Die letzten Veranstaltungen im Institut fuer Zukunft stehen kurz bevor. Es ist der endgültige Abschied eines Clubs, der Leipzig geprägt hat. Bedeutet die Schließung „das Ende der Zukunft“?
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In weniger als drei Wochen wird das Institut fuer Zukunft (IfZ), einer der bekanntesten Leipziger Clubs, in seinem zehnten Jubiläumsjahr endgültig schließen. Die Herausforderungen der letzten Jahre waren für den Club multipel: Covid-Pandemie, politische Verwerfungen, Kostensteigerungen und eine neue Generation, die Techno lieber als Sekunden-Snippet auf TikTok anschaut. Gestartet als DIY-Projekt mit Punk-Charakter via Crowdfunding-Kampagne wurde das IfZ schnell zu einem der angesagtesten Techno-Clubs Deutschlands und erlangte internationales Renommee. Vom legendären Boiler Room-Set über die Verehrung als „Berghain Leipzigs“ bis hin zur stabilen linken Selbstverwaltung: Das IfZ hatte vieles, wovon andere Clubs träumen. Und trotzdem findet diese Geschichte kein gutes Ende. Ist das Aus des IfZs auch ein Hinweis auf das Scheitern kollektiver Selbstverwaltungsbemühungen linker Millennials? Oder lag es am Ende an den scheinbar unüberwindbaren politischen Verwerfungen, die spätestens seit dem Angriff der Hamas auf Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs in der Clubszene zu einer bedingungslosen Freund-Feind-Mentalität geführt haben? Auch wenn es noch zu früh ist, um finale Antworten auf diese Fragen zu geben und die Geschichte des IfZ in einer angemessenen Vielstimmigkeit zu reflektieren, soll der Anfang für eine Chronik dieses einzigartigen Projekts besser zu früh als zu spät gemacht werden.
Es ist 2012 in Leipzig. Eine Gruppe junger Veranstalter:innen fährt durch ihre Stadt und sucht eine Location. Leerstehende Gebäude werden inspiziert, Besitzer:innen von Immobilien bei der Stadtverwaltung recherchiert. Sie wollen ihren eigenen Club eröffnen, einen Raum schaffen, den sie nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten können. Aus einem Freundeskreis heraus hatte sich einige Jahre zuvor eine Gruppe entwickelt, die auf Wiesen und in Kellern illegale Partys veranstaltete. Damals wurde noch vor allem House gespielt, denn Techno gab es in Leipzig zu dieser Zeit kaum. Der besagte Freundeskreis machte seit 2008 hauptsächlich für sich selbst und einen erweiterten Zirkel Events. Als Kollektiv verstand man sich nicht, wenn überhaupt als Crew. Es gab keine Werbung, die Soundqualität war mäßig, die Deko nicht wichtig. Es ging einfach darum, gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Die Einnahmen der Veranstaltungen wurden an politische Projekte gespendet oder in das nächste Event gesteckt. So weit, so unspektakulär. Viele Millennials, die Partys veranstaltet haben, teilen diese Phase ihrer Biografie. Dass daraus später eines der wichtigsten linken Clubprojekte Deutschlands entstehen würde, war weder so geplant noch vorherzusehen.
Aber eins nach dem anderen, zurück zur Locationsuche: In Leipzig gab es zu dieser Zeit noch genug Leerstand, die Besitzverhältnisse waren oft kompliziert. Gebäude wurden in den 1990er Jahren von Westdeutschen für wenig Geld direkt von der Treuhand als Spekulationsobjekte gekauft und fristeten so zum Teil ein nutzloses Dasein. Eingebunden in menschenfreundliche Stadtentwicklungsideen waren solche Immobilien oft nicht. So auch der sogenannte „Kohlrabizirkus“, eine in den 1920er Jahren gebaute riesige Markthalle mit zwei massiven Kuppeln aus Stahlbeton. Ein eigentümlicher Bau für die Ewigkeit, der mittlerweile zum Industriedenkmal ernannt wurde.
