FM Musik scheint wirklich Gefallen am digitalen Veröffentlichen gefunden zu haben. Immerhin beschert dieser Vertriebskanal dem Deep House-Label von Frankman in diesem Jahr eine wahre Renaissance. Zwei neue EPs gibt es.
Ende September schon kam „Salon Golden Horn“ von Henry Gilles heraus. Sein Name tauchte schon einmal hier bei frohfroh auf – bei einem Remix von Dsants Debüt-EP auf Logo Tunesia Records. Dort hat der gebürtige Münchner und nun Wahl-Istanbuler auch schon eine digitale EP veröffentlicht. Die beiden Tracks der FM-EP sind deepe House-Stücke, die insofern ein wenig aus dem FM-Katalog der letzten Monate heraus ragen, weil sie nicht an die Downbeat-Schläfrigkeit angedockt sind.
Gerade „Oscar Likes Deephouse“ hat etwas Angerautes und Forsches. Ein klassischer House-Track und dank der Vocal-Samples mit einem leichtem, irgendwie passenden Soul-Vibe überlagert.
Bei „Salon Golden Horn“ schimmert dann sehr deutlich eine Dub-Deepness hervor. Und auch hier eine Soul-Note – sonst geht das schon schnell in den Kitsch über. Hier bleibt es aber authentisch, auch von den Aufnahmen der im Hintergrund präsenten Stimmen und Gesänge, die wie Feldaufnahmen klingen.
Im Khalil-Remix wird „Salon Golden Horn“ wieder mehr auf die House-Spur gebracht. Der Dub kommt erst später mit rein. Insgesamt die bisher beste EP dieser neuen Digital-Serie.
Auf der soeben erschienen EP „Nights From Tokyo“ von dem spanischen Producer Zuat-Zu gibt es dann wieder eine Kehrtwende zum klassischen FM-Musik-Sound. Hell schwingende und bassige Deep House-Chords, seichte Beats – da schieben sich die Downbeat-Wolken sanft voran.
Ich kann gerade nicht sagen, ob Frankman nicht genau solche Tracks produziert, prädestiniert für den Soundtrack von einsamen, nächtlichen Fahrten durch die Stadt. Sonntagsmusik. Das klingt so negativ, aber ich komme nicht drumherum zu denken, dass die Zeit für solche Tracks gerade vorbei ist. Was nicht heißt, dass sie vielleicht bald wieder kommt. Nach dem anstehenden Techno-Revival.