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Autor:in

Antoinette Blume
Alles, immer, gleichzeitig und umgekehrt-nacheinander: Autorin, Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Podcasterin.

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Heath Karing – Electro Pop aus Leipzig

02. Mai 2021 / Kommentare (0)

Heath Karing ist ein Projekt, das vor dem Rechner begann – wie wohl so viele Ideen, insbesondere viele Musikstücke aus der elektronischen Musikwelt. Wir haben die gleichnamige Macherin hinter dem Projekt zum Online-Interview getroffen.

In Leipzig, in einem WG-Zimmer, geradezu bescheiden und gar nicht auf eine Veröffentlichung ausgelegt, wurde das Musikprojekt geboren. Den Wunsch, die neu entstandene Musik wirklich zu veröffentlichen und damit allen zugänglich zu machen, kam durch die Coronazeit. Ungewöhnlich, aber auch zeitgeistig, bleibt uns allen doch derzeit nichts als Streaming, digitale Livesets, Instagram-Sessions und Musik hören statt Clubnächte oder Konzerte; und damit ‚nur‘ Musikerlebnisse, die wir nicht mit anderen gemeinsam erleben können. Also: Raus damit, in die digitale Welt, die eben gerade große Teile der alltäglichen Welt einnimmt.

Von Metal zu Pop, von guilty pleasure zu pure pleasure

Das Projekt Heath Karing ist emotionaler und intuitiver als ihre bisherigen Projekte, wie die Künstlerin im Interview via Facetime erzählt – vorher spielte sie in einigen Bands, von Metal bis Indiepop. „Durch das Projekt Heath Karing spreche ich über Dinge, über die ich vorher nicht gesprochen habe“, sagt sie und erklärt weiter: „meine sensible Art und diese Gedanken, die nah bei mir sind, in diesen Raum zu geben – und Pop nicht mehr als guilty pleasure, sondern nur noch als pleasure anzusehen, das hat mir sehr viel Freude gemacht, während dieser ganzen Coronazeit.“

„Aufregend und frustrierend“, beschreibt Heath Karing den digitalen Release der Songs, die poppig, melodisch, elektronisch und stimm(ungs)voll-kraftvoll sind. Es sei eine große Herausforderung, auf einer Plattform wie Instagram als Künstlerin gesehen zu werden: „Man kommt an verschiedenen Dingen nicht vorbei – zum Beispiel Werbeanzeigen oder Follows, um eine Reichweite zu generieren.“ Die organischen Verbindungen, die vor Corona auf Konzerten entstanden und hoffentlich Post-Corona wieder entstehen, könne das Digitale natürlich nicht ersetzen.

Zwischen Normen und Binarität

Wenn Heath Karing von ihrem Projekt spricht, wird ein Thema, das in ihrer Musik allumfassend mitschwingt, von ihr klar benannt: Binarität. „Durch mein eigenes Aufwachsen und die Art, wie ich in einem binären System zugeordnet werde, bin ich darauf gestoßen, dass ich genau damit gestruggelt habe – dass ich versucht habe, irgendwo Halt zu finden. Vor allem in der Popkultur wird sich Binarität oft bedient und reproduziert. Ich selbst sehe mich in diesem System nicht. Es hat einige Zeit gedauert, das herauszufinden“, sagt die Macherin hinter der Musik, dem Look und dem Projekt per se. Normen und Binarität mit dem Projekt aufzubrechen, ist einerseits Ausdruck einer Kritik an Popkultur und gleichermaßen wird eine ganz persönliche Geschichte sichtbar:

„Mit Heath Karing konnte ich das erste Mal herausfinden, wo ich stehe und wer ich eigentlich bin – und welche Geschichte ich damit erzählen kann. Für mich ist das eine Art Enthäutung.“

Suddenly Slow

Der aktuelle Song namens Suddenly Slow handelt unter anderem von der Verzweiflung, Teil eines immens großen, alleine nicht lösbaren Problems – des Klimawandels – zu sein. Als weiße, in Europa lebende Person, ist auch Heath Karing eine Verursacherin dessen, was die Welt, unsere Welt, kaputt macht: „Egal was man macht, ich habe das Gefühl, ich kann dem Endergebnis, der Zerstörung, nicht entrinnen. Und das lässt sich auch auf andere politische Bereiche beziehen, dass man unbedingt reflektieren muss, wie man mit seinen Privilegien umgeht.“

Hoffnungen für die Zukunft

An dieses Zitat anschließend, geht es im Gespräch mit Heath Karing auch um die Zukunft – und vor allem die Hoffnungen für die Zukunft: „Ich habe in manchen Momenten sehr viel Hoffnung – das Urteil im Prozess um den Tod von George Floyd war zum Beispiel so ein Moment. Menschen in meinem Umfeld sprechen offener, man verbündet sich, lässt nicht mehr alles einfach zu – ein Beispiel ist auch dieses Pinky-Gloves-Gate (mehr dazu lest ihr u.a. in der Instagram-Story von Deutschlandfunk-Moderatorin Anke van de Weyer, Anm. d. Red.) für mich. Ich hoffe darauf, dass wir dabei immer weiterkommen, um die Welt intersektionaler zu gestalten.“


Wer jetzt Lust bekommen hat, die musikalische Reise von Heath Karing zu begleiten und vor allem anzuhören, hier findet ihr alle Veröffentlichungen bei Spotify und YouTube.

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