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Autor:in

Anne
Wohl ewige Studentin der Kulturwissenschaften, die vor lauter Vielfalt und interessantem Geschehen in der Leipziger Musik- und Clubszenerie nicht weiß, wohin mit ihren Gedanken. Bei frohfroh.de hat sie einen Ort gefunden, all das niederzuschreiben und ihr Studium so noch mehr in die Länge zu ziehen. Sie mag es dabei vor allem, die Menschen und Beweggründe hinter den Projekten zu entdecken.

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#nurmitkultur – Aktionstag am 20.06.2020

19. Juni 2020 / Kommentare (0)

Stück für Stück gibt es immer mehr Lockerungen. Doch Corona is still there. Und was für uns als „Publikum“ nur vorübergehendes Szenario ist, kann für die (Leipziger) Kulturszene vielleicht schon bald das endgültige Aus bedeuten. Mit einem Aktionstag am Samstag, dem 20.06.2020, soll genau darauf aufmerksam gemacht werden.

Dass die Kultur am stärksten unter der Corona-Pandemie leidet, ist den Meisten wohl bewusst. Die Kulturschaffenden mussten den Betrieb mit als Erste aufgeben und sie werden die Letzten sein, die ohne jegliche Einschränkungen weitermachen können. Wie sehr sich die vergangenen und aber auch kommenden Monate bei den Kulturstätten und freischaffenden Künstler*innen bemerkbar machen, wissen leider noch die Wenigsten. Eher dürfte die Annahme verbreitet sein, dass die Clubs, Theater und Opern die Monate der „Trockenlegung“ überstehen und dann einfach weitermachen. Spenden von Stammgäst*innen und Startnext-Projekten helfen beim Überbrücken der vergangenen Zeit des Lockdowns und danach, ja danach nimmt man ja wieder was ein. Leider nein.

Genau darauf wollen Kulturschaffende aufmerksam machen: Unter dem Hashtag #nurmitkultur findet diesen Samstag ein kultureller Aktionstag statt. Ziel dabei ist es, unter anderem, zu zeigen, wie wichtig die kulturelle Szene ist und was wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe. Es sollen Bilder erzeugt werden, die die Medien und das Publikum erreichen und somit in die Politik getragen werden. Denn noch immer sind die Probleme, die sich der Kulturszene erst noch stellen werden, nicht deutlich genug auf Landes-und Bundesebene angekommen.

Wenig Entspannung nach dem Lockdown in Sicht

Geht man davon aus, dass Kulturbetriebe in der nächsten Zeit weiter von Einschränkungen betroffen sind, so würde dies erst recht das Aus für die Meisten bedeuten.

So hätte zum Beispiel die Distillery bei Einhaltung aller Maßnahmen ein Kontingent von etwa 50 Gästen für den gesamten Club.

Das Gewandhaus wäre mit den Regelungen bei einer Auslastung von nur 20 Prozent nicht mehr in der Lage, den Break-Even-Point zu erreichen. Logischerweise. Was jetzt beim Lockdown vielleicht noch irgendwie machbar war, würde in Zukunft nur mehr Einbußen bedeuten.

Auch die Folgejahre, also 2021 und 2022, seien von derPolitik bisher noch nicht bedacht worden. Klar, es gibt nun Zuschüsse. Die Verteilung der einzelnen Summen ist aber noch nicht eindeutig geklärt worden. Es bleibt zu hoffen, dass die kleinsten Stätten wie Clubs dabei nicht in Vergessenheit geraten. Doch eben um diese Zuschüsse soll es bei dem Aktionstag gar nicht so sehr gehen. Natürlich ist dies auch ein wichtiger und ausschlaggebender Punkt. Doch den Kulturschaffenden ist es wichtig aufzuzeigen, dass es andere Möglichkeiten geben sollte und muss, wie Kultur weitergehen kann: Freiflächen zum Beispiel, die als Open-Air Gelände für Partys oder als Bühne genutzt werden können. Kreativ und flexibel sein dürfen– das ist die Devise.

