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Autor:in

Antoinette Blume
Alles, immer, gleichzeitig und umgekehrt-nacheinander: Autorin, Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Podcasterin.

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Krise ist Krise – aber auch Chance?

14. März 2020 / Kommentare (1)

So, people, let’s get things straight: Wir sind wohl alle keine Expert*innen, Virolog*innen oder Hellseher*innen. Das Coronavirus überfordert uns, sei es privat, wirtschaftlich, beruflich.

Auf diesem Blog dreht es sich um Clubs, um Szene, Musik, um Hedonismus, Spaß, Kultur, Vernetzung, Begegnungen – alles, was gerade und bis auf weiteres nicht stattfindet. Nicht stattfinden darf, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen und die Anstiegskurve der Neu-Infizierten abzumildern. Abrupt abgeschnitten, abgesagt, vor die Leere gestellt. Unsere eigene frohfroh-Veranstaltung wird ebenfalls verschoben, ich teile manche Sorgen also gerade hautnah. Auch die Frustration, die mit abgesagten Veranstaltungen einhergeht: monatelange (unbezahlte) Arbeit, Planung, Investitionen, Vorfreude. Puff. It’s gone.

Aber: Es geht gerade nicht um mich oder um frohfroh, nicht um unsere Veranstaltung. Die Einschnitte treffen uns mit ein paar hundert Euro, andere trifft es mit realen Existenzängsten. Andere (bisher wenige) trifft das Virus direkt, gesundheitlich, mit Fieber und Husten, Kontaktsperre und Quarantäne.

Direkt und indirekt betroffen

Das Coronavirus trifft uns alle. Punkt, ist nix dran zu rütteln. Was machen die Clubs jetzt?! Wie sieht die Zukunft aus? Wie gehen Künstler*innen und Musiker*innen (Selbstständigkeit, hallo!) gerade mit den Einbußen um?

Nicht nur die Musik-, Club- und Kulturbranche ist hart getroffen, auch Verlage und Messebauer*innen haben beispielsweise durch die Absage der Buchmesse mit massiven Problemen zu kämpfen – jetzt, gerade, in diesem Moment. Und bis hier haben wir bzw. ich noch (zu) wenige Worte über die Menschen verloren, die infiziert sind, zur Risikogruppe gehören, psychisch durch die Virusverbreitung angeschlagen sind, in Quarantäne sitzen, die Symptome haben und sich mitunter elendig fühlen.

Krise als Chance?

Was hilft es da, wenn man den Hoffnungsträger „Krise kann auch eine Chance sein“ herunterbetet? Es fällt zentnerschwer, daran zu glauben. Aber es verändert sich gerade etwas im kollektiven Bewusstsein, zumindest blitzt das in kleinen-großen Situationen auf. Im Kultursektor schwimmen gerade einfach alle. Niemand ist ausgenommen. In diesem Zustand solidarisch zu sein, die Gesundheit von Risikogruppen – und das sind btw nicht nur alte oder chronisch kranke Menschen, sondern auch Menschen, die keinen easy Zugang zu unserem Gesundheitssystem haben – (ja, schon auch gezwungenermaßen) höher zu hängen als die eigene Wirtschaftlichkeit, ist stark.

Organisationen und Einzelpersonen, die zum Beispiel Crowdfunding, Informationen und Ideen spreaden und entwickeln, um einander zu helfen, das ist in diesen Zeiten eine (wenn auch nur kurze) warme Dusche im Eisregen.

Ich habe für euch ein paar dieser Dinge zusammengetragen. Eine Aktion, die ich euch besonders ans Herz legen möchte, ist die Playlist von Or*s bei Spotify. Labelhead Filburt hat dazu aufgerufen, ihm für seine Playlist Tracks zu schicken und bei all der vielen „Freizeit“ kann man die Playlist locker in Dauerrotation spielen lassen und so vielleicht der*dem ein oder anderen Künstler*in aus Leipzig helfen. Die Playlist wird schon jetzt fleißig geteilt, genau wie Nachbarschaftshilfe und viel gegenseitiges Verständnis für die doch einfach krasse Situation, in der wir uns alle, auf dem ganzen Erdball, befinden.