Wie wichtig die inspirierende Kraft eines Ortes für die Gründung von Clubs ist, hat die Geschichte der Clubkultur vielfach gezeigt. Sei es das Dorian Gray in einem ehemaligen Parkhaus des Frankfurter Flughafens oder der Tresor, gelegen am Mauerstreifen zwischen Ost- und Westberlin in einem jahrzehntelang verlassenen Tresorraum eines im zweiten Weltkrieg zerstörten Kaufhauses. Die Wiederbelebung von Räumen, die viele Jahre leer stehen und dadurch für die Stadt und ihre Menschen keinerlei Rolle mehr spielen, um dann als Gefäße für Musik, Gemeinschaft und Ekstase wieder aufzuerstehen, ist eine wiederkehrende Geschichte in modernen Städten, die ausschließlich von jungen Menschen geschrieben wird, die auf der Suche nach etwas sind. So auch im Fall des Instituts fuer Zukunft. Der Keller des Kohlrabizirkus kommt als potenzielle Location in Frage. Der Besitzer der Immobilie ist froh über die kreative Nutzungsidee und willigt ein.
Another Sound is Possible
2012 zeigt sich die IfZ-Gründungscrew das erste Mal einer größeren Öffentlichkeit. Aus dem Freundeskreis haben sich mittlerweile verschiedene Partycrews ausdifferenziert, die erfolgreich eigene Reihen umsetzen (z. B. Vertigo, Aequalis und als Vorbild Homoelectric). Mit der Crowdfunding-Kampagne „Another Sound Is Possible!“ wird für die Finanzierung des Soundsystems, einer auf den Raum abgestimmten Kirsch Audio-Anlage, für einen eigenen Club geworben. In dem kurzen Clip zur Kampagne sieht man junge Menschen in ihren Zwanzigern, die im zeckig-alternativen Look dieser Zeit, etwas unbeholfen, aber sehr sympathisch und überzeugend, durch die noch unrenovierten Räumlichkeiten führen und von ihren Plänen erzählen. Das Club-Konzept: Die Suche nach dem perfekten Techno-Sound, außerdem Platz für Politik und Kunst. Das kommt gut an. Das Ziel von 30.000 Euro kann problemlos mit Spenden aus der ganzen Welt erreicht werden. Ab jetzt fiebert eine ganze Szene auf die Eröffnung hin. Nun will jede:r wissen, wie sich diese geile Anlage im umgebauten historischen Kühlkeller anhören wird. Einen kollektiv betriebenen linken Techno-Club gibt es zu diesem Zeitpunkt in Ostdeutschland noch nicht – das ://about blank in Berlin ausgenommen. Das Kernteam, das die Gründung des Clubs initiierte, besteht damals aus vier Personen und wird bald auf zehn weitere Personen ansteigen. Auf der Clubbaustelle helfen regelmäßig zwischen 50 bis 60 Menschen ein ganzes Jahr lang beim Umbau der rund 1.100 qm großen Räumlichkeiten: Müll entsorgen, Wände einreißen, neue Wände hochziehen, Toiletten installieren, Bar einbauen – alles DIY, alles selbstgemacht und natürlich ehrenamtlich. Diese Punk-Attitüde, Dinge einfach anzupacken, sei dem Laden noch viele Jahre erhalten geblieben, berichtet eine langjährige Mitarbeiterin.
