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Autor:in

Antoinette Blume
Alles, immer, gleichzeitig und umgekehrt-nacheinander: Autorin, Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Podcasterin.

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Spot on – Madda Chantal

19. September 2023 / Kommentare (0)

Pink, Pastell, Barbie aesthetics – dazu ein schneller, harter, gebrochener Sound und viel Experimentierfreude, ohne dabei abzuheben: Das ist Eiji alias Madda Chantal. Wie Eiji mit seinem Sound und seinem Style die allzu übliche Vorstellung von Techno-Couture herausfordert und warum der Berliner die Leipziger Szene schätzt, erzählt er im Interview.

__Leipzig und Berlin

Eiji De Luca nennt sich Madda Chantal, arbeitete als DJ und Selektor unter anderem im Aeden in Berlin und kam vor rund drei Jahren nach Leipzig. Der Grund: Er musste aus seiner Berliner Wohnung ausziehen – ein guter Anlass, „um mal rauszukommen“, erzählt er. Leipzig kannte er von Feier-Ausflügen und war schnell angetan von der Technoszene, den Clubs und den Möglichkeiten der Stadt. 

Geradezu antizyklisch, denn der Fluss nach Berlin ist ungebrochen; kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein:e DJ ein Zimmer in Berlin via Instagram sucht… Aber Leipzig und die Leipziger Art zu Feien gefiel Eiji. Die Ausflugsstadt wurde zu seinem Hauptwohnsitz.

__Psytrance und Peak-Time

Die Faszination fürs Feiern und für elektronische Musik liegen bei Eiji zehn Jahre zurück: „Mit 13 war meine große Liebe Psytrance und Darkpsy“, sagt er und erinnert sich an seine ersten Male in Berliner Clubs. Die hat er recht jung kennengelernt, ausgiebig. Damals kam bei ihm schon nach den ersten Nächten der Wunsch auf, Leute zu seinen Beats tanzen zu sehen, sagt er. 

Denn Feiern ist das eine. Auflegen, im Nachtleben aktiv sein und dort arbeiten, das ist das andere. Für ihn war es ein ganz logischer, nächster Schritt: DJ werden. Mit geschenktem Equipment einer Freundin – der er hierfür ewig dankbar sein wird, sagt er – und einer Traktor-Software, fing er an; und legte das erste Mal in Berlin, später auch in Leipzig bei Freund:innen auf. Damals noch „klassischen und härteren“ Techno. 

Leipzig empfing ihn also nicht nur als Gast auf der Tanzfläche, sondern auch als DJ sehr herzlich. Die Szene sei eben eher klein, „süß“ und übersichtlich, findet er. Ein enormer Vorteil, um Anschluss und Gigs zu finden. Das sei in Berlin anders, die Schnelllebigkeit dort könne schnell frustrieren. Er sei deshalb weiterhin froh, in Leipzig zu leben. Auch wenn er in letzter Zeit mit Wien als place to be liebäugelt. Leipzig als Zwischenstation auf der Weiterreise? Auch das ist nicht abwegig, wird aber erst die Zukunft zeigen.

__Pastell und Pink

Auffallend ist nicht nur Eijis pumpiger, vibiger, breakiger, trotzdem immer düster-technoider Sound bis 150 BPM, sondern auch sein Style. Pastell, Pink, Crocs mit Plateauabsätzen, Handtaschen und Uhren an jedem Handgelenk, oft sogar am Fuß, sind sein Markenzeichen:

„In erster Linie ziehe ich das an, weil es ich es geil finde. Es passt zu mir als Person – es ist ein bisschen silly, cute und es versprüht einfach Frische, finde ich“

– sein Stil sei witzig, aber nicht ironisch.

Das typische Bild von Männlichkeit und wie sich Männer „üblicherweise“ kleiden, werde hierbei gebrochen. Und gerade Männer fühlen sich davon durchaus provoziert, sagt er. Auf der Straße fallen die Reaktionen nämlich leider meist anders aus als im Club, wo sein Kleidungsstil eher Anerkennung statt Abwertung erfährt. Seine Persönlichkeit, ob beim Auflegen oder im Alltag, mit Kleidung und Farben auszudrücken, sei ihm aber wichtiger als die Befindlichkeiten rosa-hatender Typen.

„Ich nehme das DJ-sein sehr ernst, weil ich dafür brenne“

– Eiji aka Madda Chantal

Eiji beobachtet die Partyszene als DJ und weiterhin als regelmäßiger Gast in nahezu allen Leipziger Clubs; und fast alles bei ihm hat irgendwie direkt oder indirekt mit Clubkultur zu tun: „Ich nehme das DJ-sein sehr ernst, weil ich dafür brenne“, sagt er sehr bestimmt zum Ende des Interviews. 

Das ist spürbar, wenn er von Nächten erzählt, bei denen er aufgelegt hat. Oder vom Ausgehen und Tanzen mit Freund:innen: „Im Club kann ich mich zeigen, wie ich bin. Und hier lerne ich immer wieder Leute kennen, die mich auch genauso annehmen und mich supporten.“ 

__Lust auf Herbst

Gerade hat er drei neue Partyreihen in Leipzig entdeckt, die für ihn Zeitgeist und einen modernen Sound vereinen: Saft, Morph und Maniac. Sie markieren das Ende einer Durststrecke, in der ihm die Veranstaltungen in Leipzig zu „alt eingesessen“ und nicht mehr wirklich progressiv-interessant vorkamen. 

Das sind gute Vorzeichen für die Zeit nach der Sommerpause. Eiji werden wir in der kommenden Saison sicher wieder in den Leipziger und Berliner Clubs treffen – entweder auf der Tanzfläche oder als Madda Chantal hinter dem DJ-Pult. 

Einstimmen, auf welche Party, Session, Pre- oder Afterhour auch immer, könnt ihr euch mit dem frohfroh-Mix von Madda Chantal. Enjoy!


Alle Fotos von Iona Dutz. Noch mehr Bilder findet ihr auf Ionas Website und bei Instagram.

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