Parallel zum 10-jährigen Jubiläum geht auch das Moon Harbour-Tagesgeschäft weiter. Heißt: Die Nummer 51 sowie eine neue Cargo Edition-EP sind ebenfalls vor wenigen Wochen herausgekommen.
Man neigt ja schnell dazu bestimmte Dinge, die sich ähneln in ein Raster zu packen. Das ist bequem, das macht aber auch Vergleiche möglich. Bei der EP von Arado & Marco Faranone sehe ich ebenfalls eine Ähnlichkeit im Backkatalog von Moon Harbour. Und zwar zu Santos „Hold Home“ aus dem letzten Jahr. Die Platte kam damals auch etwas überraschend als einmaliger Hit-Schuss bei Moon Harbour heraus – nachdem der Track schon Monate vorher auf den Festplatten der großen DJs gut rotierte.
Bei Arado & Marco Faraones „Strange Neighbours“ kommt dieses Prinzip noch einmal zum Tragen: Ein lange schwelender Hit erhält bei Moon Harbour seinen offiziellen Status. Ob man von dem deutsch-italienischen Duo, das bisher keine wirkliche Label-Heimat hat, jemals wieder was bei Moon Harbour hören wird, ist zu bezweifeln. Interessanter als diese Raster-Gedankenspielerei ist aber wahrscheinlich der Track an sich. Denn es ist schon erstaunlich, wie reißbrettartig und aufgeräumt der klingt. Beat an und zwei Minuten warten. Dann schleicht sich langsam ein Sound rein, der nach einer Mischung aus Sirene und Wespenschwarm klingt.
Später im Break bäumt der sich noch einmal richtig auf. Diese dezent unberechenbare Dissonanz hat sogar wirklich was. Aber insgesamt klingt es alles ziemlich statisch mit wenig Leben zwischen den Tönen. Sicherlich wirkt „Strange Neighbours“ auf einer Club-Anlage noch einmal druckvoller, unter dem Kopfhörer eines grauen Montags bleibt aber nicht viel von Ibizia übrig.
Bei den anderen beiden Tracks der B-Seite fällt das auch auf. Wobei „Broken Keyboard“ sogar noch einmal die heulende Sirene herausholt. „Do It“ ist noch am nächsten dran an der Form von deepen House, wie er für Moon Harbour gerade so prägnant ist. Allerdings fällt das soulige Vocal doch auch aus dem Rahmen. Als Bonus der Digital-Version gibt es noch „No People Here“, ein hintergründig rockender House-Track, wohl auch ziemlich klassisch und im positiven Sinn zeitlos.
Bei Cargo Edition kommt einmal mehr Markus Schatz zum Zuge. Der Berliner klingt auf „I Am Cabbaged“ geradezu euphorisch, was die Spiel- und die Detailfreude angeht. Da ist eine Menge Augenzwinkern und ungeschliffener Funk zu erleben. Der Titeltrack selbst ist herrlich lässig in seinem Beat und dem daran holpernden Sound. Richtig groß wird er aber erst mit durch die beiläufigen Glöckchen und dem leicht verborgen klingenden Marimbaphon-Chord – wenn es denn ein Marimbaphon ist.
Einziges Manko: Die kurzen Rave-Break-Wellen, die sich zweimal hoch pushen. Da hat Markus Schatz wahrscheinlich doch nicht so ganz an die tiefer liegende Kraft dieses Tracks geglaubt.
„Like That“ ist genau das Gegenteil: Ein offensiver, trocken rockender House-Track mit aufpeitschendem Vocal-Sample und scharfen HiHats. Der will anzünden, der will lostreten, der will nicht an morgen denken. Doch auch hier schleicht sich im Hintergrund ein kleiner Chord ein, der dem Track einen unterschwelligen Drive gibt. Auch einfach und reißbrettartig, aber eben mit Leben.
„Hit The Streets“ versucht wieder mehr Ruhe in die EP reinzubringen. Ein schlanker, klassischer Deep House-Track, wie er auch von Luna City Express kommen könnte. Die Chords schwingen lange und warm nach, die Vocals klingen oldschool. Das gleiche gilt für „I Need“, das Markus Schatz zusammen mit Markus Homm produziert hat. A- und B-Seite reißen hier also zwei völlig verschiedene Facetten auf. Jack versus Deepness. In der Gesamtheit strahlt diese Platte aber ziemlich hervor im Cargo Edition-Katalog.
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