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Celina
Irgendwo zwischen DJ-Leben, Veranstalterin sein und Journalistin werden. Ist genauso gerne vor wie hinterm Pult unterwegs, schmeißt Partys mit dem apostrophé-Kollektiv und könnte den ganzen Tag über Musik quatschen.

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Spot on – Gladee

19. Juni 2023 / Kommentare (0)

Mit Jungle, Breaks, Drum & Bass und Ambient steht Gladees Sound definitiv für Musik fernab vom Mainstream. Die DJ ist seit letztem Jahr Teil des Closed-Kollektivs und auch als Mitveranstalterin und Bookerin beim Fluid-Festival mit dabei. Zeit für ein Spot on – inklusive Mix von Gladee.

Damit direkt los: 2019 stand Stella alias Gladee das erste Mal hinter einem Controller, damals auf Hauspartys in Lüneburg, wo die gebürtige Hamburgerin studierte. Als die Stadt covid-geschuldet 2020 leergefegt wurde, zog Stella für ein Praktikum nach Leipzig und ist seitdem hier „klebengeblieben“, erzählt sie.

Vor allem die Verbindungen, die die Leipziger:innen durch Musik zueinander haben, gefallen Stella besonders. Wo in anderen Städten Freundeskreise auf andere Art und Weise entstehen, erlebt sie in Leipzig viel mehr Gruppen, die durch ihre „Musikliebhaberei“, wie sie es nennt, zueinander finden.

„Einfach, weil Leipzig gern feiern geht und es ein geteiltes Gefühl für Lifestyle gibt, hast du schon so sehr musikgeprägte Gruppen. Und dadurch entstehen ja auch interessante Dinge […]. Da es echt viele sehr inspirierende Menschen und unterschiedliche Persönlichkeiten gibt, hat man nicht das Gefühl, dass eine Mentalität alles bestimmt.“

Part of Closed

Schnell wurde Stella in Leipzig über gemeinsame Freund:innen bei Closed unter die Fittiche genommen. Über das Kollektiv hatte die DJ auch ihren ersten Clubgig im Herbst 2021 in der Kulturlounge.

„Das war so aufregend, mit Leuten, die ich noch gar nicht so lange kenne, die ich aber alle richtig sympathisch fand, sowas zu bespielen. Die haben mich auf alle Fälle super doll gepusht, denen verdanke ich total meine Zugänge in die Szene.“

Ein Jahr später wurde sie dann offiziell Teil des Kollektivs, in dessen Studio sie viel ausprobieren und neue Mixes aufnehmen konnte. Gerade für Personen ohne eigenes Equipment und Flinta* sei das Studio ein wichtiger Zugang gewesen. Schnell folgten Gigs im Mjut oder Institut für Zukunft, und auch Bookings in Berlin ließen nicht lange auf sich warten.

Fotos: Toto

Dank der neuen Möglichkeiten konnte Stella auch neue Sounds entdecken und sich in ihrer Musik weiterentwickeln. Ganz besonders ein Stil lässt die DJ nicht mehr los: Zu Lockdownzeiten entdeckte sie Jungle für sich und war von Anfang an fasziniert davon – und so erzählt sie lachend:

„Alter, dieser Sound hat in meinem Leben komplett gefehlt.“

Hier zeigten sich für Stella wiederum Connections zu eher sphärischem Drum & Bass, den sie in ihrer Jugend viel gehört hat. Auch, dass Jungle und D & B in den letzten Jahren ein Revival erleben, verfolgt Stella gespannt mit und versucht, in ihren Sets diese tanzbaren Sounds mit Ambient zu verbinden. Aktuell gäbe es immer mehr Musik, die Schnittstellen zwischen diesen verschiedenen Genres schafft, erzählt sie.

„Das kann teilweise super ravy sein, teilweise aber auch eher treibend. Das ist ein Genre, was mich so fasziniert, weil es wirklich ein Becken für alle Feelings und Vibes sein kann. Von komplett atzig bis hin zu super süß und verspielt. Darin kann man sich immer wieder finden.“

Während die DJ für Podcasts und Mixes eher im Ambient- und Jungle-Bereich unterwegs ist und gerne Musik kombiniert, die sonst wenig Raum findet, tobt sie sich bei Clubgigs mit Drum & Bass, klassischem Jungle, auch mal Techno, Trance und vor allem Breaks aus, bei denen es mal so richtig basslastig werden kann. Musik, „die gerade ja viel in Leipzig aufkommt, wo es um ausgefuchste Basslines geht, um einen dollen Sound, der dich so richtig durchdringt“, so beschreibt es Stella.

Inspiration holt sich die DJ ganz besonders beim Berliner Label Infinite Drift, deren Gründer Mathis Ruffing und Producer Lukas Oppenheimer alias Windowseeker genau das produzieren, wozu Stella gerne feiern geht: „Komplexe Tracks […], die ganze Welten in sich haben, aber trotzdem richtig nach vorne gehen“, so Stella.

