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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Zwischen den Nischen

18. Januar 2011 / Kommentare (0)

Nicht nur Moon Harbour hat 2010 auf zehn Jahre zurück blicken können – auch Privatelektro wurde 2000 gegründet. Aber erst in diesem Jahr gibt es eine kleine Jubiläumstour.

Electronica hat sich in den letzten Jahren wieder in seine Nische verzogen. Die große Klicker-Klacker-Zeit liegt mehr oder weniger zehn Jahre zurück. Privatelektro, das Leipziger Label für experimentelle elektronische Musik zwischen Electronica, Field Recordings und Noise war dennoch über die gesamten zehn Jahre dabei. A

llerdings war die Frequenz in den ersten fünf Jahren hier in Leipzig stärker spürbar. Da gab es mehr Konzerte, Veranstaltungsreihen und kleine Festivals – „Invisible Traces“ und das „Headphone Festival“ etwa. Mittlerweile ginge in Berlin wieder mehr, es gäbe mehr Räume, kleine Läden in denen elektronische Musik abseits der geraden Bassdrums stattfindet, meint Marek Brandt, einer der Mitbetreiber von Privatelektro.

Im Prinzip war das Label immer als international ausgerichtete DIY-Plattform zu sehen, mit eigenen Veranstaltungen und Schnittstellen zur Kunst und Performance. Und auch eine Netlabel-Phase gab es. Die sei aber heute aus wirtschaftlichen Gründen eigentlich nicht mehr haltbar. „Denn ein Net-Release mache genauso viel Arbeit wie ein physisches“, so Mareks Erfahrungen.

Spannend an Privatelektro zu sehen ist dieses Agieren innerhalb einer Mikroszene, die international breit vernetzt ist. Natürlich ist das auch bei Alphacut oder Statik Entertainment zu beobachten. Aber hier geht es um Musik, die immer schon autark von dem klassischen Club-Trubel eine Eigendynamik führte. Nerd-Musik, wenn man es böse meint.

Privatelektro hat sich in diesen Strukturen organisch entwickelt, immer auch abhängig von den jeweiligen Biografien der mit gestaltenden Musiker. Und die längeren Pausen zwischen den CD-Veröffentlichungen resultierten aus der einfachen Herangehensweise, dass immer erst dann ein neues Album kommt, wenn sich das vorherige refinanziert hat. Das scheint soweit geklappt zu haben, dass mindestens ein Album pro Jahr erscheinen konnte.

Das elfte Album sieht Marek als Wendepunkt. Es gäbe mittlerweile eine große Sehnsucht bei den Laptop-Musikern mehr mit richtigen Instrumenten und Musikern zusammen zu arbeiten. Und die Japanerin Manami N. steht genau an diesem Punkt. Ihr Debüt-Album „Kill Wasabi“ ist überaus eingängig für ein Electronica-Werk und zugleich verstörend schroff und eigensinnig für ein Pop-Album. Es steht zwischen den Welten. Und da gibt es durchdringende Sinustöne ebenso wie chansonhafte und balladeske Momente, stille, kontemplative und düstere Passagen.

„Kawaita Sakaku“ ist solch ein sich wandelndes Stück. Es beginnt mit schwebenden, indifferenten elektronischen Spuren, Manami N. singt mit nackter Stimme darüber. Später blüht das Stück langsam auf und es stoßen dunkle minimalistische, beinahe sakrale Streicher dazu. Das ist kein hermetischer Electronica-Rahmen, der von Manami N. abgesteckt wird – da gibt es Pop und Neue Musik als weitere starke Bezugspunkte.

Manami N. lebt seit geraumer Zeit übrigens in Berlin und gehört nun auch zu Privatelektro. Nachdem sie die europäische Szene entdeckte, kündigte sie ihren Büro-Job in Japan und widmete sich der Musik. Und vielleicht trifft sie ja auf Fans von Tujiko Noriko. Live zu sehen ist Manami N. Anfang Februar zum 10-Jahre Privatelektro-Abend.

Privatelektro Website
Manami N. Website

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