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Autor:in

Antoinette Blume
Alles, immer, gleichzeitig und umgekehrt-nacheinander: Autorin, Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Podcasterin.

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Spot on – DJ Gel

19. Januar 2023 / Kommentare (0)

Die Spot on-Reihe ist zurück! Na ja, so richtig weg war sie ja eigentlich nie – trotzdem. Wir wollen in diesem Jahr wieder regelmäßig Personen vorstellen, die als DJ, Live Act, Producer, Tänzer:innen, Musiker:innen, (Licht-)Künstler:innen oder Veranstalter:innen in Leipzig zuhause sind. Wir fangen an mit DJ Gel.

Julius aka DJ Gel liebt besonders zwei Dinge: Musik und Essen. Darunter zählen vor allem Pizza, Blawan-Sets und seine Octatrack-Maschine. Als DJ war Julius schon in vielen Leipziger Clubs unterwegs, als Live Act hatte er vergangenes Jahr sein Debut. Wir haben DJ Gel zum Gespräch getroffen und mit ihm über seine Zeit in einer Hardrock-Band, die Leipziger Szene und Post-Corona-Nächte gesprochen. Ein exklusives Live Set gibt es auch noch für euch. 

__Interview

frohfroh: Wie lange lebst du in Leipzig und wie kamst du zum Musik machen?

DJ Gel: Ich lebe seit sieben Jahren in Leipzig und bin in München aufgewachsen. In München habe ich schon viel Musik gemacht, denn ich bin in einer musikalischen Familie aufgewachsen – ich habe schon früh eine Blockflöte in die Hand gedrückt bekommen, später dann eine Klarinette. Ich habe acht Jahre lang mit meinem Bruder in einer Hardrock-Band gespielt, ich war am E-Bass. Das war echt cool, dabei habe ich extrem viel gelernt – beim zusammen Jammen sind viele unserer Songs entstanden. Später habe ich auf Schlagzeug umgesattelt. Das wollte ich dann auch studieren, aber die Aufnahmebedingungen hierfür sind sehr hart.

Nach einer fehlgeschlagenen Aufnahmeprüfung habe ich mich mehr dem Kochen zugewendet. Mit einem Kumpel habe ich mich dann selbstständig gemacht und eine Imbissbude in München aufgebaut. Und vor sieben Jahren ging es für mich nach Leipzig zum Grafikdesign-Studium an die HGB. In Leipzig habe ich mich wieder mehr der elektronischen Musik zugewandt – das relativ typische Studi-Ich-will-DJ-werden-Ding: Man geht viel feiern, legt auf Partys mal selbst auf und verbringt wieder mehr Zeit damit, Musik zu hören und mittlerweile auch Musik zu produzieren.

Gutes Stichwort: Wie kamst du vom Auflegen zum Live-Spielen? 

Ich hatte irgendwann wieder echt Bock, Mucke zu machen. Beim Auflegen muss man sehr viel Zeit investieren, um neue Musik zu finden. Da wurde bei mir der Gedanke immer stärker, dass ich meine Zeit lieber in eigene Musik stecken möchte. Man steht bei beidem auch immer wieder vor der Frage, worin man sein Geld investiert: Platten und Tracks oder Synthies (lacht). Für mich war dann irgendwann klar: Ich will Musik produzieren, live spielen und mir dafür ein gutes Set-Up zusammenstellen. 

Wie gehst du an elektronische Musik als Live Act ran, über die Maschinen und Synthies, über eine Software oder gar beides?

Ich habe es – wie wahrscheinlich einige – auch mal mit Ableton probiert. Mit einer Software kann man grundsätzlich erst einmal relativ preisgünstig Musik machen. Aber mit diesen ganzen Menüs und diesen unendlichen Möglichkeiten war ich einfach schnell überfordert. Ich habe mir dann einen kleinen Sampler und einen günstigen Synthesizer gekauft und damit erste Live-Fragmente produziert. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das viel mehr Spaß macht als mit einer Software zu arbeiten und habe mich dann so richtig in die Maschinen reinvertieft. 

Wie sieht dein Live-Set-Up aus, welche Geräte benutzt du?

