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supaKC
… ist DJ, Musikproduzentin & Workshopgeberin. Mag Haptik & Sound von Tapes. Gibt Ableton Workshops für FLINTA & Jugendliche. Interviewt auf Never Trust Cock Rock. Hat das Label Graveyard Records gegründet. Liebt es noisy, poppig und synthlastig.

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On Tape #3 – Stachy

29. Februar 2024 / Kommentare (0)

Weiter geht es mit unserer Tape-Story-Reihe “On Tape”. Dieses Mal freuen uns wir uns über einen Blick nach Dresden. supaKC traf dort einen unglaublich aktiven Musik- und Tape-Enthusiasten – Stachy. Here we go.

Stachy ist Beatproducer, Sound-Designer, DJ, Labelinhaber, Kurator und Künstler, Performer, Videoartist, Livemusiker, Remixer und Betreiber eines Mastering und Recording-Studios in Dresden. In den wilden 1990ern war er als Produzent und Drummer bei Fischmob aktiv und ist heute immer noch in vielen Sparten beschäftigt, u. a. als Betreiber des Retro-Media Labels ® AV limited ™.

Er doziert an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und hostet den Liquid Sound Club in Bad Schandau. Er releast außerdem als Solokünstler, kollaboriert und experimentiert spartenübergreifend mit und auf verschiedensten Medien. Ob als Sounddesigner für das Schauspiel Leipzig oder Labelkooperationen mit dem Leipziger Label Old New Records – seine Bezüge zu Leipzig sind also genug vielfältig, um ihn mit frohfroh in den Fokus zu nehmen. 

Credit: KC

KC: Hallo Stachy, danke für die Einladung, das Interview in deinem Studio zu führen. Deine Arbeit als Produzent mit analogen Medien wie Kassette, VHS-Kassette, Hardwaregeräten oder MiniDisc vereint ja verschiedene Ästhetiken der 1980er, 1990er und 2000er Jahre. Woher kommt diese Liebe zu physikalischen Trägern sowohl in Musik als auch im Visuellen?

Stachy: Für mich gehört Musik, auch Kunst im Allgemeinen auf physikalische Medien. Basta. Wir leben im Zeitalter des Datenverlustparadoxons. Das heißt, wir verlieren ständig Daten auf der ganzen Welt, egal welcher Art. Ich möchte meine Musik als materielle Spur hinterlassen – das war meine Hauptmotivation. Dazu kommen technische Aspekte: Wenn ich ein Floppy-Release mit vier Tracks mache, die von der Bandbreite des Signals bereits stark komprimiert sein müssen, kann ich da noch was durch mein eigens darauf zugeschnittenes Mastering aus der Soundästhetik herauskitzeln?

Durch die technischen Einschränkungen des Trägers habe ich ein paar interessante Sachen entdeckt, z. B. wie man Tracks für eine Datenrate von 8 Kbit/s mastert und welche Elemente der Musik gar von einer solchen starken Datenkompression profitieren können. Dadurch kommt ein sehr spezielles, technisches Environment und Erfahrungsreichtum zustande, was wiederum direkten Einfluss auf den Kreativprozess hat.

Und zur Frage zurück: Ich bin DJ, nach wie vor und es wird auch der Tag kommen, wo ich mit zwei Floppys auflege – aktuell ist dafür meine Sammlung noch nicht groß genug und es ist nicht so einfach, gute Musik auf Floppys zu bekommen. Warum? Ich sehe das eben aus meiner DJ-Perspektive: Jeder Tonträger verlangt nach einem anderen Umgang mit demselben. Tapes legt man anders als Vinyl auf und unterschiedliche Formate zu nutzen bringt jeweils andere Skills im Umgang mit diesen.

Credit: Stachy

KC: Wann ist dann die richtige analoge Liebe zum Tape entstanden?

Stachy: Das war 1985/1986. Da kursierten Konzertmitschnitte von meinen Lieblingspunkbands als Kopien. Ich komme ja aus Danzig (Gdańsk) und da gab es viele Seeleute, die wiederum aus Südostasien jede Menge Bootlegs mitgebracht haben. Das war für uns DIE Bezugsquelle für die poppige, angelsächsische Musik. Und als ich das erste Mal eine Kassette wegen Bandsalat auseinander geschraubt habe, habe ich so autodidaktisch einige Sachen dazugelernt. Bandaustausch oder Band kleben, weil es einfach wenige Leerkassetten gab. Da wurde nichts weggeschmissen. Oder wie man den Tonkopf richtig einstellt – das (den Azimut) habe ich nach Gehör eingestellt, was für Kids von heute total unverständlich ist. Das klingt für sie wie Physikunterricht – für mich ist es aber die gelebte Praxis.