Performances und Real Talk – keine Raves

Den kreativen Anfang (hope so) macht der 20. Juni 2020: Ab 16 Uhr werden die beteiligten Kulturstätten eigene Aktionen in den jeweiligen Stadtteilen machen – von Performances bis hin zu kleinen Autokorsos. Wichtig ist den Betreiber*innen und Künstler*innen dabei aber, dass es keine großen Menschenansammlungen oder Raves gibt, die ein Abbrechen der Veranstaltungen provozieren könnten. Ab 18 Uhr findet eine gemeinsame Aktion auf dem Augustusplatz statt: Dabei soll eine Art Kulturfriedhof entstehen, um das eventuelle Sterben der einzelnen Häuser zu symbolisieren, damit zu schockieren und hoffentlich zu sensibilisieren. Eine Kundgebung im Anschluss wird nochmal direkt auf die Probleme und Befürchtungen aufmerksam machen.

Ein Leipzig ohne Clubs, Theater, freier Szene, alternativer und Subkultur ist kaum denkbar. Das gilt natürlich für überall.

Wir sollten also weiterhin versuchen, die Kulturszene zu unterstützen, so gut, und so sehr wir können.

Sei es finanziell, sei es mit Petitionen oder Aufrufen. Und drücken wir die Daumen, dass die Politik dies alles ebenfalls versteht und uns diese so wichtige Szene erhalten bleiben kann.

Das ist alles geplant:

16 Uhr – 17.30 Uhr
Dezentrale Aktionen aller Kulturakteur*innen finden im gesamten Stadtgebiet statt und ziehen von dort bis zum Augustusplatz. Aktionen & Zusammenschlüsse u. a.:

Ost-Passage Theater startet 16 Uhr ins Rabet, dort Zusammenschluss mit weiteren Projekten/Häusern u.a. Pöge-Haus und von dort aus in Richtung Augustusplatz

Cammerspiele „Ohne Kultur wird alles schlecht“, gemeinsamer Gang von den Cammerspielen zum Augustusplatz über die Karl-Liebknecht-Straße / Leuschnerplatz. Unterwegs werden Cammerspiele-Getränke, die jetzt im Juni ihr MHD überschreiten werden, an Passanten verschenkt.

Durch das Stadtzentrum ziehen Leipziger Kabaretts und passieren dabei alle Kabarett-Spielstätten, musikalisch begleitet und mit Aktions-Handwagen

Clubs & Kollektive durchqueren motorisiert und musikalisch begleitet verschiedene Stadtteile

Interaktive Performance der Theaterturbine an der Moritzbastei (Start bereits 15:30 Uhr)

ab 18:00 Uhr
Kundgebung auf dem Augustusplatz // Videobeiträge, künstlerische Interventionen und Wortbeiträge von Kulturaktiven aus und für Leipzig.

Wortbeiträge: Verlesung des Aufrufs von Andreas Schulz (Gewandhaus), Kordula Kunert (LiveKommbinat), Mirko Stock (Kreatives Leipzig) und Sophie Renz (Leipzig+Kultur), Dr. Skadi Jennicke (Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur), Kilian Forster (Stumme Künstler/ Dresden)

Kunstaktion: SAMI, Gewandhaus, Schauspiel, Reserve, Westflügel,  LiveLyrix, Viliya Monovska, Oper Leipzig, Werk 2, Stumme Künstler, Theater aus dem Hut, Show & Spektakel, LiveKommbinat, naTo, Horns Erben, IceLab, Zentralkabarett, Frauenkultur, Schenke & Fuchs, Moritzbastei

Videobotschaften: Werk 2, Elipamanoke, Moritzbastei, Distillery, Conne Island, Noch Besser Leben, TV-Club, Gewandhaus zu Leipzig, ZSL-Betreibergesellschaft mbH/ Quarterback Immobilien Arena, Westbad Leipzig, Central Kabarett, Sabrina Lieb – freie Fotografin und Autorin, Haus Leipzig, Horns Erben, Mühlstraße 14, Cammerspiele Leipzig, Theatrium, Museum für Druckkunst, Neues Schauspiel Leipzig, die naTo, Theater der Jungen Welt, Schauspiel Leipzig, Puppentheater Sterntaler, Stadtbad Leipzig, Sibylle Kuhne – freie Schauspielerin, Kordula Kunert für das LiveKommbinat Leipzig, LOFFT – Das Theater, Flügelschlag Werkbühne

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