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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Kassem Mosse „Workshop 32“ (Workshop)

24. März 2023 / Kommentare (0)

Im Februar hat einer der spannendsten und international bekanntesten Leipziger Producer sein neues Album veröffentlicht – Kassem Mosse is back.

Wer frohfroh schon länger verfolgt, dürfte wissen: Ich bin Kassem-Mosse-Fanboy von Anfang an. Diese sehr eigene, mit Patina überzogene und lofi-eske Sound-Ästhetik, diese oftmals erfrischend unrund laufenden House-, Techno- und Electronica-Tracks – all das hat mich früh in den Bann gezogen. Unvergessen das treibende, tief verrauschte „578“ oder Mosses Debütalbum „Workshop 19“ vor knapp zehn Jahren.

Zuletzt haben sich bei mir aber auch ein paar Ermüdungserscheinungen breit gemacht. Mein Gefühl war: Der musikalische Radius von Kassem Mosse ist zwar endlos faszinierend, aber auch weitgehend abgesteckt. Wobei das nur bedingt stimmte. Denn mit seinem letzten Album „Disclosure“ auf dem britischen Traditionslabel Honest Jon’s atmomisierte Kassem Mosse 2016 seinen Trademark-Sound in die einzelnen Bestandteile und setzte sie zu einem lose oszillierenden Gemenge zusammen. Der Club stand hier nach den Hypejahren um 2012 definitiv nicht mehr so im Fokus, was auch gut war.

Einige seiner letzten Releases sind aber auch an mir vorbeigegangen – das tolle Ambient-Album „Scortched Erden“ seines zweiten Alias Seltene Erden zum Beispiel. Oder der Mitschnitt einer experimentellen MM/KM-Performance 2019, als Kassem Mosse mit Mix Mup den Off-Space Kardamom betrieben und den Katalog des Travel by Goods-Label live remixten.

Umso erfreuter war die News vom neuen Album. Dazu ein Comeback auf Lowtecs Label Workshop. Zehn Tracks, eine Stunde Laufzeit – es gibt also einiges zu entdecken. Auf dem ersten Blick ist „Workshop 32“ ist ein klassisches Kassem Mosse-Album. Es ist aber an vielen Stellen deutlich reduzierter, direkter, aufgeräumter und harmonischer. Zugleich spannt es eine Art Bogen über die vergangenen 15 Jahre von Kassem Mosse – mit all seinen kantig-pushenden, warm-ambienten und quer laufenden Sounds. Mit uniquen Dancefloor-Tracks und breakig-runtergefahrenen Interludes.

Bei genauerem Hinhören gibt es aber durchaus neue Impulse: Auf „C1“ und dem überraschend konkret betitelten „Provide Those Ends“ etwa. Hier tauchen Soul- und Rap-Spuren auf, die sich überraschend gut mit dem bekannten Kassem-Mosse-Sound vertragen. Sicher auch, weil sie sehr nahtlos und lässig integriert sind. In anderen Tracks – „D1“ und „D2“ – mischen sich genauso selbstverständlich kurz angespielte Soul-Samples unter. Und auch hier sorgen sie für eine gewisse Lässigkeit und eine etwas weniger sophisticated Atmosphäre.

Und mein Ermüdungsmoment? Ist einem angenehmen Gefühl der Vertrautheit gewichen. Denn klar: Kassem Mosse begleitet mich seit 2006 musikalisch. Und zwar so unique, dass er immer sofort zu erkennen ist und mich emotional in bestimmte Sphären mitnimmt. Damit schafft er eben auch ein tiefen-entspannendes Gefühl von unumstößlicher Stabilität und süßer Nostalgie. Etwas, dass in dynamischen Zeiten wie diesen alles andere als schlecht ist. Vielen Dank dafür!

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