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Autor:in

Antoinette Blume
Alles, immer, gleichzeitig und umgekehrt-nacheinander: Autorin, Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Podcasterin.

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WERT-Kollektiv – #JahrderResonanz in der Galerie KUB

01. Juni 2021 / Kommentare (0)

Das WERT-Kollektiv aus Leipzig durfte den Raum der Galerie KUB mit ihrem Open-Space-Projekt „Resonanz“ einnehmen, vielmehr vereinnahmen und gleichzeitig freigeben.

Wer die Galerie KUB kennt, kennt den White Cube-Flair des Raumes, der als Gastgeber:in für Kunst und Performances fungiert; aber auch den fast gegensätzlich-gemütlichen, warm-atmosphärischen Hof, in dem geraucht, getrunken und gesprochen wird. Unter der Überdachung im Innenhof wurde – unter Corona-Bedingungen – die letzten zwei Wochen räsoniert, diskutiert, gegessen und gebaut – denn das WERT-Kollektiv aus Leipzig durfte den Galerieraum mit ihrem Open-Space-Projekt „Resonanz“ einnehmen, vielmehr vereinnahmen und gleichzeitig freigeben. Wir haben die Macher:innen bei Regen und Sturm unter genau jener Überdachung zum Interview getroffen. 

Resonanz

Maxim schließt sein Auto vor der Galerie KUB ab, er hat gerade noch Instrumente und Technik für die anstehende Aufnahme abgeholt. Durch die hohe Glastür erkennt man einen großen Bildschirm, auf dem Videos laufen. Die Videos stammen aus dem letzten Jahr, als Maxim Maximovich Chuvarov Kraszavin, Marc Frey und Florian Fraust, das Herz des Kollektivs, schon einmal im KUB zu Gast waren.

Das aktuelle Projekt, das unter dem Namen „Resonanz“ und dem Hashtag #JahrderResonanz erneut in den Räumen der KUB residiert und entsteht, findet eben gerade in diesem Moment statt, als wir noch vor der Tür stehen und auf den Bildschirm mit den Videos des letzten Jahres schauen. Und davor und danach, eigentlich ohne Pause. Resonanz ist eine Mischung – überbordend, interdisziplinär, spontan, spannend – aus Performance, Projektion, Musik, Prozessen und Kollaborationen. 

„Zugewandtheit ist die Basis für Resonanz“

Um es kurz zu erklären: „Resonanz“ ist ein Open-Space, der von unterschiedlichsten Künstler:innen besetzt und sprichwörtlich gefärbt wird. Die Künstler:innen kommen aus dem Kreis des WERT-Kollektivs oder haben sich kurzfristig beim Open Call via Instagram angemeldet. Die Performances sind dabei so unterschiedlich wie die Ausgestaltung selbst: Mal ist es eine Lichtinstallation, mal spielt eine Band, es entsteht ein Kunstwerk auf Leinwand, ein Gitarrist oder eine Violinistin spielen, mal ist es ein DJ-Set, mal wird das Ganze tagsüber, abends oder nachts aufgeführt. Gemeinsam ist ihnen nur, dass die Aufführungen vom Wert-Kollektiv gefilmt, begleitet und mit aufwändigem Licht umhüllt werden. 

Technik-Support kommt hier von der Kulturlounge, Getränke und Essen von der Galerie KUB; und wann immer eine Leiter gebraucht wird, um etwas an der fünf Meter hohen Decke anzubringen, wird das Netzwerk befragt: wer aus dem Conne Island, dem Institut fuer Zukunft oder dem UT kann aushelfen? Und irgendwie funktioniert es dann auch immer. 