Wir hatten damals gar nicht so gute Hardware am Start, sondern polnische Mono-Nachbauten von Grundig. Wenn es hochkam ein RFT Gerät, was nach Polen geschmuggelt wurde. Ich kann mich sehr gut an mein erstes Stereo-Erlebnis erinnern: die Simmons Toms in „Big in Japan“ von Alphaville. Drin ist ein Break zu hören, immer wieder von links nach rechts. Und ich dachte: Ach, was ist das denn, das ist wohl Stereo, okay! Und das war ein Tape. Das Format war wie ein hochwertiges Hobby-Spielzeug und Eskapismus-Tool zugleich.

Kassette ist immer eine Konstante in meinem Leben gewesen. Mixtapes, Demotapes, erste Experimente mit 4-Track, Dolby B, C, S, HX-Pro – all das hat mich mein Leben lang begleitet, bis heute. Ich habe noch welche, die für mich ganz konkrete Erinnerungen beinhalten; eine Kassette zu hören hat etwas von Fotoalbenschauen: quasi magnetized memories auf einer Timeline zu blättern.

Credit: Stachy

KC: Weil wir gerade beim Gehör sind, ich finde ja, im Sinne der Gehörbildung war das Aufwachsen mit Kassette genial. Räumlicher Sound mit viel Headroom.

Stachy: Das, was ich immer bei digitaler Musik bemängele, die von A bis Z im Rechner entsteht, ist: es gibt keine echte Räumlichkeit. Oder durch äußere Faktoren verursachte Unzulänglichkeiten, die das Klangbild positiv beeinflussen, die dieses sozusagen “humanizen”. Deswegen benutze ich hier im Studio auch eine Bandmaschine, Röhrengeräte und viele Outboards, um dieser sterilen Sauberkeit des Digitalen zu entkommen.

KC: Du unterrichtest auch als Dozent, erzähl doch mal, was du da machst.

Stachy: Ich unterrichte Student:innen an der Fakultät für Humanwissenschaften im Bereich Computer/MIDI/Audio und Neue Medien an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Also angefangen von  klang-physikalischen Grundlagen, über die wichtigsten theoretischen Dinge wie Akustik, Mikrofonierung, wie man eine DAW in den eigenen Workflow integriert, bis hin zur aktuellen Marktübersicht bezüglich verfügbarer Hardware. AI versus Kunst ist ebenfalls ein Thema, klar.

Ich helfe in konkreten Recording- und Produktionssituationen mit Praxistipps. Da ich Autodidakt bin, versuche ich den Studierenden alles aus meiner Perspektive zu vermitteln. Also alle Erfahrungen, die ich über die Jahre sammeln durfte, gebe ich weiter: welche Möglichkeiten diese Technologie ermöglicht, um ihr als Musiker:in nicht komplett ausgeliefert zu sein. Im Gegenteil – um deren Vorteile nutzen zu können. Dabei spielt das Medium Tape nur am Rand eine Rolle, allerdings stolpern wir in den Seminaren immer wieder über das Thema. Denn viele Künstler:innen entscheiden sich bewusst für eine Tape-Veröffentlichung. Ob aus Machbarkeits-, Nostalgie- oder schlicht kommerziellen Gründen. 

KC: Was hat es mit deinem Label ® AV limited ™ auf sich?

Stachy: Das Label ist eigentlich aus einem Test heraus entstanden. Ich wollte wissen, wie die Bandcamp-Plattform funktioniert. Das Label gibt es dort seit 2016. In der Zeit habe ich massenweise House-Tracks für Gunjah produziert. Das Label war dann eher ein Gegenpol für mich, für meine eigenen Sachen, bei dem ich entschleunigen konnte. Sowohl musikalisch als auch von der Veröffentlichungs- und Produktionsdichte her. Die Idee, ein Tape zu machen, war geboren.

Das haben dann irgendwelche Fans gekauft, es war aber nie die Absicht, damit ein explizites Tapelabel zu starten. Außerdem hat mich das Do-It-Yourself-Prinzip absolut fasziniert. Denn über allem schwebte der Gedanke: Ich kann das alles selbst machen, ohne dass irgendjemand dazwischen quatscht oder sich die Materiallieferung verspätet und so weiter. Mich hat diese Machbarkeit, Sachen von A bis Z in den eigenen Händen unter Kontrolle zu halten total fasziniert. Denn ich arbeite am liebsten alleine oder zu zweit. Ab drei Leuten wird alles anstrengend, finde ich. Es erinnert mich dann vom Gefüge her zu stark an eine Band. Und da bin ich immer raus, seitdem ich nicht mehr in Hamburg bin. Ich release auch nicht so oft, nur Sachen, die ich wirklich für releasewürdig halte. Die meisten Releases sind von mir selbst und unter unterschiedlichsten Pseudonymen erschienen. 

