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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Dystopie im Denkmal – Bells Echo IV

03. April 2019 / Kommentare (0)

Es gibt wenige regelmäßige Reihen für experimentelle elektronische Musik in Leipzig. Bells Echo schließt die Lücke einmal jährlich an besonderen Orten – 2019 wird alles noch monumentaler und größer.

Drone, Ambient, Doom. Electronica, Performance und visuelle Kunst – all das vereint die Konzertreihe Bells Echo seit Ende 2015 in wechselnden Locations. Und das sind nicht irgendwelche Orte, sondern bevorzugt Kirchen. Musik und Visuals entfalten sich also in riesigen Räumen mit spezieller Akustik, und sie müssen mit einem sakralen Charakter interagieren, der zugleich Ehrfurcht und Faszination weckt.

Das ist aber nicht alles, was Bells Echo so besonders macht: Denn die Reihe verlagert nicht einfach nur Konzerte verschiedener Acts und Bands in Kirchen. Zu jeder Ausgabe wird ein eigenes Werk komponiert und einmalig aufgeführt. Alex Röser und Stefkovic van Interesse entwickeln dafür den musikalischen Rahmen, der mit jeweils unterschiedlichen Instrumenten und von weiteren Gastmusiker*innen bespielt wird. Da treffen dann beispielsweise Synthesizer auf Orgel, Live-Drums, Chor und auf die raumgreifenden Visuals des Licht-Künstlers Felix Richter alias Gen.Pi.

Nach den Konzerten in der Philippuskirche, Paul-Gerhardt-Kirche und Peterskirche geht es dieses Jahr erstmals raus aus dem Kirchenraum, rein ins Innere eines der bekanntesten und historisch am stärksten aufgeladenen Orte Leipzigs: das Völkerschlachtdenkmal. In der monumentalen Krypta führt die Bells Echo-Crew ihr neues Stück „Gaialyse“ auf, das „anhand impulshafter Sprachfragmente, Chorgesang, Poesie und synthetischer Klangsphären […] nach Schnittmengen aus menschlicher Interpretationshoheit kollektiver Erinnerungen und der Unfehlbarkeit einer rationalen, artifiziellen Autorität [sucht].“

Dazu greift die Licht-Installation „Interspace“ von Birk Schmüthüsen den Sound des Abends auf und reagiert mit einem neuronalen Algorithmus darauf. Theoretischer Anker der „Gaialyse”-Aufführung wird die Frage sein, wie der Mensch des frühen 21. Jahrhunderts von späteren Generationen eingeschätzt werden möchte. Es geht also um Deutungshoheiten und Konnotationen.

Wer mehr über Bells Echo und den thematischen Rahmen sowie die Entstehung der Reihe erfahren mag, sollte am 4. April zum „Pre Echo“ ins Institut fuer Zukunft kommen. Dort gibt es eine musikalische Sneak Preview auf die vierte Ausgabe am 26. April. Außerdem moderiere ich ein Gespräch mit Alex Röser, Stefkovic van Interesse und Felix Richter.

Nach der Aufführung im Völkerschlachtdenkmal gibt es noch eine Premiere: eine Aftershow-Party mit dystopischem Techno im IfZ. Alle Fakten zu beiden Abenden gibt es hier:

Pre Echo
4.4.2019, 20 Uhr, Institut fuer Zukunft
Talk mit Bells Echo, Konzert mit Window Magic

Bells Echo IV
26.4.2019, 20 Uhr, Völkerschlachtdenkmal
1. Akt: „Xanten“ von Friederike Bernhardt
2. Akt: „Gaialyse“ mit Alex Röser, Stefkovic van Interesse, Felix Richter, Ensemble Aurora, sechs Drummern, zwei Solist*innen

Post Echo
26.4.2019, 23:59 Uhr, Institut fuer Zukunft
HOPE, Oake, Arcangelo, Freikörperkultur, Wurzel

Bock auf Tickets? Hier gibt es sie.

Bild-Credits: Klaus Nauber

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