Am Tag der Arbeit im Mai 2014 wird das Institut fuer Zukunft mit einer drei Tage laufenden Party eröffnet und geht ab September 2014 in den regelmäßigen Betrieb. Schnell wird das IfZ in ganz Deutschland bekannt, was nicht zuletzt daran liegt, dass viele linke Millennials von eigenen autonomen Räumen träumten, selbst (illegale) Veranstaltungen in Kollektiven organisierten, mit Drogen experimentierten und sich nach nicht-kommerziellen Freiräumen mit politischem Minimalkonsens sehnten. In Leipzig hatte man diese Träume nun selbst in die Hand genommen. Das machte Eindruck. Der selbstgemachte Mythos mit Fotoverbot, brachialen Sounds, 16-Stunden-Partys und linksradikalem Habitus erledigte den Rest. Das alles geschieht in einer Zeit, in der junge Westdeutsche beginnen, bewusst nach Leipzig zu ziehen. Vorher war es immer umgekehrt, aus dem Osten hat man sich verpisst, wenn man konnte. Zugezogen ist man nach Leipzig höchstens aus den umliegenden Dörfern und Kleinstädten. Das ändert sich Anfang der 2010er, in der Zeit von „Hypezig“, der teils phantasierten und teils wirklich stattgefundenen Entwicklung der sächsischen Nicht-Hauptstadt zum kreativen und urbanen Hotspot mit Gentrifizierungsaussicht.
Es läuft gut für das IfZ. Der Spagat zwischen Musik, Nachtleben und Politik gelingt.
Die interne Reflektion des Teams lässt sich unter anderem in den oft fast philosophischen, immer aber kryptischen und anonymen Editorials im monatlich erscheinenden Programmflyer nachvollziehen. Dort wird beispielsweise in der Februar-Ausgabe von 2016 kritisch die eigene Auszeichnung im „Groove Magazin“ als drittbester Club Deutschlands kommentiert. Was hier genau ausgezeichnet werde, wird sich selbst befragt und bleibt unbeantwortet. Aber die (teils ungewollte) Bestätigung von außen durch Auszeichnungen werden für das IfZ keine Mangelware bleiben. 2017 erhielt das Institut fuer Zukunft den Applaus-Award als „Spielstätte des Jahres“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und gehörte laut Telekom Electronic Beats im selben Jahr zu den zehn besten Clubs Deutschlands. Auch 2023 wird der Club wieder mit dem Applaus-Awards ausgezeichnet. Was hat das IfZ so besonders gemacht?
Eine Antwort darauf, warum der Club so erfolgreich werden konnte, liegt in der Verschiedenheit der Anliegen, die im IfZ über Jahre zusammengekommen sind. Für viele war das IfZ ein Community-Space, ein Ort, an dem Gemeinschaft und Verbundenheit mit linkem Konsens erlebt werden konnte. Ein sicherer Ort, an dem Utopien über kollektive Organisierung gemeinsam erprobt werden konnte. Ein kreativer Ort, an dem man, auch mit einem Bar-Job, Teil von etwas Größerem sein konnte, das wiederum vielen anderen etwas bedeutete. So entsteht ein Gefühl von Selbstwirksamkeit in einer sonst recht düsteren Welt. Aber das IfZ war nicht nur linke Selbstverwaltung, sondern hat über Jahre hinweg auch ein exzellentes und visionäres Booking mit internationaler Ausrichtung auf die Beine gestellt, mit dem immer wieder die Grenzen von Clubkultur neu ausgelotet wurden. Formate wie Crybaby, eine der ersten Veranstaltungsreihen überhaupt im IfZ-Programm, haben eine ganze Generation von musikliebenden Clubkids geprägt. Crybaby hat Acts nach Leipzig geholt, die später an der Spitze einer neuen musikalischen Bewegung stehen sollten, die sich unter Deconstructive Clubmusic subsumieren lässt und neue Sounds mit politischen Anliegen und aufregenden Ästhetiken verbunden hat: von Coucou Chloe und Shygirl bis hin zu Mykki Blanco und Yves Tumor.