Ich bin ja ein Freund des Vaporwave-Genres. Der Begriff kommt aus dem Englischen „Vaporware“ – Vaporware wurden seit den 1980ern Produkte genannt, die als großartig, zukunftsweisend und weltverändernd, also als ein “Must-have„ angekündigt wurden. Oft kam es aber gar nicht erst zur Produktreife – das ach-so-tolle Produkt verpuffte meist in der Ankündigung. MiniDisc gehört zum Beispiel zu einer Sorte von Vaporware, die sich zehn Jahre wacker geschlagen hat, bevor das mp3-Format aufkam. Und dann löste es sich (fast) von null auf hundert im Wohlgefallen auf. Wurde vaporized sozusagen, obwohl das Format an sich dieses Ende nicht verdient hat. In dem Prozess spielte allerdings die Monopolstellung der Presswerke von Sony eine starke Rolle. 

Credits: ® AV limited ™ und Stachy

Gerade durch Vaporwave gibt es aber einen lebhaften Markt sowohl für MiniDiscs als auch Kassetten. Und ® AV limited ™ mittendrin! Nach einigen Jahren ist diese DIY-Unabhängigkeit de facto zu einer Voraussetzung und zum wichtigsten Existenzmerkmal des Labels geworden: Möglichst wenig delegieren zu müssen. Möglichst viel selbst ausprobieren. Natürlich habe ich jemanden, der druckt und jemanden, der mir hilft, es grafisch professionell umzusetzen. Auf diese Leute greife ich aber nur zurück, wenn es nicht anders geht oder das Release es erfordert. 

Ich mastere selbst, dupliziere, drucke und konfektioniere das fertige Release meistens doch selbst. Dann gibt es natürlich in Leipzig T.A.P.E. MUZIK (hallo Franzi!), den Storch in Dresden mit seinem wundersamen Lasercutter und Toci von studiomizuiro in Jena, die immer anpacken, wenn es anspruchsvoller oder schwieriger wird. Und so kam es wohl dazu, dass ich als einziger in Westeuropa in der Szene in der Lage bin, die VHS-Tapes in Japan- und USA-kompatiblem NTSC-Farbstandard zu duplizieren und das obendrein in Hi-Fi Stereo. Die professionelle Hardware, die das kann, ist nur noch sehr schwer zu finden.

Aufmerksame Leser:innen werden es merken – ® AV limited ™ hat strikt mit magnetischen Medien zu tun. MDs funktionieren wie die RW-CD-r // RW-DVD-r – Discs nach dem magneto-optischen Prinzip. Floppy Disc, Mikrokassette, Kassette und VHS – alle reihen sich in die Träger ein, bei deren Herstellung das Gaußsche Prinzip die wichtigste Rolle spielt.

Credit: Stachy

KC: Welche künstlerischen Entscheidungen triffst du bezüglich Tapelängen?

Stachy: Ich habe beispielsweise mal ein Tape für polnische Freunde von Superkasety Records gemacht – alle Releases von dort haben die Produktionslinie von ® AV limited ™ durchlaufen. Es gab zum Beispiel die Geschichte, wo es einen Zahlendreher bei der Bestellung der Tapelänge gab. Das Tape war viel zu lang und es waren noch 20 Minuten auf der B-Seite über. Wir haben uns dann zusammengesetzt und überlegt. Wir hatten die Idee, die 20 Minuten mit einem Hörspiel aufzufüllen. Die Künstler von ETNOBOTANIKA haben es dann umgesetzt und ich habe es an das Duplikationsmaster angehängt. Es ist aber recht unterschiedlich. Bei Ambientsachen gehe ich manchmal strikt auf 30 Minuten für ein Stück als Vorgabe, damit keine Stille auf dem Tape entsteht. Und manchmal bleiben Tracks einfach liegen, die bereits gemastert sind, aber nicht mehr mit drauf passen.

KC: Limitierung ist ja auch ein cooles Werkzeug für die Kreativität …

Stachy: Auf jeden Fall. Ich habe das Glück, dass ich diese unfassbare technologische Entwicklung der letzten 25 Jahre quasi in einer 1:1-Geschwindigkeit miterleben und mir aneignen konnte. Wenn ich der Meinung war, ich brauche ein Upgrade, habe ich das geholt. Aber irgendwann habe ich aufgehört zu updaten und das Neuste vom Neuen anzuschaffen. Denn ich habe gemerkt, dass technologische Entwicklung zwar in ihrer Innovation stets zunimmt, aber am Ende beschäftigt man sich mit der Beherrschung derselben und ist dadurch weniger kreativ.

