Die Verbindungslinie zwischen Helsinki uns Leipzig glüht wieder. Das erste Album „Transit“ der Band Lssns (ehemals Lessons) bläst ein wenig Licht in die Dunkelheit unserer Gegenwart, es blinkt und leuchtet in Neonfarben.
Die beiden finnischen Musiker Samu und Ville Kuuka sowie der Sänger Patrick Sudarski aus Leipzig machen schon ein gute Weile gemeinsam Musik, dennoch mussten ein paar Jahre ins Land ziehen seit der Veröffentlichung ihrer ersten EP „Tempest“ auf dem Berliner Indie- und Pop-Label Sinnbus. Diese vereinte 2016 schon alle musikalischen Elemente von Lssns, die so wunderbar zusammen funktionieren. Die Band hat einen Hang zur Wave Musik der 80er, zu leicht verstimmten Synths, metallischen Drums und drängenden Basslines. Aber auch eine gute Pop-Hook ist „ok“.
Die Musik von Lssns ist eingängig, ohne zu dick aufzutragen. Sie kommt ganz natürlich und unprätentiös daher. Alle Mitglieder sind keine Neulinge im Business, aber in dieser Konstellation scheint irgendwas geklickt zu haben, was Lssns einzigartig macht. So beschreiben es die Mitglieder zumindest selbst. Die Referenzen sind unverkennbar, aber die Songs und Arrangements so gut und frisch, dass sich ein Song der Band (jeder!) perfekt zwischen ein New Order- und einen Depeche-Mode-Stück mogeln kann, ohne aufzufallen.
Nehme man zum Beispiel den Titel „Finish in Silence“: Ein Beat-Konstrukt à la „Running up that hill“ (Kate Bush), cheesy Synth Sounds, die irgendwie nach Drive-Soundtrack klingen. Und beim Refrain geht dann einfach mal die Sonne auf. „Radical Eye“ kannst du getrost auf der nächsten WGT-Party spielen. Ein astreiner Wave Hit. Und der Track „Glory“ hat keine Angst vor ein wenig Pathos inklusive Gänsehaut-Synth und „Emo“-Sprachsample – und das kommt schon ziemlich gut zwischen der sonst eher darken Stimmung auf „Transit“.
Die Bandmitglieder fielen nach den Aufnahmen ihrer ersten EP und ein paar Konzerten in ausgewählten Städten in ein Loch. Die Pandemie und harte Zeiten, die alle drei durchmachten hätten beinahe zum Aus des Projektes geführt. Man darf festhalten: Es ist gut, dass es nicht so gekommen ist! Dass Lssns sich nochmal aufgemacht haben neue Musik zu schreiben und ihre eigenen Schatten überwunden haben.
Für mich steht jetzt schon fest: „Transit” ist eine meiner Lieblingsplatten des Jahres!
Das Artwork und die Musik-Videos zum Album greifen übrigens das auf, was einem beim Hören der Platte ohnehin schon in den Sinn kommt: Neo-futuristisch anmutende und unklare Bilder in Neonfarben und VHS-Optik. Super like!