← ZurückLifeLife

Autor:in

Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

Teilen

Das andere Leipzig

18. März 2010 / Kommentare (4)

Klar, Belgershain ist nicht Leipzig. Doch Leipzig ist auch Dusted Decks-Area, genau wie Döbeln, Delitzsch oder Grimma. Die Booking-Agentur hat nicht nur das Leipziger Umland fest in der Rave-Hand, sondern jetzt auch ihr eigenes Digital-Label.

Die Szene-Romantik verstellt ja gern den Blick für anderes. Da tun sich einige Parallelwelten auf, die fern „unserer“ Kann Records- und Moon Harbour-Liebhaberei ihre Wellen schlagen. Ein Blick in die Bildergalerien von Port01 oder Freshguide lässt dann erahnen, was da in der Alten Hauptpost, im Nachtcafé, im Sky Club und früher auch im Lagerhof und Bachstatt passiert. Da gibt es ein anderes Leipzig mit einer anderen Club-Kultur. Wahrscheinlich alles nicht der Rede wert, es gibt ja auch einen himmelweiten Unterschied zwischen Rockbands in der Arena und im Paris Syndrom, es gibt ja auch Sven Väth in Ibiza und Marko Fürstenberg im Elipamanoke.

Irgendwie überrascht es mich dennoch immer wieder, was für umfassendes, territorial begrenztes Paralleluniversum neben Distillery & Co existiert – mit richtigen regionalen Stars, großen Booking-Agenturen und unzähligen Auftritten. Musikalisch ist davon vieles auf Abfahrt im großen Stil ausgerichtet, von Electro House und Electro Rave ist meistens die Rede. Shootingallstars hat seinen Le Tompe in gefühlten hundert Kollaborationen sowie Wuttig & Reuter, Dusted Decks hat seinen Breakfastklub und Markus Lange. Seit Mitte März gibt es nun auch Dusted Decks Records, die Nr. 1 ist von Golden Toys. Und es ist von einer Revolution die Rede:

„Talkin about a revolution… Genau 20 Jahre nach der friedlichen Verabschiedung von Grandmaster Honecker und seinen greisen Recken startet wieder eine Revolution in Leipzig – nur diesmal gibt’s dabei ordentlich auf die Fresse! Rave strikes back… und die geschichtsträchtigen Initialen DDR stehen ab 2010 für den neuen Stern am Label-Firnament: Dusted Decks Records“, heißt es im offiziellen Statement.

Die Nr. 1 hält genau das, was hier versprochen wird: Es gibt auf die Fresse, Rave-Breaks, böse schraubende Synthies und fünf Remixe, die alle in die gleiche Richtung gehen und die mit viel Humor wohl aber auch in einem artifiziellen Nu Rave-Kontext Freude verbreiten könnten. Irgendwie finde ich es aber auch faszinierend, wie unverhohlen und ohne Scheu hier an der Schraube gedreht wird. Da steckt neben aller Plumpheit auch eine Menge Ehrlichkeit dahinter, denn um die Abfahrt ohne wenn und aber geht es nun mal entlang der A14, A38 und A9.

Hier auch das offizielle Video zur ersten EP.

CommentComment

  • Jens / 26. März 2010 / um 14:04
    Der Transparenz halber: Mr. XXXX hat eine Riotvan-Mail-Adresse.
    Es ist wohl tatsächlich der Lauf der Dinge.

    Andererseits scheint New Rave als Genre – wenn es das überhaupt so gibt – ja selbst mit dieser Schnelllebigkeit zu kokettieren. Die Grenzen zwischen subtil und auf-die-Fresse, heute und morgen, Gitarre und Techno werden doch bewusst aufgehoben. Insofern dürfte diese Stadt-Land/Absturz-Volkspalast-Polarisation ganz im Sinne von New Rave zu sein...
  • paul / 26. März 2010 / um 13:31
    auf jeden fall...ich kann dem ganzen nur zu stimmen von mr xx...
    teilweise wird zwar der selbe sound bedient wie auch auf manch party wo ich persönlich hin gehe...teilweise sogar besser gemixt, ABER nicht ohne grund entdeckt man solche namen nicht bei festivals wie MELT! oö. sondern eher auf prollo partys like Sputnik Spring Break oder SMS, wo inzwischen auch David Guetta spielt.
    denkt ma drüber nach ...
  • XXXX / 26. März 2010 / um 12:33
    an sich ehrlich und gut geschrieben, aber an sich handelt es sich hier doch um einen reinen ausverkauf einer musikrichtung.
    es wird von neuen aufregenden frischen sounds geredet, allerdings handelt es sich um alles andere als das.
    der sound wurde durch labels wie dusted decks immer mehr zum mainstream und kaputt gespielt.
    auf den partys kommen nur hits und die leute wollen auch nur hits...man merkt ja inwzischen was bei acts wie CROOKERS & BOYS NOIZE für leute kommen...die acts haben meist selber kein spass mehr da sie nur die hits runterspielen sollen.

    es geht nicht um die person oder das lied, sondern einfach um BIG NAMES...
    wenn man die entwicklung von anfang an betrachtet hat, erkennt man meist leider oft wiedersprüche...am nafang wurde man für den sound "new rave" belächelt, und die leute kamen gar nicht drauf klar, inzwischen wurde sich angepasst da man ja auch in der provinz angekommen ist..ich denke in 1 - 2 jahren (so lange brauchgt meistens die ländlichen gegend) is der sogenante NU HOUSE auch bei denen angekommen und es geht dasselbe vorn vorne loss.

    ALLES IN ALLEM geht es doch bloss um GELD GELD GELD GELD...nicht mehr nicht weniger.
    da ne 50 cent party, da Le Tompe, und schon wieder Markus Lange...1000 jahre nova eventis usw...mit stil und geshcmack hat das nichts mehr zu tun.
    auch röhrenjeans und bunte ray ben brillen waren mal cool, bevor sie bei NEW YORKER hingen
    jaja..aber so is wohl der lauf der dinge...

    meiner meinung nach wird sich mit fremden federn geschmückt und mich persönlich langweilt da sganze sehr...über mitteldeutschland werden dusted decks wohl auch leider nie hinaus kommen.
  • Markus Lange / 18. März 2010 / um 22:29
    Wow sehr gut und ehrlich beschrieben!
    Danke Schön! =)

RelatedRelated

zum Seitenanfang scrollen