KC: Kommen wir nochmal zu Vaporwave. Das ist ja schon das Main Genre deines Labels ® AV limited ™. Vaporwave scheint als Genre so ein bisschen ein Kit zwischen Tape-Kultur und 2000er-Internet-Ästhetik zu sein. Was interessiert dich an Vaporwave besonders?

Stachy: Ich denke, es gab keine Einverleibung von Vaporwave in Bezug auf das Tape. Das kam automatisch zueinander. Ich habe aufgrund des Alters allerdings selber einen anderen Zugang zu Vaporwave als die Mehrheit der Fans und der Macher:innen. Das ist auch der Punkt, wo ich immer wieder drüber stolpere. Ich frage mich: Was spielt sich in deren Köpfen ab, wenn sie Vaporwave machen? Durch meinen Background kenne ich die Sachen ja noch vom ersten Hören, von damals. Ich verstehe Vaporwave aber eher so, dass es eine Synergie innerhalb der Bewegung gibt, die Künstler:innen auch technisch inspiriert, Musik auf Floppy zu machen, weil es keine Chance hat, kommerzialisiert zu werden.

Auch die scheinbare Kodierung der Namensgebung der Künstler:innen und Alben rührt daher. Die Musikbranche hat sich an Vaporwave ordentlich die Zähne deswegen ausgebissen. Da geht gar nix für die. Es kann auch nix gehen – und das ist gut so, weil Vaporwave mit der eklatanten Urheberrechtsverletzung in seinem Genom nicht kommerziell verwertbar ist. Zumindest in der Form, in der ich das Genre erlebe. Es ist, als würde man Materie und Antimaterie zusammenbringen, das funktioniert einfach nicht. Die Majors werden diesen Ansatz nie verstehen, ihr Verständnis hört bei Retro auf, denn aus Nostalgie lassen sich gute Geschäftsmodelle ableiten, aus Vaporwave dagegen nicht. 

Ich denke, dass Tape als Format nahe liegt, weil man entweder die alte Technik noch im Elternhaus hat und Tapes auch noch gebraucht verfügbar sind. Auf der anderen Seite lassen sich mit der gleichen Technik auch die Micro-Auflagen ohne Probleme realisieren. Es werden zwar jetzt jede Menge neue Tapes im industriellen Maßstab für den Popmarkt produziert, aber Tapes haben sich vielleicht auch deswegen im Underground durchgesetzt, weil sie so gut verschickbar sind.

Es ist nicht zu unterschätzen, dass das Porto aus/nach Amerika doch noch bezahlbar ist. Und natürlich der DIY-Gedanke – ich kann die Tapes selber aufnehmen. Diese Musik entzieht sich ja auch immer noch der Kontrolle des Urheberrechts. Klar werden auf Bandcamp die Accounts geschlossen, Contentfilter springen auf Soundcloud wahrscheinlich super oft an, aber mit Vaporwave und Tapes, entzieht man sich der digitalen Kontrolle. Das ist ein wichtiger Aspekt und hat für mich etwas Subversives. 

Vaporwave hat auch was von dem Punkgedanken, aber nicht im destruktiven Sinn. Damals hieß es „No Future“. Jetzt heißt es: „We are future / we are Now-Age“. Und darüber hinaus sind diese retro-nostalgisch anmutenden Wiedererkennungsartefakte einfach nur Werkzeuge, denen man sich beim Vaporwave bedient. Da wird nicht darüber nachgedacht, ob das jetzt ein Sample von Phil Collins oder Whitney Houston ist. Nostalgie kann auch etwas sein, was man nie erlebt hat. Wir dürfen nicht vergessen, dass die meisten Macher:innen des Genres noch nicht geboren waren, als deren Samplequellen released wurden. Vielleicht sehnt man sich nach etwas, wo man noch nie gewesen ist und nie sein wird, weil es längst vorbei ist. 

