänzelnden Bassdrums sogar eine gewisse Leichtigkeit. Die wird später aber von der Schwere und Kühle von „Tagebauten“ weggestoßen. Beim Titel-Track und dem mit DSX produzierten „Dark Sky“ kommen dann wiederum die Industrial-Wurzeln von Blac Kolor sehr deutlich hervor. Inklusive finsterer Vocal-Samples – mit denen ich jedoch meist wenig anfangen kann. Doch die extrem pushende Bassdrum mit dem sakralen Chor-Sample und dem filigranen Synth-Flirren im Hintergrund verleiht „Violate“ ein hohes Hit-Potential.

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