Politisch hat die Arbeit des IfZ nicht nur den Club ausgemacht, sondern in die gesamte linke Szene hinein gewirkt. In einer Zeit, in der das alles andere als Standard war, hat das IfZ Frauen im Clubkontext gefördert und Awareness-Arbeit fokussiert: Die inhaltlichen Veranstaltungen des Kulturraum e.V. (KreV), die clubeigene Antisemitismus AG, der Umgang des IfZ mit den eigenen Verstrickungen in Fälle von sexualisierter Gewalt, auch über die eigenen Clubräume hinaus. Die Menschen, die im IfZ gearbeitet haben, haben immer wieder gezeigt, dass Feiern und Politik sich nicht ausschließen müssen, sondern zusammengehören. 2022 und 2023 ist die Awareness-Arbeit des IfZ mit dem Sonderpreis der Kulturministerin ausgezeichnet worden. Dem zugrunde liegt ein jahrelanges Engagement für die Themen Awareness, Safer Clubbing und Antisexismus der Menschen, die das IfZ gestaltet haben. Nicht immer hat die IfZ-Crew die richtigen Entscheidungen getroffen – aber was gewiss ist: Es wurde immer versucht, es richtig zu machen. Und dazu gehört auch, etwas auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen.
Warum also muss ein so erfolgreicher und visionärer Ort nun Ende 2024 schließen? Dem IfZ ein Scheitern am eigenen utopischen, linken und diskursorientierten Anspruch zu quittieren, wäre falsch. Dass der Club seit längerer Zeit finanzielle Probleme hat, wurde stets transparent nach außen kommuniziert. Nach der Pandemie blieben die Gäst:innen aus, gestiegene Energiekosten machen es immer schwerer, einen so großen Club zu betreiben, ohne dabei die Eintrittspreise ins Unermessliche zu erhöhen. Nicht zuletzt muss die staatliche Corona-Hilfe zurückgezahlt werden, die der Club während der pandemiebedingten Schließung erhalten hat. Um solchen materialistischen Herausforderungen entgegenzutreten, braucht es kollektive Kraftanstrengungen und eine gemeinsame Vision der Menschen, die diesen Ort gestalten. Und auch dann ist es nicht garantiert, dass ein linker Club in einer kapitalistischen Ökonomie überleben kann. Andere Beispiele wie die Schließung des So&So, des Mjut oder auch des Mensch Meiers in Berlin haben das gezeigt. Es scheint, als sei das Kollektivitätsgefühl, dass den nötigen Zusammenhalt schafft, dem IfZ mit den Jahren abhanden gekommen. Zum einen, weil viele Millennials mit ihren Mitte-Dreißiger bis Mitte-Vierziger Jahren andere Interessen entwickelt haben. Zum anderen, weil das IfZ vor Herausforderungen einer sich verändernden linken Szene gestellt war.
Die Bemühungen, den Club zu öffnen, beispielsweise Leipzigs BIPoC-Communities bewusst einzubinden und die überwiegend weißen Strukturen des IfZ zu reflektieren, führen zu Konflikten und internem Widerstand. Fragt man die Einen, ist das antideutsches Gatekeeping und rassistischer Ausschluss, fragt man die anderen, lässt man damit Antisemitismus und schädlicher Identitätspolitik freien Lauf. Zuletzt hatte das IfZ seine Politiken maßgeblich verändert: das Tragen der Kufiya wurde im Club, nach dem Rausschmiss einer Gästin, die genau das getan hatte und einer anschließenden intensiven Aufarbeitung dieses Vorgangs, erlaubt.
Die Debatte, wie man sich bezüglich Israel-Palästina positionieren muss, stellt die gesamte deutsche Kulturszene vor stärkere Herausforderungen denn je. Seit dem Angriff der Hamas und ihrer Verbündeten auf Israel und dem anschließenden Krieg in Gaza ist auch die Linke in Deutschland tiefer gespalten als je zuvor. Zwischen einer neuen Antisemitismuswelle, steigendem antimuslimischen Rassismus, Polizeigewalt und staatlicher Repression denen gegenüber, die auf das Leid von Palästinenser*innen aufmerksam machen, gibt es in der Clubkultur eigentlich nur noch eine Gewissheit: dass alle sich gegenseitig canceln. Der Boykott ist im Kunst- und Kulturbereich sowie der Clubkultur das politische Mittel der Stunde. Die BDS-Kampagne hat seit Jahren die Strukturen vorgebaut, die nun in aller Härte greifen. Auf der anderen Seite steht die in Leipzig stark verankerte israelsolidarische Linke, die palästinasolidarische Stimmen, auch im Clubkontext, verunmöglicht. Kontaktschuld und Outcalls, manchmal nur aufgrund von Instagram-Likes, erschweren einen produktiven Diskurs. Das IfZ hat in den letzten zehn Jahren auf viele drängende Fragen der Clubkultur kollektiv gute Antworten entwickeln können und ist damit oft Vorreiter:in für andere kollektive Projekte gewesen. In diesem Fall scheint keine konstruktive Einigung möglich zu sein. Und so sind die politischen Verwerfungen zwar sicherlich nicht der singuläre Grund, warum das Projekt IfZ zu einem Ende kommt, aber eine Erklärung dafür, warum die kollektive Energie fehlt, um gemeinsam die Herausforderungen anzugehen, vor denen der Club als Ganzes steht.
