Es ist Mittagszeit. Mit hungrigem Bauch entstehen diese Zeilen hier. Und es ist kein Kalauer, dass es um Mittagskind geht, der seit gut zwei Monaten erste Tracks veröffentlicht.
Der Name Mittagskind geistert schon seit längerem durch die mehr oder weniger versteckten Line-ups der Eule-Partys. Und wer es durch das urbane Dickicht zu deren Partys schafft, wird früher oder später auch eines der Mittagskind-DJ-Sets erleben. Dass er auch Producer ist, war mir neu.
Innerhalb der vergangenen zwei Monate sind drei Tracks auf zwei digital veröffentlichten Compilations erschienen. Eine davon ist „Tequendama Disco“ des kolumbianischen Labels Retorica. Dort finden sich „Quantum Leap“ und „Solido“, zwei unaufgeregte Minimal-Stücke mit viel Melancholie und wehmütigen Harmonien. Letzterer mit tief raunender Bassline und einem angekitschten Saxofon-Sample.
Nimmt man die zwei Dutzend Tracks auf Soundcloud hinzu, dann ist eine leichte Düsternis und Verschlossenheit sowie eine gewisse Verspieltheit als Grundrauschen immer herauzuhören. An manchen Stellen ließe sich auch Pathos dazu schreiben. Effektvoller Minimal also in Zeiten, in denen der Reiz an Minimal etwas verflogen ist.
Allerdings passt dieser Sound nach wie vor in die vielen Afterhour-Stunden. Oder in die stille, ausgelaugte Zeit nach der Afterhour. Im Gegensatz zu den größtenteils unsäglichen Party-Bomben auf dem Rest der Retorica-Compilation klingen die beiden Mittagskind-Stücke aber mehr als deplatziert.
„Kreis mit Radius Null“ kam übrigens schon Anfang April bei Benthic heraus. Straighter, sehr aufgeladen und mit höherer Rave-Flagge ist dieser Track. Mittagskind ist also auch auf anderen Pfaden unterwegs.