Seit zwei Wochen sind die Macher:innen fast pausenlos in der Galerie, filmen, setzen, planen, verschieben, fotografieren. Den Projektnamen und „was sie da eigentlich machen“, beschreiben sie als Bündelung von kreativer Energie:

Jedes Lebewesen ist Schwingungen ausgesetzt. Aber diese Schwingungen können erst dann erhört, gespürt, erlebt oder irgendwie anders wahrgenommen werden, wenn es einen Resonanzkörper gibt, der diese Wellen reflektiert; sozusagen einen Widerhall erzeugt, was im Übrigen auch die lateinische Entsprechung dieses Begriffs ist. Dies gilt ebenso für uns, wir möchten einen Widerhall erzeugen, provozieren, wir möchten Menschen in Schwingungen versetzen, Resonanzräume bauen und bieten, selbst mitschwingen um ein Vielfaches zu erzeugen. Dabei sind wir als Kollektiv darauf fokussiert, positive und kreative Energie zu bündeln und festzuhalten.

Sie wollen, gemeinsam mit den beteiligten Künstler:innen, den Begriff Resonanz in allen Facetten ergründen. Im Begleittext zu ihrem Projekt schreiben sie: „Schließlich ist seine Bedeutung in der Physik eine feste Wertgröße. Musik könnte ohne Resonanz gar nicht konsumiert werden und in der Soziologie hat jüngst erst Hartmut Rosa mit “Resonanz„ (2016) seine Antwort auf die Frage der “Beschleunigung„ (2005) formuliert. So universell sich die Definition und Resonanz verwenden und beschreiben lassen, so vielfältig möchten wir der Idee von Resonanz Ausdruck geben und Raum verleihen.“ 

So theoretisch wie diese Ausführung fühlt sich „Resonanz“ on location dann gar nicht an – zum Glück? Die Videos, mit Nebel, Licht, mit und ohne Musik, die Prozesse, die ineinander greifen, werden nach und nach unter www.wasistwert.info allen Interessierten zugänglich gemacht.

Bei den aufwändigen Produktionen erübrigt sich die Frage, was in der Zukunft ansteht – die Nachbearbeitung und Sichtung des Materials wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber abgeschlossen ist das Projekt auch dann nicht – zum Glück – denn nicht nur Marc wünscht sich jedes Jahr in der Galerie KUB zu sein, um Künstler:innen einen Raum und eine Plattform zu bieten, ihre Kunst zu zeigen, zu entwickeln und Netzwerke aus- und aufzubauen: „Und das Alles mit noch mehr Künstlerinnen und Künstlern – noch mehr Durchdrehen“, lacht er. Maxim hat ebenfalls nicht vor, das Projekt nach der Veröffentlichung der Videos abzuschließen: „Wir werden immer neue Begriffe finden, die wir neu besetzen und hinterfragen können.“

Auf das #JahrderResonanz folgt also sicher ein weiteres WERT-Kollektiv-Projekt. Zum Glück!


Einen Vorgeschmack auf die entstandenen Videos seht ihr via Instagram beim WERT-Kollektiv @wasistwert.

oder bei den teilnehmenden Künstler:innen (Auswahl):

KABOROS (@kaborosmusic) – PONGA MI$$I (@pongamissi) – MELANKA PIROSCHIK (@melanka_piroschik) – ALEXANDER KORUS (@50er_scherge)

Resonanz 2020 – #JahrderResonanz: Marc Frey (WERT) – Maxim Maximovich Chubarov Kraszavin (WERT) – Florian Fraust  (VJtengen / Kulturlounge) – Karl T. Krönert (Kulturlounge) – KABOROS – Ponga Mi$$y – Alexander Koru – Tom Schauenburg  (B.Rauschung / T. Schaui) – #≠ / hashtagdifferent – Merlin Schikora – Melanka Piroschik – Snir Oron – Pierre Eichner (Kulturlounge) – Gobbo – Merlin Schikora – Hakim Azmi – Denis Cvetkovic – Aliya Sayfart – Eliya Aran – Maxim Lobachev 

In Kooperation und mit Hilfe von: Kulturlounge – naTo – Conne Island – hitness.club – netzwerk.exe – Chefetage – Jamie Bullers – Galerie KUB

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