Foto: Toto

Auch Labels wie Transatlantic und Charm Link aus dem Ambient-Bereich oder Musikerinnen wie die kanadische DJ Bambi inspirieren Stella in ihrer Musik, letztere nicht nur durch ihre DJ-Skills, sondern vor allem durch ihre öffentliche Auseinandersetzung und Kritik an der weltweiten Clubkultur, die stark durch weiße und patriarchale Strukturen geprägt sei.

Part of Fluid Festival

Noch bevor sie nach Leipzig kam, landete Stella über Connections im Team des Fluid-Festivals, das ihr letztendlich auch die Verbindung nach Leipzig zu Closed ermöglichte. Das Festival fand letztes Jahr zum ersten Mal in Niedergörsdorf in Brandenburg statt, nachdem sowohl Corona als auch die afrikanische Schweinepest den Veranstalter:innen in den Jahren zuvor einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht haben.

Die Idee für ein eigenes Festival entstand damals im Lüneburger Kollektiv Flugmodus, zu dem Stella über Ecken Verbindungen hatte. Trotz Pandemie wurde fleißig geplant, was den Organisator:innen jedoch zugutekam:

„Die Tatsache, dass wir überhaupt so funktionieren, obwohl wir alle in verschiedenen Städten wohnen, kam nur durch Corona. An dem Punkt, als es losging, im Frühling 2020, und wir tatsächlich versucht haben, ein Festival zu organisieren, musste man ja auf Onlinetools zurückgreifen.“

Nach zwei Jahren Planung und etlichen Hindernissen konnte 2022 dann endlich das erste Fluid-Festival auf die Beine gestellt werden. Dieses Jahr muss leider wieder pausiert werden, da kein passendes Gelände gefunden wurde, trotzdem sei der Zwei-Jahres-Takt für das Team eine gute Möglichkeit, sich selbst weiterzubilden, um eigene Ansprüche, zum Beispiel hinsichtlich Awareness-Strukturen, weiterhin erfüllen zu können, sagt Stella. „Wir haben schnell gemerkt, dass ein Jahr dafür relativ kurz ist, weil du im Herbst ja schon wieder in der Produktion steckst.“

Foto: Toto

In der Produktion war Stella bisher Mitverantwortliche für Gestaltung und ist nun auch Teil des Booking-Teams. Eine Aufgabe, die ihr unglaublich viel Spaß mache, deren Anfangsprozess ihr jedoch nicht leichtgefallen sei. Denn auch wenn die Geschlechterverteilung in den Teams immer ausgewogener wird, sei dieser Bereich immer noch sehr männerdominiert – Stella als Flinta*-Person hatte dadurch unglaublich viel Respekt davor, sich im Booking-Team einzubringen, da bestehende Skills der anderen (hauptsächlich männlichen) Mitglieder einen hohen Anspruch voraussetzten.

„Obwohl wir alle cool miteinander sind und dort flache Hierarchien herrschen, merkt man doch manchmal noch, dass durch die patriarchalen Strukturen, die dich dein ganzes Leben lang beeinflusst haben, immer noch gewisse Schranken bestehen. Wie man sich mitteilen kann, welchen Raum man einnehmen kann und möchte, wie man sich stark macht, wenn es unterschiedliche Meinungen gibt und wie man für seine Meinung und seinen Geschmack einsteht. Super super tricky.“

Das nächste Fluid-Festival soll im Sommer 2024 stattfinden, bis dahin könnt ihr zu Stella erst mal bei ihrem Tarmac-Debüt auf dem Zweite-Reihe-Floor das Tanzbein schwingen.

In the mix

Für unsere Spot on-Vorstellung hat uns Gladee einen exklusiven Mix aufgenommen. Danke, Stella!

Fotos

Zum Schluss noch ein herzliches Hello und Danke an Toto für die tollen Fotos zu diesem Spot on. Dies ist Totos Foto-Premiere bei frohfroh – und wir sind mega happy damit.

“Hi, ich bin Toto. Ich bin durch einen Open Call bei frohfroh gelandet und super froh, dass ich jetzt so viele neue Leute und Musik kennenlernen darf. Für die Artistportraits ist es mir wichtig, dass ich mich mit der Musik der jeweiligen Person auseinandersetze und wir gemeinsam den Vibe der Fotos erarbeiten, oft auch konzeptionell. Ich liebe Musik und bin dazu aber auch ein sehr visueller Mensch, weshalb mein Ziel bei den Shoots immer ist, visuellen Kontext zur Musik zu schaffen.

Stella und ich haben viel über die Vision geredet, die wir für den Shoot zu ihrem Interview hatten. Wir kamen ziemlich schnell auf Sci-Fi, da sie auch total Fan von Science Fiction ist. Das ganze hat sich dann vor Ort zu einer trashy Morgen-nach-der-Party-Vibe mit ziemlich edgy Make-Up entwickelt, den wir beide ziemlich witzig fanden. Sie war super lieb und wir haben alles mögliche ausprobiert. Ich konnte sehr wertschätzen, dass Stella mir da so vertraut hat und offen für alle Ideen war.

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