Nach zwei Label-Entdeckungen für eher experimentelle Sounds geht es in unserer „New Label On The Block“-Reihe dieses Mal sehr klassisch zu. Denn Brombért Records feiert Deep House in Reinform.
Soft drückende Bassdrums in gemäßigtem Tempo, dazu cozy warme Synth-Chords und hell durchscheinende Strings – ja, Deep House in seiner klassischen Form hat etwas unglaublich zeitloses. Sicherlich ist auch in diesem Genre bereits fast alles auserzählt und bewegt sich oftmals in einem ähnlichen Rahmen. Aber dem Mix aus souliger Wärme und dezentem Druck lässt sich nur schwer entziehen.
Brombért Records steht genau in dieser Tradition von klassischem House, der weder von der Komprimiertheit und Belanglosigkeit des Tech House durchzogen ist noch zu glatt gezogen ist. Seit Anfang 2022 gibt es das Label – in dieser Zeit sind drei Vinyl-Releases herausgekommen, die auch optisch mit ihren illustrativen Artworks und Siebdruck-Hüllen im Regal schnell auffallen. Musikalisch spielen die Label-Artists sehr versiert mit den verschiedenen Nuancen, die House auch immer wieder mitprägen – mit dubbigen Einflüssen, Acid-Sounds und technoideren Phasen. Auf jeden Fall hat bisher jede EP eine neue Tür geöffnet.
Vor wenigen Tagen erschien die Katalognummer 3 von Freudenthaler und sie dreht alles noch einmal mehr in Richtung Jazz und organischeren Sounds. In unserem Mini-Interview erfahrt ihr, was die Betreiber von Brombért Records mit dem Label vorhaben. Parallel könnt ihr schon mal in die ersten drei EPs reinhören:
Wie kam die Idee zu Brombért Records – und wer steckt hinter dem Label?
Wir, Thorsten und Jens, haben uns vor 15 Jahren in Kiel beim Feiern kennengelernt und daraus ist eine tiefe Freundschaft entstanden. Eigentlich hatten wir unabhängig voneinander schon immer das Bedürfnis, ein Label zu gründen, haben aber trotz gemeinsamer Leidenschaft für Dancemusic nie daran gedacht, gemeinsame Sache zu machen – wohl auch, weil wir lange Zeit unterschiedliche Vorlieben in Bezug auf Musik hatten. Insgesamt stimmten die Startvoraussetzungen nicht.
Mitte 2020 kamen wir plötzlich ins Gespräch und dann ging alles ganz schnell: Thorsten hatte sich ein neues Musiker-Alias, nämlich Himbert, zugelegt und aus einem dummen Witz heraus war klar, dass das Label Brombert heißen muss. Gleichzeitig entstand dann ein erster Entwurf für das Logo und um die Sache vollkommen ad absurdum zu führen, haben wir uns dann noch für ein unmögliches Accent de Gue entschieden. Große Freude haben wir seitdem, zu hören, wie unterschiedlich die Leute versuchen, den Labelnamen auszusprechen.
Das Label ist quasi ein deutsch-französisches Projekt – wie kommt die Connection zwischen Leipzig und Lunéville?
Ursprünglich wohnten wir beide in Leipzig, Thorsten lebte dann aber bis vor Kurzem mit seiner französischen Frau in Lunéville. Mittlerweile lässt sich die gemeinsame Label-Arbeit wieder einfacher umsetzen, weil die Familie nun in die Nähe von Bremen gezogen ist.
Welcher Art von Sound möchtet ihr eine Plattform geben?
Grundsätzlich ist Brombért eine Plattform für Musik, die Menschen zum Tanzen einlädt. Der Sound oder ein Genre steht dabei nicht so sehr im Vordergrund, sondern eher unser jeweiliger, persönlicher Geschmack. Das führt unweigerlich zu langen Diskussionen, umso schöner ist es aber, wenn wir uns auf etwas einigen können. Das ist dann der Fall, wenn wir das Gefühl haben, dass die Musik nicht einfach gängigen Formeln folgt, sondern einen eigenen Character besitzt. Wir möchten uns und unsere Hörer mit jedem neuen Release überraschen.
Ihr habt sehr abgespacete Artworks – was ist der Gedanke dahinter?
Die Cover gestaltet der Künstler Zatina Kessl aus Kiel, der auch ein guter Freund von uns ist. Sie werden von ihm entworfen und im Siebdruckverfahren von Hand hergestellt. Er macht es möglich, dass unsere Veröffentlichungen ein Gesamtkunstwerk darstellen. Seine Ideen beruhen auf dem jeweiligen EP-Namen, den die Musikproduzenten auswählen. Die Figuren in den Bildern sind uneindeutige, ambivalente Wesen. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit harmonieren sie aber gemeinsam. Wie die Figuren, soll auch das Label sein: Vielseitig, offen für alle Möglichkeiten und trotzdem ein harmonisches Ganzes.
Was steht in naher Zukunft bei euch an?
Als nächstes kommt Brombért 004 voraussichtlich Ende Februar/Anfang März 2023 an den Start. Auf dieses Release freuen wir uns ganz besonders, weil wir ein bisher nahezu unbekanntes, aber absolut grandioses Künstlerkollektiv aus dem Süden Englands aufgestöbert haben, dessen Musik uns auf Anhieb überzeugt hat. Im Dezember haben wir in Kiel eine Labelnacht, wollen unsere Partyambitionen aber gerne auch in Leipzig ausweiten, nachdem unsere erste Party hier ein voller Erfolg war. Außerdem geistert schon Länger der Gedanke an genregebundene Sublabels, wie zum Beispiel Maulbért für Rap und Schnurrbért für Jazz in unseren Köpfen.