Ich benutze derzeit nur drei Geräte: Digitakt, Octatrack und Digitone. In Digitakt und Digitone entsteht die eigentliche Komposition meiner Tracks. Den Octatrack nutze ich momentan hauptsächlich als Livemixer und Liverespampler, um zwischen den Tracks fließendere Übergänge schaffen zu können. Der Octatrack ist der neueste Zugang in meiner Sammlung und ich begreife langsam erst, wie vielseitig und kreativ ich damit arbeiten kann.

Mit diesen Geräten könnte man zwar auch sehr in die Tiefe gehen, aber man hat nicht unendlich viele Menüs und kann immer mit den gleichen Werkzeugen arbeiten. Damit habe ich zu meinem Live-Sound gefunden – denn in Ableton hat das, was ich produziert habe, immer sehr steril und trocken geklungen. Mit den Geräten ist das für mich ganz anders. Das Set für frohfroh besteht beispielsweise auch nur aus einer Stereo-Spur, die aus dem Octatrack stammt. Ein Mastering kam dann noch dazu und das war’s – diese Einfachheit fasziniert mich.

__Live Set

Wie erarbeitest du dir ein Set normalerweise? Setzt du dich einfach vor die Geräte und dann kommt dir eine Idee?

Das ist immer sehr unterschiedlich. Mit meinem Bruder Jakob mache ich ein Powerhouse-Projekt KROM. Und da er damals noch in Mannheim gewohnt hat und ich in Leipzig, haben wir uns wirklich ausschließlich zum Musik machen verabredet und eine Art “Bandcamp” veranstaltet – von morgens bis abends haben wir dann gejammt und Musik gemacht. Solche Tage sind unendlich produktiv, da entsteht einiges. Sonst ist es bei mir so, dass die Musikgeräte bei mir im Zimmer stehen und ich in kein Studio fahren muss. Ich lege einen Stromschalter um, dann ist alles an. Nach 20 Minuten Rumprobieren habe ich dann meistens eine Idee, die ich weiterverfolge. Das finde ich bei elektronischer Musik spannend: Vieles entsteht aus Zufall. Und das passt zu meiner Arbeitsweise.

Wo gehört dein Sound hin: in Clubs, auf Bühnen, ins Internet?

Im Mjut habe ich Ende des vergangenen Sommers mein Live Act-Debut gespielt. Und dort sehe ich den Sound auch: im Clubkontext. Ich will mir jetzt ein Jahr Zeit nehmen und mich nur meiner Musik widmen – neben meinem Job. Und dann mal sehen, wo ich lande.

An welchen Orten würdest du gerne einmal spielen und warum?

Da gibt es eigentlich gar keinen spezifischen Ort – Technoclubs, Festivals, Open Airs. Überall, wo meine Musik hinpasst.

Noch zwei schnelle Fragen zum Schluss. Was liebst du an der Leipziger Szene?

Was ich gerne mag, ist das Familiäre. Viele Leipziger DJs und Künstler:innen, die ich kenne, höre ich auch wahnsinnig gerne. Beim Tarmac-Festival hatte ich den meisten Spaß bei meinen Freund:innen, die dort aufgelegt haben und wollte gar nicht so sehr zu den großen Headlinern.

Und was nervt dich?

Ich finde es schade, dass die Partys in letzter Zeit nicht mehr so ekstatisch sind wie noch vor der Pandemie. Vielleicht sind es auch genau die Partys, zu denen ich gehe, die nicht so gut besucht sind, das kann auch sein (lacht). Aber das würde ich mir wünschen, wieder etwas mehr Ekstase hier zu erleben. 

__Zukunft

Apropos Ekstase und Zukunft: “Wie es so ist waren die zwei Partys, die ich nach diesem Interview besucht habe absolut hammer: Die Rillendisco und Neujahr im IfZ. Das stimmt mich zuversichtlich für die Zukunft”, schreibt Julius mir vor Veröffentlichung. Und hat damit schon das perfekte Schlusswort nachgeliefert. Sein Set ist die perfekte Einstimmung für jene Nächte, die da kommen mögen. Enjoy!


Fotos von Lea Petry.

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