We miss you!

Was bei all dem Positiv-Denken unter keinsten Umständen vergessen werden darf: Wir müssen bereit sein, die Politik zu unbürokratischen Ausgleichszahlungen zu bewegen und für die von der Krise Gebeutelten zu kämpfen, zu fordern, zu protestieren. Denn was wirtschaftlich an dieser Notfallsituation hängt, ist noch nicht absehbar.

Was sich übrigens (nicht nur mir) überdeutlich zeigt, und das schon nach ein paar Tagen: Das Leben darf gerne mehr beinhalten als Home-Office, Klopapierrollen nachzählen, auf die nächste Krisen-Vermeldung zu warten und zu reagieren, Freunde und Familie nicht mehr zu sehen. Kultur (und ja, auch Spaß) ist für uns essenziell. Sich gerade in Verzicht zu üben, ist nicht leicht, aber notwendig. Wir alle müssen, um andere zu schützen, die gerade geltenden Vorsichtsmaßnahmen bewusst umsetzen und einhalten, aushalten.

Linkliste

Nur, wenn die Aushalte-Phase vorbei ist, sollte es unsere Clubs und Künstler*innen noch geben, bitte. Solidarität können wir momentan damit zeigen, Ticketpreise von Clubs nicht zurückzufordern, wenn wir nicht zwingend auf das Geld angewiesen sind, Merch von Künstler*innen zu kaufen, ihre Musik zu streamen oder Tracks von ihnen zu kaufen, zu den Ersatz-Terminen der verschobenen Shows zu gehen… ihr habt sicher noch mehr Ideen. Und nicht müde werden, finanzielle Hilfe für den Kultursektor und die Menschen aus den betroffenen Branchen zu fordern.

Hier geht’s zur Or*s-Playlist

Hier findet ihr die Petition für Hilfen für Künstler*innen während des Corona-Shutdowns

Hier gibt es mehr Informationen für Freischaffende Musiker*innen

Hier geht es zur Umfrage des Deutschen Musikrats zu den Auswirkungen des Coronavirus auf den Musikbereich

Hier informiert die Clubcommission Berlin zu ihrer “Task-Force”

Hier geht es (bald) zur Crowdfunding-Aktion der Clubcommission (Start in Kürze)

Hier bekommt ihr Informationen im Ticker der Groove

Phew. So viel dazu. Und jetzt, ja, ich weiß, ihr hört und lest es ständig, aber auch redundante Genesungs- und Alles-Gute-Wünsche sind in diesen Zeiten mehr als okay:

Better safe than sorry. Stay healthy!

CommentComment

  • Christoph / 14. März 2020 / um 20:53
    Ich würde mir gern noch etwas weiteres wünschen, nämlich dass der Zustand unseres Gesundheitssystems gesellschaftlich und medial langfristig diskutiert wird. Und zwar auch nach dem (hoffentlich baldigen) Ende dieser Krise. Eigentlich ist es ein mehr als überfälliges Thema.

    Ich durfte in den Bereich während meines Zivildienstes 2003 (Intesivstation Uniklinik) hineinschnuppern und fand es erschreckend, welchen Arbeitsbelastungen v.a. die Pfleger*innen ausgesetzt sind. Hunderte Überstunden, schlechte Bezahlung, beschissene Hierarchien ... kurz gesagt, die schuften sich kaputt. Ich glaube nicht, dass sich das wesentlich verbessert hat.

    Wäre es nicht möglich, Forderungen nach Unterstützung des Kulturbetriebs mit der Forderung der Verbesserungen der Arbeitsumstände im Gesundheitssektor zu verknüpfen? Mit dem Thema werden wir uns ohnehin alle noch in der einen oder anderen Form auseinandersetzen müssen (Stichwort demographischer Wandel). Jetzt wäre ein sehr guter Zeitpunkt damit anzufangen.

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