Das dicke Remix-Paket im Anschluss an ein Künstler-Album scheint zum Moon Harbour-Standard zu werden. Der letzte Herbst gehörte dem Berliner Duo Luna City Express, der Frühling einer Handvoll namhafter Remixer.
Das Luna City Express-Debüt-Album „Hello From Planet Earth“ fiel ja recht vielseitig aus – neben der gewohnten House-Funktionalität schimmerten auch einige ruhige und introvertierte Momente durch. Auf den beiden Remix-EP bleiben die außen vor. Übel kann man ihnen das nicht nehmen, dafür ist das Format zu klar auf den Dancefloor gerichtet.
Mathias Kaden nimmt „Diamonds & Pearls“ die Hektik raus. Das tut dem Track sehr gut. Die schleppenden Beats mit den raschelnden Hi-Hats lotsen die Piano- und Orgel-Chords noch mehr in Richtung Jazz als beim Original. So filigran ausbalanciert und verspielt tänzelnd Kadens Remix klingt, so gegensätzlich ist Ray Okpara.
Wenn ich mich recht erinnere, gehört er zu jenen Rhein-Main-Producern, die wenig von aufgepumpten Tracks halten. Alles soll intuitiv sein, schnell von der Hand gehen. Bei „Celebration Of Life“ ist diese Direktheit zu spüren. Alles ist schlanker und straighter, in der Dramaturgie orientiert sich Okpara an Luna City Express. Was dieser Remix aber nicht schafft ist die elegante Kehrtwendung, die das Original zur Hälfte hin macht. Die verpufft zu schnell.
Catz’n Dogz haben sich mit „Mr. Jack“ den Jack-House-Bouncer des Albums ausgewählt. Und sie marschieren um einiges direkter nach vorn, verzichten auf die charakteristische Funk-Bassline, nehmen die Vocals zurück und rauben dem Track damit die Seele.
Einen der besten Album-Tracks hat sich Simon Flower an sich gerissen: „Heaven’s Gate“. Um das luftige Schweben und den Drive des Originals schert sich der Neuseeländer allerdings gar nicht. Das ist schade, auch wenn er einen echten Lichtblick offenbart: der Break zur Mitte hin. So unspektakulär und runter gedimmt das er beinahe zu überhören ist. Aber genau diese knisternde Ruhe bricht den sonst sehr glatten Track für einen kurzen Moment.
Vier weitere Remixe gönnen sich Luna City Express auf einer zweiten EP. Dan Drastic bearbeitet „MS Gera“, einem Track, der gar nicht auf dem Album ist, oder habe ich ihn übersehen? Auf jeden Fall legt Dan Drastic ein ordentliches Tempo vor. Sehr housig und flott. Zwei Dinge gefallen mir aber nicht: Die komisch schwer rein hauenden Toms (sind das Toms?) und der etwas zu dick aufpeitschende Break.
Einen harschen Kontrast bietet da Robag Wruhme. Auch er hat sich „Mr. Jack“ vorgeknöpft. Allerdings geht er weitaus rougher ran als Catz’n Dogz. Eigentlich ganz schön, wie der Beat durchmarschiert und in den House-Mainstream der restlichen Remixe mit Techno dazwischen grätscht. Die Vocals sind auch nur auf das nötigste gekürzt, aber in diesem Kontext passt es einfach. Schnarrend schiebt sich dieser Track nach vorn und gefällt mir mit seiner entrückten Leichtigkeit definitiv am besten.
Zu Reboot fällt mir nicht viel ein, nur dass sein langer Break die einzige Sequenz ist, die aufhorchen lässt. Der Rest ist mir zu klar.
Zum Schluss dann einmal mehr Martinez. Irgendwie wird der mir immer sympathischer auf Moon Harbour. Erstaunlich auch, wie eindeutig der Däne mit seinem loopig-reduzierten Sound herauszuhören ist.
Und „Time & Space“ ist in seiner Version der zweite Höhepunkt nach Robag Wruhme. Unglaublich, wie viel Zeit sich Martinez nimmt. Einfach ein Beat, erst nach zwei Minuten lässt er die umher fliegenden Fanfaren heraus. Dazu eine trockene Bassline und viel viel Hingabe zur klanglichen Entgrenzung. Ist Martinez eigentlich in einer Dauer-Hypnose?
Im Resümee fällt die zweite EP eindeutig stärker aus.
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