Aber eine zehnjährige Geschichte wird nicht einfach aufhören, ohne nachzuwirken. Auch wenn das IfZ als Ort und Idee nach dem 31.12.2024 nicht existieren wird, gibt es vieles, was bleibt. Eine ganze Generation DJs, die durch die Workshop-Möglichkeiten, Proberäume und Gigs überhaupt erst wachsen konnte, Promoter:innen und Veranstalter:innen, die im IfZ angefangen haben und mittlerweile in ganz Deutschland die Clubkultur prägen. Schlussendlich gehören zu dieser Geschichte auch eine ganze Menge Leute, die eben nicht aus Leipzig weggezogen sind und durch das IfZ politisiert wurden. Was bleibt, ist auch der Versuch, etwas anders zu machen. Einen großen Club nicht kommerziell zu betreiben und ohne moralische Korruption in einem durchkommerzialisierten Musikbusiness politische Clubkultur zu ermöglichen. Auch wenn am Ende die wirtschaftlichen Zwänge größer sind als diese Ideale: Eine Dekade lang hat der Club gezeigt, dass Gegenkultur möglich ist – Another Sound is possible (gewesen).
Zum Spagat zwischen Musik, Nachtleben und Politik gehört auch, am eigenen Anspruch zu scheitern. Auch das ist eine generationale linke Erfahrung, die weit über das IfZ hinausgeht.
Am Ende steht die Frage: Was kommt nach dem IfZ? Unbestritten ist die anstehende Schließung für die Stadt Leipzig und die Region ein großer Verlust. Gerade jetzt, wo die Ergebnisse der Europa- und Landtagswahlen vielen wenig Hoffnung auf die Umsetzung progressiver Ideen machen, sondern vielmehr rechtsextreme, antiliberale Politiken parlamentarisch manifestiert werden, ist es fraglich, ob ein ähnliches Projekt noch mal Fuß fassen kann. Leipzig ist eben nicht mehr „das neue Berlin“, sondern wie Berlin selbst: Freiräume im Sinne von Leerstand und utopischen Denkräumen sind nicht mehr da, wie es noch vor zehn Jahren der Fall gewesen ist. Das Leben ist, spätestens nach Pandemie und Inflation, auch in Leipzig teurer geworden. Diese krisengeprägte kapitalistische Hustle-Culture vermag es nicht mehr, eine ganze linke Generation vom ernsthaften Geldverdienen zu entbinden, damit sie sich ehrenamtlich in einem Club engagieren können. Und vielleicht möchte die neue Generation das auch nicht? Eine Antwort darauf bleibt abzuwarten. Die linken Millennials, die das IfZ aufgebaut und jahrelang betrieben haben, sind einfach zu erschöpft und vielleicht auch ein wenig desillusioniert. Aber die Geschichte der Clubkultur zeigt uns: Wenn ein Club geschlossen wurde, hat meistens ein neuer eröffnet. Die Chance entsteht dort, wo Menschen, die an Musik und Politik interessiert sind, anfangen, neue Räume zu kreieren. Und darauf darf man gespannt sein. Vielleicht ist es doch nicht das Ende der Zukunft.
Credit für 1. Foto: Birk Poßecker