Credit: Stachy

Vaporwave ist aus der heutigen, konservativen Sicht eine eklatante Urheberrechtsverletzung, weil man sich Samples, Phrasen oder gar ganzen Tracks bedient und diese in ein neues Release verpackt. Damit begeht man allerdings in meinen Augen keinen Diebstahl, da der Output nicht einfach ein durch den Fleischwolf gedrehtes Original ist, sondern es wird per se neu kontextualisiert. Es materialisiert sich in einem anderen Kontext: der Konsumverhaltenskritik des nie erreichten und so häufig herauf beschworenen Luxus der 80er und 90er in der abstrakt-flachdimensionierten Welt der Commercials. Das Versprechen, um die bereits mehrere Generationen gebracht worden sind, haben sich im Kapitalismus des Now-Ages mittels Tape manifestiert. Und das ist vielen User:innen von Spotify (fck´em) & Co. schon viel zu weit weg. Man kann Vaporwave als Musik nicht einfach raustrennen und es so betrachten, als ob ein neuer Hype auf dem Clubfirnament aufzieht und es in einen Verwertungskreislauf werfen – dat funzt nich!

Tape ist DAS Vaporwave-Medium schlechthin. Manche Vaporwave-Tapes erreichen auf dem Sammler:innenmarkt astronomische Summen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass jemand Bitcoin damit Konkurrenz machen will.

KC: Für wieviel gehen die so weg?

Stachy: Wir hatten 2019 bei der Vaporwave Pavillion-Ausstellung im EX 14 in Dresden ein Telepath-Tape, das auf Discogs damals für rund 500 Euro gehandelt wurde. Das hatten wir schon in der Glasvitrine und immer wieder das Auge drauf geworfen. Wobei es scheinbar niemandem außer uns klar war, was diese Kassette wirklich wert ist. Es gibt aber neuerdings auch ein anderes Phänomen: Es entstehen Bootleg-Labels, die die absoluten Klassiker des Genres, die vorher nie auf Kassette rausgekommen sind, auf Tape herausbringen. Sie behaupten selbst im Non-Profit-Bereich zu agieren, meistens ohne Einverständnis der ursprünglichen Vaporwave-Artists. Aber qualitativ hochwertig mit dem dazugehörigen Artwork usw. Damit wird für mich der urheberrechtlicher Gedanke endgültig ad absurdum geführt und im Endeffekt in der Tapeszene zusätzlich für Bewegung gesorgt.  

KC: Erzähl nochmal, worum es in eurem Projekt “Vaporwave Pavillon“ geht?

Stachy: Die Hauptmotivation von Vaporwave Pavillon war so ein bisschen der Bildungsauftrag. Wie es mal vor Jahren bereits war, als ich anfing Platten aufzulegen. Nicht um den Floor voll zu kriegen und zu halten, einfach um Leuten Musik zu präsentieren, auf die nicht alle Zugriff haben. Um ihnen etwas Neues nahe zu bringen. Vaporwave Pavillon fand in der Zeit statt, wo in Deutschland noch keine:r darüber gesprochen hat. Unsere Motivation war es, den Begriff „Vaporwave“ erlebbar zu machen, z. B. mit Digital Art Prints, Chatverläufen auf Reddit, Tapes, einem Nostalgiezimmer mit VHS, TV und einer Fototapete. Es gab das „Private Suite Magazine“ zum Lesen – ein bis dato einziges Print-Vaporwave-Magazin, das regelmäßig herauskam. Das haben wir importiert und noch diverse Exponate zum Thema dazu kuratiert und ausgestellt.

KC: Letzte Frage: ich sehe hier ein tolles Gadget rumstehen – den We Are Rewind Cassette Player mit Bluetooth-Funktion. Kurzes Review dazu?

Stachy: Ich spiele den im Studio über Kabel über den Kopfhörerausgang ab. Mit meinem Bose Mini Link über Bluetooth klingt das aber auch Killer. Es ist wirklich gut und ich war überrascht von der Fatness. Ich finde es super, dass endlich jemand auf die Idee gekommen ist, ein Bluetooth-Modul in einen Tapeplayer zu verbauen. Fürs Auto oder für Airpods ist das genial. Aber er ist jetzt nicht so leierstabil wie ein Sony DD-Walkman. Achtung: We Are Rewind hat noch eine Aufnahmefunktion und außerdem hat er ein absolut ästhetisches  Bauhaus Design. Bin ein Fan von.

Credit: KC

Lieber Stachy, vielen Dank für das Interview! 


Einen fotografischen Einblick in Stachys Studio findet ihr hier. 

Stachys Tape Set mit Scherbe als Ton Stachy Scherbe vom Liquid Sound Club 2023 findet ihr hier

Das nächste Tape-Release auf ® AV limited ™ kommt von Beat Vox und erscheint als Kooperationsprojekt gleichzeitig auf dem Leipziger Label Old New Records. 

Weiter hören: https://stachy.bandcamp.com/ 

Weiter gucken: https://vimeo.com/avlimited 

Weiter stöbern:  https://linktr.ee/STACHY.DJ 

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